Denkmaldatenbank

Haus Schaller

Obj.-Dok.-Nr. 09020788
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Rüsternallee 12

Platanenallee 11
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Landhaus
Datierung 1906-1907
Umbau 1927, 1970
Entwurf Werle, Hermann (Architekt)
Ausführung Clemens, Gustav (Maurermeister)
Bauherr Schaller, Carl & Schaller, Gertrud (Fabrikbesitzer)

Eines der wirkmächtigsten Landhäuser der Villenkolonie Westend ist das 1906-07 errichtete Haus Platanenallee 11. (1) Es entstand nach Entwürfen des Berliner Architekten Hermann Werle, (2) einem führenden Vertretern der an englischen Vorbildern orientierten Landhausbewegung. Auftraggeber war das Ehepaar Carl und Gertrud Schaller, welches eine Fabrik besaß. Das auffallend große, von der Platanenallee wenig einsichtige Haus dient heute als Geschäftssitz der Privatbank Berlin von 1929 AG und der BankenService.Berlin GmbH. Es liegt im Zentrum des Doppelgrundstücks Platanenallee 11/ Rüsternallee 12, nahe der westlichen Grundstücksgrenze.

Seine Hauptansichtsseite richtet sich zum Garten nach Osten, also jener Himmelsrichtung, aus der die Städter die Platanenallee entlangkamen. Diese Fassade ist heute romantisch mit wildem Wein bewachsen, wodurch die Feinheit der Gestaltung, zumindest im Sommer, schwerer auszumachen ist. Die Gartenansicht wirkt durch ihre Ausdehnung und ihre opulente, symmetrische Gliederung äußerst repräsentativ. Die Erker der steil übergiebelten Seitenrisalite rahmen die aufgesockelte Terrasse, von der eine Treppe zum tiefer liegenden Garten führt. In dieser Hinsicht entspricht das Haus dem traditionellen Villenbau. Von großer Wirkung sind Dekorformen im Stil der Renaissance oder die hochrechteckigen, zumeist zu einer Dreiheit gruppierten Fenster. Formal ist zudem eine Orientierung am historischen englischen Landhaus oder Castle auszumachen. Die Schmalseiten sind vergleichsweise zurückhaltend gestaltet. Zur Platanenallee liegt der mit einem Giebelfeld ausgezeichnete Haupteingang. An die backsteinsichtige Westseite des Landhauses fügt sich die damals außerordentliche Garage für Automobile, darüber die Chauffeur-Wohnung. Der überdachte Umgang wurde 1927 angebaut, um einen eigenen Zugang zur separierten Wohneinheit im ersten Obergeschoss zu schaffen.

Zentrum des hochherrschaftlichen Hauses ist die 50 Quadratmeter große, doppelgeschossige Diele. Das Raumprogramm weist einen Salon, ein Herren- und ein Speisezimmer mit Wintergarten auf, die konsequent nach Osten ausgerichtet sind. In diesen Räumen sind originale Holzvertäfelungen, eine hölzerne Galerie, Tür- und Fensterrahmungen und ein Kamin erhalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte im Haus der Politiker Andreas Hermes. (3)


(1) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Textband u. Tafelband, Berlin 1961, S. 411 u. Abb. 520 (Rüsternallee 12); Haddenhorst, Michael/Börsch-Supan, Helmut: Westend, Berlin 1997, S. 73; Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Berlin, bearb. v. Sibylle Badstübner-Gröger, Michael Bollé, Ralph Paschke u. a., 3. Aufl., durchgesehen u. ergänzt v. Michael Bollé, München-Berlin 2006, S. 280.

(2) Hermann Werle (1869-1919), als Mitglied der Gartenstadtgesellschaft bereits frühzeitig im Sinne der Landhausbewegung tätig. Vgl. sein eigenes, vom Jugendstil beeinflusstes Wohnhaus von 1901 in Berlin-Lichterfelde, Weddingenweg 37.

(3) Zu Andreas Hermes (1878-1964) vgl. Steinbrecher, Michael: Die Wohnung von Andreas Hermes Platanenallee 11. In: Geschichtslandschaft Berlin, Orte und Ereignisse, Bd. 1, Charlottenburg, Teil 1, Die historische Stadt, Berlin 1985, S. 81-85.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 411
  • Steinbrecher, Michael/ Die Wohnung von Andreas Hermes =Geschichtslandschaft, Charlottenburg 1, 1986 / Seite 81-85

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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