Denkmaldatenbank

Kirche, Kirchhof, Einfriedung Alt-Lichtenrade 109

Obj.-Dok.-Nr. 09030086
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Lichtenrade
Adressen Alt-Lichtenrade 109
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Kirche & Kirchhof & Einfriedung
Datierung 1301/1399
Umbau 1902, 1947-1949

Die auf dem Dorfanger angeordnete Dorfkirche Lichtenrade, Alt-Lichtenrade, erinnert an die wechselvolle Geschichte des im 13. Jahrhundert gegründeten Angerdorfs. (1) Im Unterschied zu den benachbarten Dörfern Tempelhof, Mariendorf und Marienfelde wurde in Lichtenrade eine schlichte Saalkirche ohne Chor und Turm errichtet. Die ungegliederten Wandflächen bestehen aus grob behauenen Feldsteinquadern. Im Mauerwerk kann man an mehreren Stellen Spuren der alten Spitzbogenöffnungen mit Backsteineinfassung erkennen. An der Ostseite war früher eine Dreifenstergruppe ausgebildet. Die Befunde sprechen für eine Datierung ins späte 13. oder frühe 14. Jahrhundert. Etwa 1660 erhielt die Dorfkirche einen Fachwerkturm, der mit Holzbrettern beplankt war. Wegen Baufälligkeit musste man den Turm 1810 abreißen. Bei einer Erneuerung 1769 wurden die alten Spitzbogenfenster vermauert, die beiden neuzeitlichen Rundbogenfenster an der Ostseite eingebrochen, das alte Südportal geschlossen und daneben ein neuer Eingang angelegt. Den Westturm aus industriell bearbeiteten Feldsteinen ließ die Gemeinde 1902 durch Georg Schwarzkopff errichten. Der Turm besaß ursprünglich ein achtseitiges Pyramidendach mit vier kleinen Türmchen an den Ecken. Vor dem Südeingang wurde die Sakristei errichtet. Nach einem Bombentreffer brannte die Dorfkirche 1943 vollständig aus. Bei der Wiederherstellung 1948-49 wurden die Außenmauern um knapp einen Meter erhöht, während der Turm ein quer zum Kirchenschiff gerichtetes Satteldach erhielt.Die Dorfkirche besitzt eine Holzbalkendecke. Von der historischen Ausstattung ist nichts mehr zu sehen. Der Kanzelaltar des 17. Jahrhunderts war bereits 1922 entfernt worden. Das letzte alte Ausstattungsstück, ein barocker Taufengel mit Taufschale, wurde 1961 an das Heimatmuseum des Bezirks Tempelhof abgegeben. Bei der Modernisierung des Innenraums 1959-61 erhielt die Dorfkirche die heutige Ausstattung mit Altar, Kanzel und Taufstein. Hans-Joachim Burgert schuf 1963-64 die beiden Altarfenster und das eindrucksvolle Altarkreuz. Es besteht aus kleinen Bronzereliefs, die den gekreuzigten Christus und die Apostel zeigen, sowie aus farbigen Emaillefeldern mit Szenen aus dem Neuen Testament, die in einem Metallrahmen angeordnet sind. Für die Altarfenster wurde ein bemerkenswertes theologisches Programm ausgearbeitet. Die alt- und neutestamentlichen Darstellungen symbolisieren Gesetz (linkes Fenster) und Evangelium (rechtes Fenster). (2)


(1) Spatz 1912, S. 165; Pomplun 1960, S. 175; Pomplun 1962, S. 46; Kühne/Stephani 1978, S. 248-249; v. Müller 1981, S. 280; Pomplun 1984, S. 58-60; Hoffmann-Tauschwitz 1986, S. 69-74; Tempelhof und seine Dorfauen 1987, S. 60-61; Cante 1987, S. 105-108; Tempelhof - Bauten, Straßen, Plätze 1992, S. 18; BusB VI, S. 343-344; Dehio Berlin 2000, S. 416; Wollmann-Fiedler/Feustel 2001, S. 78-79; Goetz/Hoffmann-Tauschwitz 2003, S. 287-288.

(2) Das linke Fenster symbolisiert das Gesetz (Moses mit den Gesetzestafeln, König David mit seinem toten Sohn vor dem Propheten Nathan, Jesus mit Petrus nach dem erfolgreichen Fischzug, Jesus als Weltenrichter). Das rechte Fenster verweist auf das Evangelium, die frohe Botschaft (Noah beim Opfer, Abraham und Isaak, Jesus bei der Bergpredigt, Missionsbefehl an die Jünger).

Literatur:

  • Reclam Berlin, 1980 / Seite 382f.
  • Kühne, Stephani/ Kirchen, 1978 / Seite 248
  • Topographie Tempelhof, 2007 / Seite 221ff.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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