Denkmaldatenbank

Ensemble Graunstraße

Obj.-Dok.-Nr. 09030194
Bezirk Mitte
Ortsteil Gesundbrunnen
Adressen Graunstraße 28, 29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37

Gleimstraße 4, 5, 6

Lortzingstraße 24, 25, 26
Denkmalart Ensemble
Sachbegriff Mietshausgruppe & Kloster

In der nördlichen Rosenthaler Vorstadt ist einzig in der Graunstraße eine geschlossene Blockrandbebauung mit Mietshäusern des 19. Jahrhunderts erhalten geblieben. Die Wohnhäuser vermitteln eine Vorstellung, wie das gesamte Viertel vor Beginn der großangelegten Stadtsanierung aussah. Beispielhaft lässt sich ablesen, wie die verdichtete Mietshausbebauung im ausgehenden 19. Jahrhundert entstand. Das Gelände zwischen Lortzingstraße und Ringbahn gehörte einer Terraingesellschaft, der Baugesellschaft Humboldthain, die nach Erschließung und Parzellierung des Baulands die Grundstücke einzeln an Bauunternehmer, meist Mauer- und Zimmermeister, verkaufte. Nach eigenen Entwürfen errichteten die Maurermeister fünfgeschossige Mietshäuser mit Seiten- und Quergebäuden. Graun- und Gleimstraße wurden in einem kurzen Zeitraum zwischen 1894 und 1898 bebaut. Die Wohnhäuser erhielten aufwendig gestaltete Straßenfassaden mit vorgelagerten Balkonen. (1) Dabei wechseln Baustile und Dekorationen von Haus zu Haus. Die Straßenfassaden unterscheiden sich, auch wenn sie von einem Bauunternehmer errichtet wurden. Das verdeutlichen die Häuser Gleimstraße 5 sowie Gleimstraße 6, Ecke Graunstraße 28, die beide 1896-97 von August Wand und Johann Matthiesen geschaffen wurden. Das Eckhaus ist mit gotisierenden Elementen geschmückt, das benachbarte Gebäude zeigt hingegen die Formenwelt der Neorenaissance, die in der Graunstraße vorherrschend ist. Der 1974-79 von Werner Weber und Gino Greth sanierte Baublock verdeutlicht einen vorsichtigen Wandel der Stadterneuerung. Erstmals wurde eine Mietshausreihe nicht abgerissen, sondern renoviert und farblich neu gestaltet. Allerdings ließ die DeGeWo alle Hintergebäude beseitigen und die Wohnungsgrundrisse verändern. Die Fassaden erhielten eine bunte, leuchtende Farbgestaltung. Die alten Balkongitter wurden durch Brüstungen aus roten Metallplatten ersetzt.


(1) Die ursprüngliche Fassadengestaltung der Häuser in der Graunstraße ist auf zwei Fotos von 1910 zu sehen, siehe Rogge, Henning: Fabrikwelt um die Jahrhundertwende am Beispiel der AEG Maschinenfabrik in Berlin-Wedding. Köln 1983, Abb. 35-36.

(2) Ein praktisches Beispiel der Altbau-Modernisierung. in: Bauwelt 66 (1975), S. 1316-1321; Städtebauliche Entwicklung im Block 243. in: Der Wedding im Wandel der Zeiten. Hrsg. vom Bezirksamt Wedding von Berlin. Berlin 1985, S. 52-55; Müller 1985, S. 150-151; Bodenschatz 1987, S. 210-211; Stadterneuerung 1988, S. 118-125.

Literatur:

  • Topographie Mitte/Wedding, 2004 / Seite 107

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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