Der gegenüberliegende Straßenbahnbetriebshof Gesundbrunnen, Badstraße 41A, bezeichnet einen verkehrsgeschichtlich bedeutsamen Standort. Auf der südlichen Hälfte der Pankeinsel hatte die Große Berliner Pferde-Eisenbahn-Actien-Gesellschaft bereits 1873 einen Betriebshof eingerichtet, um die erste Pferdebahnlinie Berlins zu betreiben, die zwischen Badstraße und Rosenthaler Platz verkehrte. Das immer weiter ausgebaute Pferdebahnnetz wurde im ausgehenden 19. Jahrhundert auf elektrisch betriebene Straßenbahnen umgestellt. Die erste elektrische Straßenbahn Berlins fuhr 1895 zwischen Gesundbrunnen und Pankow. Da die Pankeinsel bald zu klein war, erwarb das Verkehrsunternehmen, das sich seit 1898 Große Berliner Straßenbahn Aktien-Gesellschaft nannte, im Jahr 1890 eine Parzelle an der Uferstraße, die später um weitere Grundstücke erweitert wurde. (1) Der Betriebshof zwischen Uferstraße 8 und Gottschedstraße ist durch die Uferstraße, die über dem zugeschütteten nördlichen Arm der Panke verläuft, von den Werkstätten auf der ehemaligen Pankeinsel getrennt. Nach der Einstellung der letzten Straßenbahnlinien im Bezirk Wedding wurde der Straßenbahnbetriebshof 1961 geschlossen. Die Berliner Verkehrsbetriebe nutzen die Gebäude heute als Hauptwerkstatt für Omnibusse.
An der Uferstraße sind einige ältere Bauten erhalten geblieben. Der dreistöckige Etagen-Pferdestall, erbaut 1891, erinnert noch an die Ära der Pferdebahnen, ist aber weitgehend überformt. 1898 errichtete Joseph Fischer-Dick die große, mit Sheddächern belichtete Straßenbahnhalle, die aus Wagenreparaturwerkstatt und Lackierwerkstatt besteht. Die Fassaden wurden 1956-57 umgestaltet. Nur das Portier- und Wohngebäude behielt seine alte Gestalt. Der dreigeschossige Backsteinbau an der Uferstraße, erbaut 1898 von Joseph Fischer-Dick und erweitert 1910, ist schlicht und schmucklos. An die Straßenbahnhalle schließt sich die 1901 in Betrieb genommene Reparaturwerkstatt für Untergestelle an. Der Wagenschuppen an der westlichen Grundstücksgrenze wurde 1968 vollkommen überformt. Jean Krämer, der Hausarchitekt der Großen Berliner Straßenbahn Aktien-Gesellschaft, ergänzte die älteren Werkstätten 1927-28 um weitere Bauten, die mit ihren klaren, schlichten, blockhaften Formen unverkennbar von der Neuen Sachlichkeit geprägt sind. Das Kantinen- und Verwaltungsgebäude, das auf ein Wohnhaus von 1904 zurückgeht, erhielt einen markanten Fassadenaufbau, für den waagerechte Streifen bestimmend sind. (2) Unter dem weit überstehenden Flachdach wechseln rote backsteinverkleidete Brüstungsbänder mit verputzten Wandabschnitten. Beachtung verdient die Holzlagerhalle an der Gottschedstraße, deren Backsteinwände durch dicht übereinander liegende Gesimse aus Betonwerkstein gegliedert werden. Die anschließende Grundstücksmauer setzt diesen horizontalen architektonischen Aufbau fort.
Die ehemalige Pankeinsel wurde 1926-31 mit neuen, einheitlich wirkenden Straßenbahnwerkstätten bebaut. Ein Mauer begrenzt den vorgelagerten Hof an der Badstraße. Jean Krämer schuf blockhafte, mit rotbraunen Klinkern verkleidete Gebäude, bei denen die klaren Formen der Neuen Sachlichkeit mit expressiven Motiven vereint sind. (3) Die paarweise hervortretende Klinkerlagen geben den langgestreckten, niedrigen, mit Flachdach versehenen Bauten eine kraftvolle und dynamische Ausstrahlung. Das gilt insbesondere für die 144 m lange Werkstatthalle an der Uferstraße. Der innere Hof wird von einem zweistöckigen Lager- und Personalgebäude begrenzt, der in eine zweite Werkstatthalle übergeht. Die Front am begradigten und befestigten Pankekanal kennzeichnet eine straffe Ordnung aus vor- und zurückgesetzten Klinkerlagen und querliegenden Fensterschlitzen. Den spitz zulaufenden Geländestreifen im Südwesten nutzte Jean Krämer geschickt aus, indem er dort die gestaffelte Baugruppe des Kraftwerks anordnete. Das aufragende Kesselhaus, in das große rechteckige Fensterbahnen eingeschnitten sind, geht in eine niedrige Umformerstation über, die mit einem markanten runden Turm die Pankeinsel abschließt.
(1) Das Grundstück Uferstraße 11, erworben 1890, wurde 1897 um das Grundstück Uferstraße 10 erweitert. 1928 folgten die Parzellen Uferstraße 8 und 9. Die Grundstücke reichen jeweils bis zur Gottschedstraße.
(2) BusB X B (1), S. 238.
(3) Neue Straßenbahnwerkstätte in Berlin. in: Bauwelt 20 (1929), S. 52; BusB X B (1), S. 238-239; Dehio Berlin 2000, S. 480.