Denkmaldatenbank

Schillerpark-Siedlung

Obj.-Dok.-Nr. 09030287,T
Bezirk Mitte
Ortsteil Wedding
Adressen Bristolstraße
1, 3, 5, 7, 11, 13, 15, 17, 17A, 17B, 17C, 17D, 17E, 19, 19A, 19B, 19C, 19D, 19E, 21, 23, 23A, 23B, 23C, 23D, 23E, 25, 27

Barfusstraße 23, 25, 27, 29, 31

Corker Straße
3, 5, 7, 19, 21, 23, 25, 26, 27, 28, 29, 30, 32A, 32B, 32C, 33, 34A, 34B, 34C, 35

Dubliner Straße 62, 64, 66

Holländerstraße 80, 81, 82, 83, 84

Oxforder Straße 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 14

Windsorer Straße 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Siedlung & Wohnanlage
Entwurf 1924-1930
Entwurf Taut, Bruno & Hoffmann, Franz (Architekt)
Bauherr Berliner Spar- und Bauverein & Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 (Genossenschaft)

Die Siedlung Schillerpark gehört mit ihrem neuartigen städtebaulichen Konzept und der gelungenen architektonischen Gestaltung zu den wegweisenden Wohnungsbauvorhaben der 1920er Jahre. (1) Auf dem Gelände an der Bristolstraße gegenüber dem Schillerpark wurden 1924-30 drei durch Querstraßen getrennte Siedlungsteile erbaut, die nach dem Zweiten Weltkrieg im östlichen Abschnitt verdichtet und nördlich der Corker Straße nochmals erweitert wurden. (2)

Der Berliner Spar- und Bauverein beauftragte für die Bauabschnitte der 1920er Jahre die Architekten Bruno Taut, Max Taut und Franz Hoffmann und 1954 den Architekten Hans Hoffmann, der den nördlichen Abschnitt anfügte und den östlichen Abschnitt unter anderem durch Zeilenbauten im Blockinneren ergänzte.

Bruno Taut stellte dreigeschossige Blöcke in einer offenen Blockrandbebauung um ruhige Gartenhöfe. Die Treppenhäuser liegen jeweils an der Nord- bzw. an der Ostseite, so dass ein Teil der Eingänge von der Straße, der andere vom Gartenhof aus zugänglich ist. Hierfür sind jeweils an den äußeren Enden der Zeilen Durchgänge geschaffen. Die halboffene Bauweise unterstützt nicht nur die von Taut angestrebte Verbindung der Wohn- und Freiräumen, die Taut "Außenwohnraum" nennt, auch der angrenzenden Schillerpark wird mit einbezogen: Taut legte auf der Höhe eines zentralen Parkzuganges, neben der Oxforderstraße, eine breite Grünschneise mit doppelter Baumreihe durch den Siedlungsbinnenraum und verband so den Park mit den privaten Grünflächen. Ein bis dahin in Berlin ungewohntes Motiv war das flache Dach, das hier aus Kostengründen nach holländischem Vorbild erstmals im Berliner Siedlungsbau der 1920er Jahre verwendet wurde.


(1) Berliner Wohnungsbauten aus öffentlichen Mitteln. in: Baugewerks-Zeitung 58 (1926), S. 547-548; Taut, Bruno: Die Lücke im Baublock - eine Lücke in der Bauordnung von Berlin. in: Bauwelt 18 (1927), S. 791-793; Neue Berliner Siedlungen. in: Deutsche Bauhütte 31 (1927), S. 163; Brunner, Karl H.: Das großstädtische Mehrstockmiethaus. in: Zeitschrift für Bauwesen 79 (1929), S. 10; Junghanns, Kurt: Bruno Taut 1880-1938. Berlin 1970, S 64-65 BusB IV B, S. 372-373; Bothe, Rolf: Bruno Tauts Siedlung Schillerpark, "eine bewußte Scheußlichkeit"? in: Schlösser - Gärten - Berlin. Festschrift für Martin Sperlich zum 60. Geburtstag 1979. Hrsg. von Detlef Heikamp. Tübingen 1980, S. 179-200; Bothe, Rolf: Erker, Balkons und Loggien und die Bedeutung des "Außenwohnraumes" bei Bruno Taut. Die Siedlung Schillerpark in Berlin-Wedding. in: Neue Heimat. Monatshefte für neuzeitlichen Wohnungs- und Städtebau 27 (1980), Heft 5, S. 38-47; Hüter, Karl-Heinz: Architektur in Berlin 1900-1933. Dresden 1987, S. 178, 180; Zwischen Tradition und Innovation, 100 Jahre Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892. Hrsg. von Klaus Novy und Barbara von Neumann-Cosel, Berlin 1992, S. 75-79, 144-147. Dolff-Bonekämper, Gabi: Die Schillerpark-Siedlung in Berlin-Wedding - ein Beitrag zum Wohnungsbau der 20er Jahre. in: Denkmalschutz und Denkmalpflege in Berlin. Jahrbuch 1994. Hrsg. vom Landesdenkmalamt Berlin. Berlin 1996, S. 57-60; Dehio Berlin 2000, S. 482.

