Denkmaldatenbank

Mietshaus, Sanatorium, Laden Meinekestraße 10

Obj.-Dok.-Nr. 09020781
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Meinekestraße 10
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Mietshaus & Sanatorium & Laden
Datierung 1899-1900
Entwurf Fraenkel, Max (Baumeister)
Ausführung Stracke, Johannes (Baumeister & Zimmermannsmeister & Maurermeister)
Bauherr Karewski, Ferdinand (Dr. med.)

Als Mietshaus und Privatsanatorium wurde das Haus Meinekestraße 10 1899-1900 durch Regierungsbaumeister Max Fraenkel für den Chirurgen und Orthopäden Dr. Ferdinand Karewski erbaut. (1) In dem prachtvoll im Stil der deutschen Renaissance gestalteten fünfgeschossigen Vorderhaus waren im Erdgeschoss ein Ladenlokal und in den Obergeschossen die herrschaftlichen, bis in den Seitenflügel reichenden Wohnungen, im Quergebäude die Räume für das Sanatorium untergebracht. Nach dem Tod Karewskis übernahm die Jüdische Rundschau, das Zentralorgan der Zionistischen Vereinigung für Deutschland, 1924 das Haus und baute das Quergebäude zum Bürohaus mit Archiv um. Bald zogen auch das Palästina-Amt und zahlreiche andere zionistische Institutionen in das Gebäude, in dem bis zur Übernahme durch SS und Gestapo 1942 die Emigration nach Palästina organisiert wurde. (2) Das nach dem Zweiten Weltkrieg unter anderem als Pension und Arbeiterwohnheim genutzte Haus, in das 1964 Berlins erstes Sterne-Restaurant einzog, wurde 2015 umfassend renoviert und in Eigentumswohnungen aufgeteilt. Seitdem zeigt die vereinfacht sanierte Fassade am Eingangsportal in der südlichen Außenachse sowie am breiten Erkervorbau mit gestaffeltem Blendgiebel darüber noch Reste des Stuckdekors; die schmalen Balkone wurden hingegen erneuert. Das eindrucksvolle Vestibül mit Marmortreppe, dunklen Holzvertäfelungen, aufwendigen Schnitzereien, gewölbten Kassettendecken und Wandgemälden ist weitgehend original erhalten.


(1) db 100 (1966), S. 587, 589 (1963/64 Umbau der Portiersloge in das Restaurant Maître durch Alfred Rahn); Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VIII, Bauten für Handel und Gewerbe, Bd. B, Gastgewerbe, Berlin 1980, S. 95, 121; Reissig, Harald: Das Haus der Zionistischen Organisationen. In: Geschichtslandschaft Berlin, Orte und Ereignisse, Bd. 1, hrsg. v. Helmut Engel, Stefi Jersch-Wenzel, Wilhelm Treue, Charlottenburg, Teil 2, Der neue Westen, Berlin 1985, S. 424-441.

(2) Das Palästina-Amt war eine Einrichtung der Jewish Agency for Palestine, die 1929 als Vertretung der Juden und als Ansprechpartner für die britische Mandatsverwaltung in Palästina gegründet worden war. Sie ist bis heute zuständig für Einwanderung und Ansiedlung in Israel. Die 1897 gegründete Zionistische Weltorganisation war ab 1904 als Zionistische Vereinigung für Deutschland auch in Berlin vertreten und zog 1924 ebenfalls in die Meinekestraße. Vgl. Reissig, Harald: Das Haus der Zionistischen Organisationen. In: Geschichtslandschaft Charlottenburg 1985, Teil 2, S. 425, 429.

Literatur:

  • Deutsche Bauzeitung 100 (1966) / Seite 587-589
  • BusB VIII B 1980 / Seite 95
  • Deutsche Bauzeitung 100 (1966) / Seite 424-441
  • Reissig, Harald/ Das Haus der Zionistischen Organisationen =Geschichtslandschaft, Charlottenburg 2, 1985

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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