Denkmaldatenbank

Museumsinsel

Obj.-Dok.-Nr. 09030065
Bezirk Mitte
Ortsteil Mitte
Adressen Bodestraße 1, 2, 3, 4, 10

Am Kupfergraben & Am Lustgarten & Am Zeughaus & Bodestraße & Burgstraße & James-Simon-Park & Lustgarten & Monbijoubrücke & Monbijoupark & Schloßplatz
Denkmalart Ensemble
Sachbegriff Museum & Platzanlage & Grünanlage & Kirche ev.
Datierung 1645
Umbau um 1830
Umbau um 1935
Entwurf Schinkel, Karl Friedrich
Entwurf Lenné, Peter Joseph

Der nördliche Teil der Spreeinsel, die so genannte Museumsinsel, ist ein in der Mitte Berlins gelegenes bau- und stadtbaukünstlerisches Ensemble, das mit seiner topographischen Dichte, seiner Nutzungsstruktur, der bewegten Physiognomie seiner Bauten und mit seiner stadträumlichen Wirkung als einzigartig anzusehen ist. Nach der Beseitigung des Schlosses und dem Bau des Palastes der Republik hat das Ensemble der Museumsinsel mit seiner komplexen Gestalt, seinen in alle Himmelsrichtungen weisenden Giebeln und Säulenfassaden und seiner scheinbaren Höhenstaffelung noch stärker als in der Vergangenheit die Funktion einer Stadtkrone im Zentrum Berlins erlangt.

Die Entstehung dieser Stadtkrone geht auf eine Idee des künstlerisch und architektonisch begabten Känigs Friedrich Wilhelm IV. zurück, der 1841 in einem Erlass die Absicht geäußert hatte, "die ganze Spree-Insel hinter dem (Alten) Museum zu einer Freistätte für Kunst und Wissenschaft umzuschaffen". Auf seinen Vorstellungen basiert auch der Entwurfsgedanke einer akropolisartigen, antikisierenden Bebauung mit einem erhöhten, tempelartigen Hauptgebäude und "den Hauptbau verschleiernden Säulenhallen", der in Form einer eigenhändigen Bleistiftskizze des Königs überliefert ist. (1) Die Museumsbauten bilden aber nicht nur ein überaus gelungenes architektonisches und städtebauliches Gefüge im Berliner Stadtraum, sondern der Museumskomplex ist auch ein wichtiges Zeugnis für die gesellschaftspolitische Bedeutung, die Kultur und Kunst am Beginn des 19. Jahrhunderts für das sich emanzipierende Bürgertum erhielten. Der zentrale Ort bürgerlichen Bildungserlebnisses wandelte sich zu einem Ort nationaler Identität und steigerte sich schließlich bis zur Darstellung imperialer Macht.

Bedeutende Wissenschaftler, wie Max J. Friedländer, Wilhelm von Bode und Theodor Wiegand haben einzigartige Sammlungen zusammengetragen, maßgebliche Museumskonzepte entwickelt und verwirklicht und eine enge Verbindung von Museumsbauten und Museumsgut geschaffen. 1999 wurde die Berliner Museumsinsel in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. (...)

Das Gebäudeensemble von Museumsinsel und Dom ist als bedeutender und vor allem als weitgehend erhaltener Teil des ehemaligen Schlossbezirks von großer symbolischer Aussagekraft. Dem Schloss als Sitz der weltlichen Macht war der Dom als Symbol der göttlichen Macht zugeordnet. Die Museen als "Freistätte der Künste und Wissenschaften", die der Erziehung des Volkes dienen sollte, verdeutlichen den wachsenden Einfluss des Bürgertums auf Gesellschaft und Politik im 19. Jahrhundert.


(1) Vgl. Petras 1987, S. 54-55; dort ist auch der Entwurf Friedrich Wilhelm IV. abgebildet.

Literatur:

  • Petras, Museumsinsel, 1987 / Seite S.10-20, 221ff weitere Literatur.
  • Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, Berlin 1983 / Seite 109f.
  • Dehio, Berlin und Potsdam, 1983 / Seite 49f.
  • Dehio, Berlin, 1994 / Seite 99-105
  • Reclam Berlin, 1974 / Seite 90-96
  • Reclam Berlin, 1991 / Seite 67-72
  • Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, Berlin 1983 / Seite 109-124
  • Schade, Günter, Die historische Entwicklung der Berliner Museumsinsel in
    Betthausen, Peter u.a., Die Museumsinsel zu Berlin, Berlin 1990 / Seite 9-47
  • Waetzoldt, Bibliographie zur Architektur im 19. Jhdt., 1977 / Seite Bd. 1, Nr. 5161-5189; Bd. 4, Nr. 37329-37370 (weitere Lit.)
  • Die Museumsinsel in Berlin, 1978 / Seite .
  • Scherer, Valentin, Deutsche Museen, Jena 1913 / Seite .
  • Güttler: Zeitschriften-Bibliographie, 1986 / Seite 269
  • Berlin im Kartenbild, Ausstellungskatalog der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin 1981 / Seite 11
  • Schul, Günther: Die ältesten Stadtpläne Berlins 1652 bis 1757, Weinheim 1986 / Seite 31, 47, 172
  • Berlin - Photographien von Waldemar Titzenthaler, 1990 / Seite 54f.
  • Schäche, Architektur, 1991 / Seite 104, 172, 517, 533
  • Topographie Mitte/Mitte, 2003 / Seite 232 f.
  • Gaethgens, Thomas W.: Die Berliner Museumsinsel im Deutschen Kaiserreich, München 1992 / Seite .

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Landesdenkmalamt Berlin
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