(2) Hinderlich war die Grundstückseinteilung, denn durch den östlichen Block verlief bis 1938 die Gemarkungsgrenze zwischen Berlin und Reinickendorf. Dort war eine Straße vorgesehen, die nach den Auflagen der städtischen Behörden vorerst freigelassen werden musste, obwohl eine Aufhebung beabsichtigt war.

Literatur:

  • Junghanns, Kurt, Bruno Taut 1880-1938, Berlin 1970Wendschuh/ Bruno Taut, 1980Bothe, Rolf/ Erker, Balkons und Loggien und die Bedeutung des "Außenwohnraums" bei Bruno Taut in neue heimat 5 (1980) / Seite 38ff.
  • Schumacher/ Otto Haesler, 1982Die Form 1 (1925/26) / Seite 547-548
  • N.N./ Berliner Wohnungsbauten aus öffentlichen Mitteln in Baugewerks-Zeitung 58 (1926) / Seite Beilage "Der neue Bau", S. 46-47
  • Bauwelt 18 (1927) 2 / Seite 791-793
  • Taut, Bruno/ Die Lücke im Baublock - eine Lücke in der Bauordnung von Berlin in Bauwelt 18 (1927) / Seite 163
  • N.N./ Neue Berliner Siedlungen in Deutsche Bauhütte 31 (1927) / Seite 10
  • Brunner, Karl H./ Das großstädtische Mehrstockmiethaus in
    Zeitschrift für Bauwesen 79 (1929) / Seite 237-238
  • Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 68-73
  • Brenne, Bruno Taut, Berlin 2005

Teilobjekt I. Bauabschnitt

Teil-Nr. 09030287,T,001
Datierung 1924-1925, 1951
Entwurf Taut, Bruno (Architekt)
Entwurf Taut, Max
Ausführung Bauhütte Berlin GmbH
Adressen Bristolstraße 1, 3, 5, 7, 11

Dubliner Straße 62, 64, 66

Oxforder Straße 3, 5, 7

Die Wohngebäude des ersten Bauabschnitts an Bristolstraße 1/11, Dubliner Straße 62/66, und Oxforder Straße 3/7, ausgeführt 1924-25, zeichnen sich durch ein tiefes, räumlich gestaffeltes Fassadenrelief aus. Die Plastizität resultiert aus den Grundrissverbesserungen, die Taut vornahm. An jedes Treppenhaus wurden pro Geschoss drei Wohnungen angeschlossen. Um eine bessere Lage und Lüftung der ungünstig gelegenen Mittelwohnung zu ermöglichen, schob er diesen Abschnitt ein Stück aus der Mauerflucht heraus und setzte einen altanähnlichen Vorbau, der aus einer Kombination von übereinanderliegenden Loggien und Balkonen besteht, davor. Die Backsteinfassaden werden durch Putzflächen mit horizontalen Ziegelstreifen rhythmisch gegliedert. Die abwechslungsreiche Gestaltung orientiert sich an holländischen Vorbildern. Beispielgebend waren die Siedlungen von Jacobus Johann Pieter Oud und der Amsterdamer Schule. Taut hatte die Niederlande mehrfach besucht und die großen Leistungen des niederländischen Siedlungsbaus eingehend studiert.

