Denkmaldatenbank

Hotel am Zoo

Obj.-Dok.-Nr. 09020713
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Kurfürstendamm 25
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Mietshaus & Hotel
Datierung 1892-1893
Umbau 1911, 1949, 1956
Entwurf Mittag, Heinrich & Messel, Alfred (Maurermeister & Baumeister)
Ausführung Mittag, Heinrich (Maurermeister)
Bauherr Mittag, Heinrich (Maurermeister)

Ein herausragendes Beispiel für die wechselvolle Baugeschichte am Kurfürstendamm ist das Mietshaus Kurfürstendamm 25, das 1891-92 als Teil einer drei Häuser umfassenden Anlage (Kurfürstendamm 23-25) nach Entwurf von Alfred Messel (Fassade) und dem Bauunternehmer Heinrich Mittag, der auch der Bauherr war, errichtet worden war. (1) Bereits 1910-11 wurde das Wohnhaus Nr. 25 durch Carl Wittling und Georg Güldner zum Hotel am Zoo umgebaut. (2) Nach dem Zweiten Weltkrieg, dem die beiden Nachbarhäuser zum Opfer gefallen waren, wurde das Hotel nach Entwurf von Paul G. R. Baumgarten 1950 und 1957-58 durch die Umgestaltung des Empfangsbereichs und mit einer modernen Aufstockung um zwei Geschosse radikal verändert. Die heutige Straßenfront mit einem Laden im Erdgeschoss anstelle der Empfangsräume der 1950er Jahre sowie neue Einbauten im Innenhof wurden bei Modernisierungsmaßnahmen des Hotels 2012-14 ausgeführt. (3)

Für die drei vornehmen Wohnhäuser mit je zwei Seitenflügeln und Quergebäude, in denen zwei Zehnzimmerwohnungen auf jeder Etage sowie repräsentative Treppenaufgänge mit Fahrstühlen angeordnet waren, hatte Alfred Messel Fassaden mit einer übergreifenden Gliederung im Stil der deutschen Renaissance gestaltet. Von den üblichen Stuckfassaden setzte er sich durch den Kontrast von glatt verputzten Wandflächen mit Schmuckformen in Sandstein, wie Reliefs, Karyatiden, Säulen und Pilaster, an Fenstern, Erkern und Giebeln sowie mit einer bossierten Sockelzone bewusst ab. Die Straßenfassade ist trotz der zahlreichen Umbauten weitgehend bewahrt, nur das ehemals prächtige Eingangsportal und das schiefergedeckte Dach mit drei kunstvoll verzierten Renaissancegiebeln ersetzte Baumgarten bei der Modernisierung des Hotels in den 1950er Jahren: Eine zweigeschossige Hotelhalle, ein gläsernes Vordach und zwei verglaste, zurückgestaffelte Geschosse in Stahlbetonkonstruktion mit Fahnenmasten und Neon-Schriftzug waren in Proportionen und Raster zwar auf den Altbau bezogen, zeugten aber auch von dem für die Nachkriegszeit charakteristischen Selbstbewusstsein der Vertreter der modernen Architektur und ihrem Umgang mit Bauten des 19. Jahrhunderts.


(1) ZdB 13 (1893) 21, S. 217-219; BAK 7 (1894), S. 13 u. Taf. 23-25; Architektur und Gegenwart 4 (1897) Taf. 66; Architekten-Verein zu Berlin u. Vereinigung Berliner Architekten (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Bd. III, Berlin 1896, S. 215-217; Behrendt, Walter Curt: Alfred Messel, Berlin 1911, S. 48; BW 50 (1959), S. 256-261; Koch, Alexander: Hotels, Restaurants, Café- und Barräume, Stuttgart 1951, S. 138-147; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 423, 570 f., Abb. 533 Rave, Rolf/Knöfel, Hans-Joachim: Bauen seit 1900 in Berlin, Berlin 1968, Obj. 15; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VIII, Bauten für Handel und Gewerbe, Bd. B, Gastgewerbe, Berlin 1980, S. 26, 41; Menting, Annette: Paul Baumgarten, Schaffen aus dem Charakter der Zeit, Berlin 1998 (Die Bau- und Kunstdenkmäler von Berlin, Beih. 27), S. 168-195; Von Haus zu Haus am Kurfürstendamm, Geschichte und Geschichten über Berlins ersten Boulevard, hrsg. v. Museum Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin, Berlin 2011, S. 24 f. Alfred Messel wohnte in dem Haus bis zu seinem Tod 1909. (2) Zeitgleich wurde ein Kinematographen-Theater, das Kurfürsten-Theater (später Bio und Comet-Filmtheater), im Erdgeschoss des rechten Seitenflügels eingebaut, das bis 1979 bestand. Im Erdgeschoss des Vorderhauses gab es das Restaurant Kurfürstenkeller im mittelalterlichen Stil. Das Hotel am Zoo war das erste Hotel am Kurfürstendamm und ist damit hier das älteste in seiner Funktion bis heute erhaltene.

Vgl. Von Haus zu Haus am Kurfürstendamm 2011, S. 25.

(3) Das Hotel Zoo wurde von der US-amerikanischen Innenarchitektin Dayna Lee umgestaltet. Vgl. www.hotelzoo.de

Literatur:

  • Rave/ Knöfel: Bauen seit 1900, 1968 / Seite Obj. 15
  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 423f, 570f.
  • Architekten- und Ingenieurverein Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VIII, Bd. B, Berlin 1980 / Seite 41
  • Zentralblatt der Bauverwaltung 13 (1893) 21 / Seite 27ff., 217-19
  • Bauwelt 50 (1959) 10 / Seite 256ff.
  • Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 7 (1894) / Seite 13
  • Architektur der Gegenwart 4 (1897) / Seite .
  • Behrendt, Walter Curt: Alfred Messel, Berlin 1911 / Seite 48
  • BusB II/III 1896 / Seite 215f., 217
  • Koch, Alexander: Hotels, Restaurants, Café- und Barräume, Stuttgart 1951 / Seite 138-147
  • Habel, Robert: Alfred Messels Wertheimbauten in Berlin, Die Bauwerke und Kunstdenkmale von Berlin, Beiheft 37, Berlin 2009 / Seite 592f.

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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