Denkmaldatenbank

Mietshaus, Laden, Theater, Kino Kurfürstendamm 217 Fasanenstraße

Obj.-Dok.-Nr. 09020724
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Kurfürstendamm 217

Fasanenstraße
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Mietshaus & Laden & Theater & Kino
Datierung 1895-1896
Umbau 1910, 1921, 1934
Entwurf Mittag, Heinrich & Seeling, Heinrich (Maurermeister & Architekt)
Entwurf Möhring, Rudolf
Bauherr Mittag, Heinrich (Maurermeister)
Entwurf Salinger und Schmohl (Architektensozietät)

Auf der Fasanenstraße prägt das Mietshaus Kurfürstendamm 217 mit seinem hohen Dachaufsatz über der abgeschrägten Ecke das Stadtbild. (1) Das mächtige Eckgebäude mit zwei unterschiedlich langen Seitenflügeln wurde 1895-96 vom Bauunternehmer Heinrich Mittag, unter Mitwirkung des Architekten Heinrich Seeling für die Fassadengestaltung, mit einer ehemals prachtvollen Fassade in Formen der deutschen Renaissance erbaut, die schon in den 1920er Jahren vereinfacht wurde. Die hölzernen Balken am Giebel und der turmartig emporstrebende Eckrisalit, der durch kleinere Türme malerisch flankiert wird, erinnern an den nordalpinen Burgenbau. Neben den gestalterischen Qualitäten ist die Nutzungsgeschichte des Hauses von besonderer Bedeutung: Es beherbergte das legendäre Nelson-Theater, in dem 1926 Josephine Baker mit ihrem ersten Gastspiel in Deutschland auftrat und das 1934 vom Architekten Rudolf Möhring zum Kino "Astor Filmtheater" umgebaut wurde. (2) Bereits 1920 hatte der Komponist und Theaterdirektor Rudolf Nelson in der 1910-11 in Erd- und erstem Obergeschoss eingebauten Gaststätte den zweigeschossigen Saal mit einer Bühne ausgestattet und hier bis 1927 die "Nelson Künstlerspiele" betrieben. (3) Zwischenzeitlich als Tanz-Café genutzt, diente der Saal von 1934 bis 2002 durchgehend als Kino und blieb trotz Umbauten in den 1970er und 1990er Jahren weitgehend in seiner ursprünglichen Form erhalten. (4) Nach dem Umbau 2002 zum Ladenlokal eines Modegeschäfts erinnern Teile der Wandgestaltung an die frühere Nutzung.


(1) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 338 f.; BAW 1 (1899), S. 445; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil V, Bd. A, Bauten für die Kunst, Berlin-München 1983, S. 200, Berliner Bezirkslexikon Charlottenburg-Wilmersdorf, hrsg. v. Hans-Jürgen Mende und Kurt Wernicke, Berlin 2005, S. 82; Von Haus zu Haus am Kurfürstendamm, Geschichte und Geschichten über Berlins ersten Boulevard, hrsg. v. Museum Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin, Berlin 2011, S. 216 f.

(2) Rudolf Möhring (1897-1945) war der Sohn des Architekten Bruno Möhring. Im Haus Kurfürstendamm 217 gab es im Seitenflügel seit 1914 die Pension Stern, in der 1931-33 der Schriftsteller Robert Musil wohnte und an seinem Roman "Der Mann ohne Eigenschaften" arbeitete. (Gedenktafel am Haus)

(3) Rudolf Nelson (1878-1960) war Komponist, Pianist und Theaterdirektor, der seit 1904 in mehreren Lokalen in Berlin (1904-07 Roland in Berlin, Potsdamer Straße, 1908-14 Chat Noir, Unter den Linden, 1920-27 Nelson Künstlerspiele/Theater, Kurfürstendamm 217, 1930-31 im Haus Cumberland, Kurfürstendamm 193-194) musikalische Unterhaltung, Kabarett und Revuen anbot. Vgl. Böker, Carmen: Verzeihn Sie, dass ich glücklich bin! In: Der Tagesspiegel vom 25.06.1999; Wikipedia, Stichwort "Rudolf Nelson".

(4) www.kinokompendium.de/astor


Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 338
  • Berliner Architekturwelt 1 (1899) / Seite 445
  • Hessling, Hausthüren und Thore II, 1900 / Seite 200
  • BusB V A 1983

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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