Teilobjekt II. Bauabschnitt

Teil-Nr. 09030287,T,002
Datierung 1927-1928
Entwurf Taut, Bruno & Hoffmann, Franz (Architekt)
Ausführung Boswau und Knauer AG
Adressen Corker Straße 25, 27, 29, 33, 35

Windsorer Straße 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11

Oxforder Straße 9, 11

Im 1927-28 ausgeführten Bauabschnitt wurden die Gartenhöfe durch Wohngebäude an Corker Straße 25/35, Windsorer Straße 3-11 sowie Oxforder Straße 4/10 und 9/11 abgeschlossen. Um die Unterhaltskosten niedrig zu halten, verwendete Taut weiterhin Backstein. Nur die nördlichen Eingangsseiten an der Corker Straße sind verputzt. Dieser Abschnitt ist deutlich sparsamer detailliert als die früheren Bauten. Die Grundrisse konnten gegenüber dem ersten Bauabschnitt vereinfacht werden, weil der Bauherr auf Mittelwohnungen verzichtete. Beachtung verdient die zurückgestufte, durch Balkone bereicherte Ecklösung an Corker und Oxforder Straße. Dort musste Bruno Taut auf eine geplante Diagonalstraße Rücksicht nehmen, deren Realisierung jedoch später aufgegeben wurde.

Teilobjekt III. Bauabschnitt

Teil-Nr. 09030287,T,003
Datierung 1929-1930
Entwurf Taut, Bruno & Hoffmann, Franz (Architekt)
Ausführung Bauhütte Berlin GmbH
Adressen Bristolstraße 13, 15, 17, 19, 21, 23

Barfusstraße 23, 25, 27, 29, 31

Der dritte Bauabschnitt mit den Wohngebäuden Bristolstraße 13/17 und 19/20 sowie Barfusstraße 23/25 und 27/31entstand 1929-30 östlich der Oxforder Straße. Die Bauweise wurde nochmals vereinfacht und versachlicht. Flächige Backsteinfassaden mit liegenden Rechteckfenstern ersetzen das lebhafte Fassadenrelief des ersten Bauabschnitts.

Teilobjekt IV. Bauabschnitt

Teil-Nr. 09030287,T,004
Datierung 1954
Entwurf Hoffmann, Hans (Architekt)
Ausführung Bauhütte Berlin GmbH (Baufirma)
Ausführung Schwiegershausen und Schenk
Ausführung D. Burgert KG
Adressen Bristolstraße
17A, 17B, 17C, 17D, 17E, 19A, 19B, 19C, 19D, 19E, 23A, 23B, 23C, 23D, 23E, 25, 27

Corker Straße 3, 5, 7, 19, 21, 23

Oxforder Straße 12, 14

Der Baublock [III] konnte 1954 verdichtet werden, nachdem man auf die schräg einschneidende Straße endgültig verzichtet hatte. Hans Hoffmann, Architekt und Vorstandsmitglied der aus dem Berliner Bauverein hervorgegangenen Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892, ergänzte den Blockrand um die Wohngebäude Bristolstraße 25/27 sowie Corker Straße 3/7 und 19/23 und errichtete im Gartenhof die drei Hauszeilen Bristolstraße 17 A-E, 19 A-E und 23 A-E. Die Neubauten orientieren sich größtenteils an den älteren Gebäuden von Bruno Taut. Die Sonnenseiten sind als Fensterwände mit durchgehenden Balkonen gestaltet. Die Erdgeschosswohnungen besitzen private Gärten.

Teilobjekt V. Bauabschnitt

Teil-Nr. 09030287,T,005
Datierung 1955-1956, 1959
Entwurf Hoffmann, Hans (Architekt)
Adressen Holländerstraße 80, 81, 82, 83, 84

Die Hausgruppe Corker Straße 26/34 und Holländerstraße 80-84 errichtete Hans Hoffmann 1955-58 und 1959 am nordöstlichen Ende der Siedlung. Die Wohnblöcke sind auf einem trapezförmigen, parkartig bewachsenen Grundstück unter optimaler Ausnutzung des Geländes frei gruppiert. Die hinteren Wohngebäude besitzen vollständig verglaste Längsseiten, die durch eingefügte Loggien räumlich gestaffelt erscheinen. Auch hier sind viele Erdgeschosswohnungen mit Privatgärten ausgestattet.

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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