Denkmaldatenbank
Mietshaus Reichsstraße 105
09020830 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Westend |
Adressen | Reichsstraße 105 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Mietshaus |
Datierung | 1914-1915 |
Entwurf | Böttcher, Hans (Architekt) |
Ausführung | Hanschmann (Maurermeister) |
Bauherr | Hausgesellschaft Reichsstraße 105 mbH |
Innerhalb des Mietshausensembles bilden die benachbarten Häuser Reichsstraße 106, errichtet 1912-14, und Reichsstraße 105, errichtet 1914-15, eine Sondergruppe: (1) Die von Hans Böttcher für die Grundstücksgesellschaft Reichsstraße 106 GmbH sowie die Hausgesellschaft Reichsstraße 105 GmbH entworfenen Mietshäuser besitzen freistehende Gartenhäuser, die nicht wie üblich miteinander über Seitenflügel verbunden sind. Dadurch ist ein großzügiger, begrünter Hofraum vorhanden, dessen neoklassizistisches Dekor sogar die Brandwand des Nachbarhauses schmückt. Die großzügig belichteten Wohnungen der Quergebäude erschließen helle Treppenhäuser mit originaler Ausstattung. Zu Hofraum und Gartenhäusern gelangt man durch die Binnenhöfe der Vorderhäuser mit teils reich verzierten Bleiglasfenstern und durch die Durchfahrten mit dunkelblauen Glasurwandfliesen.
Die Straßenfassaden entsprechen dem mietshaustypischen Aufbau mit Erkern, Loggien und Balkonen, verzichten nun jedoch auf überladenes historisierendes Barockdekor des Wilhelminismus. Durch neoklassizistische Elemente wie Pilaster, Brüstungen, Pseudo-Balustraden, Vasen und durch Jugendstilanklänge waren die beiden Häuser zur Bauzeit stilistisch up to date. Originell sind die sternförmigen Vergitterungen des Mietshauses Reichsstraße 106. Die eleganten Wanddekorationen beider Vestibüle und Treppenhäuser mit Aufzügen belegen die Ansprüche des vermögenden Westender Bürgertums der späten Kaiserzeit. Die Erschließung der Fünf- und Sechs-Zimmerwohnungen erfolgt nicht über Flure, sondern eine große Empfangsdiele. In der Reichsstraße 108 lebten die Widerstandskämpferin Oda Schottmüller (1905-43), Bildhauerin und Tänzerin, sowie der Porträtmaler Eugen Spiro (1874-1972) - beiden wird am Haus durch Stolperstein beziehungsweise Gedenktafel gedacht.
Die sich anschließenden Mietshäuser Reichsstraße 104 und Reichsstraße 103/Kastanienallee 26, beide 1911-12 von Oskar Lange, tragen zum geschlossenen Fassadenbild der Wohn- und Geschäftsstraße bei und zeigen die Bandbreite der Gliederungsmöglichkeiten im gehobenen, reformierten Mietshausbau um 1910.
(1) Berliner Architekturwelt 19 (1916/17), S. 2 f., S. 82-86, S. 89-93; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. B, Die Wohngebäude, Mehrfamilienhäuser, Berlin-München-Düsseldorf 1974, S. 223 f., Nr. 680.
Literatur:
- Berliner Architekturwelt 19 (1916/17) 2/3 / Seite 82-86
- BusB IV B 1974 / Seite 223-224
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
- Tel.: (030) 90259-3653
- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
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