Denkmaldatenbank
St. Kamillus-Kirche
09020705 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Klausenerplatz 12, 13 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Kirche kath. & Kloster & Altenheim & Kindertagesstätte |
Datierung | 1930-1932 |
Umbau | 1959 |
Entwurf | Mohr, Hermann (Architekt) |
Entwurf | Klinski, Werner (Architekt) |
Bauherr | Kamillus-Stift |
Die Katholische St. Kamillus-Kirche, Klausenerplatz 12-13, die mit Kloster, Altenheim, Kindergarten und Gemeinderäumen in einem imposanten Gebäudekomplex an der Südseite zusammengefasst ist, dominiert heute die Platzrandbebauung. Mit der stadträumlichen Wirkung ihrer breiten und hoch aufstrebenden Zweiturmfassade gehört die St. Kamillus-Kirche, errichtet 1930-32 nach Entwurf von Hermann Mohr, einem Schüler des Kirchenbaumeisters Christoph Hehl, zu den ungewöhnlichsten Kirchenbauten in Berlin. (1) Die Pfarrei war 1922 als Ausgründung der Charlottenburger Gemeinde Herz Jesu, Alt-Lietzow, auf Anregung ihres Pfarrers Bernhard Lichtenberg entstanden und vom Priesterorden der Kamillianer, der sich in besonderem Maße der Alten- und Krankenpflege widmet, übernommen worden. (2) Für die zahlreichen Funktionen des Gemeindezentrums entwarf Mohr ein siebengeschossiges Gebäude mit zwei Glockenturmaufsätzen, das sich in die Häuserreihe einfügt und das tiefe Grundstück fast vollständig ausnutzt. Nur ein schmaler Hof mit Kreuzgang bleibt zwischen Hauptbau und einem zweigeschossigen Quergebäude für Kloster und Kindergarten am südlichen Rand der Parzelle frei. Im Hauptgebäude sind der Kirchenraum im Hochparterre über den auf zwei Geschossen verteilten Gemeinderäumen sowie das Altersheim in zwei Geschossen über der Kirche angeordnet. Die Kirche mit querrechteckigem Saal und eingezogenem Chor bot Platz für etwa 1.000 Gläubige; die Gemeinderäume umfassten ursprünglich eine Bibliothek, eine Zentralküche sowie einen großen Gemeindesaal, der unterteilt und auch als Film- und Theatersaal genutzt werden konnte. Nach leichten Kriegsschäden wurden die Kirche 1959-61 von Werner Klinski vereinfacht und mit verändertem Chor wieder hergestellt und 1979 der Hauptbau ebenfalls unter Klinskis Leitung um ein Geschoss aufgestockt. Die symmetrisch gegliederte Straßenfassade wird bestimmt von der breiten Freitreppe, die hinauf zum Kirchenraum führt, sowie von den hohen Rundbogenöffnungen für die Kirchenportale und -fenster. Die beiden seitlich vorgezogenen, wie Unterbauten für die Glockentürme wirkenden Treppenhäuser rahmen die Kirchenfront, die nach oben von einem ausladenden, geschwungenen Kranzgesims abgeschlossen wird. Die zwei (heute drei) Wohngeschosse darüber für das Altersheim sind zurückgestaffelt. Die Formensprache des Gebäudes verbindet traditionelle mit sachlicher modernen Elementen; die Fassade ist mit großen, quaderförmig wirkenden Muschelkalkplatten verkleidet, die Rückseiten sind verputzt.
(1) Mohr, Hermann: St. Kamillus, Berlin Charlottenburg, Kloster, Kirche, Kindertagesheim, Berlin 1932; DBZ 67 (1933), S. 291-297; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 116-118; Streicher, Gerhard/Drave, Erika: Berlin, Stadt und Kirche, Berlin 1980, S. 96, 260 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VI, Sakralbauten, Berlin 1997, S. 174-177, 405 f.; Nitsch, Ute: Charlottenburg-Wilmersdorf von A bis Z, Ein Lexikon, hrsg. v. Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Berlin 2003, S. 246.
(2) Der Orden der Kamillianer war 1582 von dem Italiener Camillo de Lellis (1550-1614) gegründet worden. Nach dem Ersten Weltkrieg wollte der Orden in Berlin ein Krankenhaus bauen und kaufte das Grundstück am Klausenerplatz, das sich jedoch als zu klein erwies. Deshalb wurde 1929-31 in Mönchengladbach eine große Klinik mit Kirche und Kloster nach Entwurf von Gottfried Böhm errichtet. Von Böhm gibt es auch einen Entwurf für die Charlottenburger Anlage von 1929, an dem sich Hermann Mohr orientierte. 1922 war der erste Gottesdienst der neuen Gemeinde in der Gemeindeschule an der Nehringstraße abgehalten worden; 1923 weihte man als Notkirche die umgebaute ehemalige Reithalle der Garde du Corps ein. 1936 wurde die Gemeinde selbstständig. Vgl. Streicher/Drave 1980, S. 260 f.
Literatur:
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 116-18 (dort noch mehr Literatur)
- Das Bistum Berlin, 1932 / Seite 148 u.a. (zu Hermann Mohr)
- Wasmuths Monatshefte für Baukunst 18 (1934) / Seite 53-56
- Deutsche Bauzeitung 67 (1933) / Seite 291-97, T. 1
Kontakt
Juliane Stamm
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