Denkmaldatenbank

Singakademie

Obj.-Dok.-Nr. 09030077
Bezirk Mitte
Ortsteil Mitte
Adressen Am Festungsgraben 2

Dorotheenstraße 9, 11
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Konzertsaal
Entwurf 1821
Datierung 1825-1827
Umbau 1888
Umbau 1946-1947
Entwurf Ottmer, Carl Theodor (Architekt)
Entwurf Schinkel, Karl Friedrich (Architekt)
Bauherr Berliner Singakademie

Zwischen dem Zeughaus und der Humboldt-Universität rahmen das Palais Am Festungsgraben, die ehemalige Singakademie und die Neue Wache als klassizistisches beziehungsweise spätklassizistisches Bauensemble den nach 1816 durch die Zuschüttung des Festungsgrabens entstandenen intimen Stadtraum am Kastanienwäldchen.

Zur ersten Bebauung nach Beseitigung der Wallanlagen gehört im Bereich der Bastion I das ursprünglich 1751-53 von Christian Friedrich Feldmann für den Kammerdiener Johann Gottfried Donner erbaute Palais Donner, Am Festungsgraben 1. Die Hauptfront ist zum Kastanienwäldchen gerichtet, westlich grenzt das Palais an die ehemalige Singakademie, das heutige Maxim-Gorki-Theater. Bereits 1767 von der Finanzbehörde angekauft, seit 1787 Wohnung des Finanzministers und ab 1808 Sitz des Preußischen Finanzministeriums wurde die Anlage in den Jahren 1861-63 von Heinrich Bürde und Hermann von der Hude verändert. Der dreigeschossige Putzbau zeigt seitdem ein spätklassizistisches Äußeres mit rustiziertem Sockelgeschoss, regelmäßiger Reihung verdachter Fenster, abschließendem Konsolgesims, Balusterattika sowie einen dorischen Säulenportikus mit darüber liegendem Balkon. Beim Umbau 1863 entstanden eine Reihe repräsentativ gestalteter Innenräume, wie das spätklassizistische Haupttreppenhaus mit gusseisernem Geländer und der große zweigeschossige Festsaal im ersten Obergeschoss, die zum Frühwerk Hermann von der Hudes zählen. Eine größere Erweiterung folgte 1869-72 östlich zwischen der Straße Hinter dem Gießhaus und der Dorotheenstraße unter Leitung von Bauinspektor Wilhelm Neumann. Dabei wurde der Bauteil Hinter dem Gießhaus in der Fassadengestaltung der Überformung von 1861-63 angepasst.

Nach Kriegsschäden wurde bereits 1945-47 die Dreiflügelanlage Am Festungsgraben auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration als "Haus der Sowjetischen Kultur" wieder hergestellt und diente von 1950 bis 1989 als "Haus der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft". Die Instandsetzung des Bautraktes Hinter dem Gießhaus, der seit 1952 die Studiobühne und die Verwaltung des Maxim-Gorki-Theaters beherbergt, erfolgte 1974. Eine umfassende Restaurierung des Hauptgebäudes Am Festungsgraben wurde 1987-90 durchgeführt.

Eine Besonderheit ist der 1830 von Schinkel entworfene Festsaal des Weydingerhaus, der 1934 in den östlichen Erdgeschossraum des Hauptgebäudes Am Festungsgraben transloziert wurde. Dieser wertvolle Festsaal ist das letzte Beispiel einer Schinkelschen Innendekoration. Das Weydingerhaus in der Unterwasserstraße war seit 1860 im Besitz des preußischen Staates und wurde für den Neubau der Reichsbank 1934 abgebrochen.

Der Garten des ehemaligen Palais Donner erinnert noch an Berliner Hausgärten des 18. Jahrhunderts in zentraler Stadtlage. Das hinter dem Haus liegende Areal wurde 1797 als Garten "im englischen Geschmack" mit Eiskeller angelegt. (1) Ein Gartenplan von 1903 zeigt den durch eine Mauer abgegrenzten Garten mit Rondell und Brunnen sowie sanft geschwungenen Wegen, der vom Haus über eine Terrasse mit Parterres erreichbar war. Mit der Wiederherstellung des Palais erfolgte in den 1950er Jahren auch die Neugestaltung des Gartens, die heute noch in Grundzügen abzulesen ist. Die verkleinerte Terrasse führt über eine Treppe zu einem runden Brunnen aus Kunststein, der eine Insel aus Tuffsteinen mit einer Fontäne in der Mitte enthält. Drei gerundete Beete rahmen das Becken. Die weitere noch erahnbare Wegeführung ist in regelmäßige geometrische Formen gesetzt und stimmt nicht mehr mit derjenigen von 1903 überein. Prägend für den bereits in den 1930er Jahren als "Großstadtidyll" bezeichneten Garten ist der Bestand an alten Bäumen. (2) Vier über 160jährige Platanen sowie zwei große Ahorne vermitteln trotz der weitgehenden Überformung die Atmosphäre eines alt eingewachsenen Gartens.


(1) Die Gestaltung des damals noch direkt am Festungsgraben gelegenen Gartens ist nicht überliefert. Vgl. Meffert 1934.

(2) Vgl. Meffert 1934.

Literatur:

  • BusB I/II 1877 / Seite S.340f.
  • BusB II/III 1896 / Seite S.516f.
  • BusB V A 1983 / Seite S.129, 151.
  • Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 1 (1888) 14 / Seite S.131f.
  • Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, Berlin 1983 / Seite S.163.
  • Eberle, Gottfried/ 200 Jahre Sing-Akademie zu Berlin. Ein Kunstverein für die heilige Musik, Berlin 1991 / Seite (Zur Geschichte der Chorvereinigung der Berliner Singakademie)° Bei der Verwaltung der Maxim-Gorki-Theaters
  • Topographie Mitte/Mitte, 2003 / Seite 266

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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