Denkmaldatenbank

Einfamilienhaus Jasminweg 6

Obj.-Dok.-Nr. 09020759
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Jasminweg 6
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Einfamilienhaus
Datierung 1922-1923
Umbau 1980
Entwurf Schulz, Paul (Architekt)
Ausführung VUMBAG & Villen- und Monumentalbaugesellschaft Paul Schulz OHG (Baugeschäft)
Bauherr Charlottenburger Baugesellschaft eingetragene Genossenschaft mbH

Das von Paul Schulz entworfene Einfamilienhaus Jasminweg 6, realisierte er 1922-23 mit seiner Baufirma für die Charlottenburger Baugenossenschaft. Der eingeschossige Putzbau überrascht durch ein steiles, ausgebautes Satteldach mit Fenstern an der Giebelseite, wo im Risalit der Hauseingang liegt. Auf der Straßenseite lenkt ein wuchtiger halbrunder Wintergarten-Altan mit aufgesetzter, steinerner Terrassenpergola die Blicke auf sich. Hohe, nach bauzeitlichem Vorbild erneuerte Sprossenfenster, die Schulz am Altan als Fenstertüren ausbilden ließ, gliedern zwischen Pilastern das Erdgeschoss. Sie betonen die ebenerdige, dem Garten zugewandte Orientierung des Hauses, die neben der ausgefallenen Gestaltung die Bedeutung des Hauses ausmacht. Zum Garten schließt ein mittiger Flügel mit Querdach an, der 2000-01 beim umfassenden Umbau des Hauses zu einem Geschäfts- und Wohnhaus entstand. Damit und mit bereits vorherigen Umnutzungen ab den 1970er Jahren zu einem DRK-Alten- und späteren Fremdenheim gingen räumliche Zusammenhänge des kompakten Landhausgrundrisses weitgehend verloren. Einst zeigte er im Erdgeschoss auf engem Raum große Gesellschaftsräume, wobei ein Wohn- und Empfangszimmer mit der Haustreppe die Funktion einer Diele übernahm. Im Keller gab es eine Garage und im Dachgeschoss befanden sich neben Bad und Gästezimmer fünf Privaträume für die Familie. So hatte das Haus repräsentativen Ansprüchen genügt und zugleich ein komfortables Wohnen in Naturnähe ermöglicht.

Einen ähnlichen Grundriss mit halbrundem Altan zur Straße hat auch das von Schulz entworfene Einfamilienhaus Jasminweg 8, das er ebenfalls mit seiner Baufirma 1925 für Clara Werkmeister fertigstellte. Das Satteldach mit Wohnräumen ist hier gekappt und im Erdgeschoss bestimmen hohe Rundbogenfenster die Fassade. Am Dachgeschoss überfangen expressionistisch anmutende Zickzack-Bänder die Sprossenfenster. Von diesem Stilgemisch setzt sich deutlich das daneben liegende Landhaus Jasminweg 7 ab, das der renommierte Architekt Ernst Schneckenberg (1) in klaren klassizistischen Formen entwarf. Hier übernahm Paul Schulz 1922-23 nur die Ausführung für das eingeschossige Haus mit hohem Mansarddach. Mit seiner ebenerdigen Lagerung, seinem übergiebelten zweigeschossigen Mittelrisalit und den schmückenden Kopfmedaillons erinnert es an ein ländliches Gutshaus der Zeit um 1800. Ernst Schneckenberg, der in den 1920er Jahren Direktor der Charlottenburger Kunstgewerbe- und Handwerkerschule war, bewies hier sein sicheres Gespür für einen reduzierten sachlichen Formenkanon. Durch den Umbau 1976 in ein Zweifamilienwohnhaus ging jedoch der charakteristische Grundrisszusammenhang der beiden Geschosse verloren.


(1) Ernst Schneckenberg (1876-1933?) schuf vor und nach dem Ersten Weltkrieg eine Reihe von Landhäusern in Berlin und Umgebung. Vgl. Breuer, Robert: Architekt Ernst Schneckenberg. In: Innendekoration 21 (1910), S. 289-294; Hellwag, Fritz: Arbeiten von Ernst Schneckenberg. In: Dekorative Kunst 22 (1922), S. 201-206.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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