Denkmaldatenbank

Schloßstraße Charlottenburg

Obj.-Dok.-Nr. 09020790
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Schloßstraße
1, 1A, 4A, 5, 7, 8, 9, 11, 12, 13, 15, 15A, 16, 17, 18, 18A, 20, 22, 23, 51, 52, 53, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 65, 66, 67, 67A

Neue Christstraße 8

Seelingstraße 2

Wulfsheinstraße 10

Schustehrusstraße 45, 46, 47, 48
Denkmalart Ensemble
Sachbegriff Kasernengebäude & Mietshaus & Vorgarten & Allee

Die Schloßstraße verläuft rechtwinklig von der Bismarckstraße direkt auf das Corps de Logis des Schlosses Charlottenburg am Spandauer Damm zu. Die Straße war bereits 1697 Teil einer großzügigen Achsenführung, um das ab 1695 errichtete Lustschloss der Kurfürstin Sophie Charlotte mit dem Berliner Schloss durch den Großen Tiergarten und über die Straße Unter den Linden zu verbinden. (1) Zwischen Knobelsdorffstraße und Spandauer Damm verläuft im Mittelstreifen der Schloßstraße eine regelmäßige, zweireihige Lindenallee, an deren nördlichem Ende der Kuppelbau des Schlosses einen verheißungsvollen Blickpunkt darstellt. Die Straße nimmt gleichzeitig gemäß barocker Idealvorstellung die Hauptachse des Schlossgartens auf, die sich zusammen mit Sichtachsen nach Spandau, Oranienburg und Niederschönhausen im Gartensaal des Schlosses vereinigte. Das südliche Ende in Höhe der Knobelsdorffstraße markiert den Übergang zum einst sumpfigem Gelände des Lietzengrabens, der zunächst den durchgängigen Anschluss der Straße an die Ost-West-Achse verhinderte, sodass noch bis ins 19. Jahrhundert hinein die heutige Otto-Suhr-Allee, diagonal vom so genannten "Knie", dem späteren Ernst-Reuter-Platz, abknickend, die Wegeverbindung von Berlin nach Charlottenburg übernahm. 1841-42 wurde der Mittelstreifen der Schloßstraße auf Initiative von Friedrich Wilhelm IV. nach Plänen von Peter Joseph Lenné angelegt, mit Rasenbändern begrünt und von Baumpflanzungen begleitet. (2) Die Verfüllung des sumpfigen südlichen Straßenbereichs erfolgte 1856-57. (3) 1885-86 übernahm der Charlottenburger Magistrat die Pflasterung der Schloßstraße und zeitgleich gestaltete der Stadtgartendirektor Hermann Mächtig den Mittelstreifen um, indem er in die Alleenmitte einen durchgängigen Rasenstreifen legte, der mit Rondellen unterbrochen war. (4) Auf die Fortsetzung des Mittelstreifens bis zur heutigen Bismarckstraße wurde allerdings zu Gunsten größerer Baublöcke verzichtet. Der Zweite Weltkrieg hinterließ in der Schloßstraße Schäden, deren Beseitigung Mitte der 1950er Jahre zum Anlass genommen wurde, um mit der Einrichtung eines Fußgängerwegs im Mittelstreifen dem Konzept Lennés wieder zu entsprechen. (5) Am Südende der Allee, wo der Boden mit einem Schmuckpflaster bedeckt ist, steht mittig in der Achse eine Gaslaterne, deren gusseiserner fünfarmiger Kandelaber aus dem Jahr 1903 stammt. (6) Im Norden steht am Ende der Allee gegenüber dem Schloss Charlottenburg ein Bronzestandbild des Prinzen Albrecht von Preußen, dem jüngsten Sohn von Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise. Es wurde 1901 von Eugen Boermel und Conrad Freyberg gefertigt, ist von einem eisernen Gitter und ebenfalls von einer aufwendigen Schmuckpflasterung umgeben. (7) Das Denkmal auf einem roten Granitsockel mit vier Bronzetafeln (8) ist eines der wenigen in Berlin, das noch an seinem ursprünglichen Standort steht.


(1) Wendland, Folkwin: Berlins Gärten und Parke von der Gründung der Stadt bis zum ausgehenden 19. Jahrhundert, Frankfurt am Main-Berlin-Wien 1979, S. 118; Wimmer 1984 S. 14, S. 34.

(2) Hinz 1989, S. 124; May, Herbert: Einst eine Zierde der Residenz, Die Schloßstraße in Charlottenburg, Berlin 1992, S. 8, S. 13.

(3) May 1992, S. 8.

(4) May 1992, S. 8, S. 13.

(5) May 1992, S. 14.

(6) Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil X, Bd. A (2), Stadttechnik, Petersberg 2006, S. 15 (Abb. 8);Heckmann, Hans/Liman, Herbert/Röck, Sabine: Das Gaslaternen-Freilichtmuseum Berlin, Ein Museumsführer, hrsg. v. Deutschen Technikmuseum Berlin u.a., Berlin 2007, S. 51; www.gaslicht-kultur.de/Gaslaternen.html.

(8) Kähler, Susanne: Erfassung/Inventarisation von Werken der bildenden Kunst in öffentlichen Gartendenkmälern von Charlottenburg. Erstellt im Auftrag des Landesdenkmalamts Berlin, Fachreferat für Gartendenkmalpflege, 2005, Objekt 75. Das Standbild zeigt den Prinzen als General der Kavallerie, gekleidet in Uniform mit Schirmmütze, Stiefeln und offenem Mantel sowie mit Säbel und Reitpeitsche. Es ist das Gemeinschaftswerk des Malers Conrad Freyberg (1842-1915), eines Regiments- und Kriegskameraden des Prinzen, und des Bildhauers Eugen Boermel (1858-1932), der u.a. in Berlin an der Siegesallee beteiligt war und in Potsdam das Kaiser-Friedrich-Denkmal schuf. Vgl. Ethos und Pathos, Die Berliner Bildhauerschule 1786-1914, hrsg. v. Peter Bloch, Sibylle Einholz, Jutta von Simson, Ausstellungskat. Berlin 1990, (Kat.) S. 50 f., (Beiträge) S. 420; Wikipedia, Stichwort "Eugen Boermel".

(9) Die vordere Tafel nennt Namen und Lebensdaten des Prinzen, die rückwärtige trägt eine Widmung an den Geehrten. Von den beiden seitlichen Tafeln zeigt die westliche den Prinzen zu Ross in der Schlacht bei Frénois am 31.8.1870, die östliche am Kaminfeuer in Orgères-Loigny am 2.12.1870, hier ist Conrad Freyberg an dessen Seite dargestellt. Vgl. Wikipedia, Stichwort "Prinz-Albrecht-von-Preußen-Denkmal Berlin".

Literatur:

  • Erneuerung Altstadt Charlottenburg, 1990 / Seite .
  • May, Herbert: "Einst eine Zierde der Residenz" - Die Schloßstraße in Charlottenburg, Berlin 1992 / Seite .
  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 12
  • Gundlach I, 1905 / Seite 567ff.
  • Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz (Hrsg.): Gartendenkmalpflege in Berlin 1978-1990, Heft 6, Berlin 1990 / Seite 15
  • Marpe, Harald: Die Kammertürken-Häuser. Frühe Bebauung der Schloßstraße, in: Kiez-Geschichten. Historische Hefte zum Kiez am Klausnerplatz, Heft 1, Berlin 2014

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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