Denkmaldatenbank

Platzrandbebauung des Klausenerplatz

Obj.-Dok.-Nr. 09020688
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Klausenerplatz
2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 11, 12, 13, 14, 18, 19, 20, 21, 22, 23

Danckelmannstraße 1

Neufertstraße 19, 21, 22, 23, 24

Spandauer Damm 49
Denkmalart Ensemble
Sachbegriff Bauwerksensemble & Kirche & Straßenbeleuchtung
Datierung 1874-1901

An ihrem östlichen Ende mündet die Gardes-du-Corps-Straße in einen quadratischen Stadtplatz: Der Klausenerplatz an der Südseite des Spandauer Damms, der sich heute als gärtnerisch gestaltete Grünfläche mit Spielplatz präsentiert, stellt für das dicht besiedelte Wohngebiet zwischen Schloß- und Sophie-Charlotten-Straße die einzige Frei- und Grünfläche dar. Mit Wochenmarkt und einigen Läden in den Mietshäusern an den Rändern werden auch Einkaufsmöglichkeiten angeboten. Die Entstehungsgeschichte des Platzes reicht zurück bis in das Jahr 1844, als hier ein Reitplatz für das in den Kasernen an der Schloßstraße stationierte Regiment der Gardes du Corps angelegt wurde. 1887 erhielt dieser den Namen Friedrich-Karl-Platz zu Ehren des 1885 verstorbenen Prinzen, Neffe des Kaisers und erfolgreicher Feldherr. Zwei Jahre später wurde der Reitplatz aufgegeben; 1893-94 gestaltete man ihn um zum Schmuckplatz mit Marktplatz an der Westseite, Diagonalwegen und einer Einfassung mit Linden. Durch Gartendirektor Erwin Barth erhielt der Platz 1921-22 die weitgehend bis heute bewahrte Form mit zentralem Kinderspielplatz, kleinen Rundplätzen an den verkürzten Diagonalwegen sowie Bäumen, Rasenflächen und Blumenrabatten. Ein 1940-41 unter der Südhälfte ausgeführter Luftschutzbunker wurde 1986 abgeräumt und der Platz bis 1988 nach dem Entwurf von Barth wiederhergestellt; bereits 1950 war er nach dem Politiker und Widerstandskämpfer Erich Klausener (1885-1934) benannt worden. Die Randbebauung des damaligen Reitplatzes, den James Hobrecht 1862 im Bebauungsplan für Charlottenburg bereits als Stadtplatz in das Straßenraster einbezogen hatte, begann Mitte der 1870er Jahre mit drei- bis viergeschossigen Mietshäusern. Drei Beispiele aus dieser Zeit sind noch vorhanden (1), der überwiegende Teil der erhaltenen Mietshäuser entstand in den 1880er und 1890er Jahren. 1932 ließ die katholische St. Kamillus-Gemeinde auf drei bereits bebauten Mietshausparzellen an der Südseite des Platzes einen Kirchenneubau errichten, der, obwohl in die Häuserzeile eingefügt, mit seiner Zweiturmfassade einen markanten städtebaulichen Akzent setzt. Die an drei Seiten noch weitgehend geschlossene historische Bebauung mit Mietshäusern und Kirche ist im Denkmalensemble Klausenerplatz 2-9 u.a. zusammengefasst. Von den Häusern der 1880er Jahre an der Westseite des Platzes sind vier nach Entwurf Ernst Georges, einem in dieser Zeit in Charlottenburg viel beschäftigten Architekten, errichtet worden. Die Mietshäuser an der Südseite des Platzes baute um die Jahrhundertwende Alfred Schrobsdorff, der als Architekt und Bauunternehmer für Charlottenburg ebenfalls eine große Bedeutung hatte. Während viele Bauten des Ensembles ohne ihren Fassadenschmuck erhalten sind, zeigen die beiden Mietshäuser Klausenerplatz 2 und 20 noch weitgehend ihre ursprüngliche Gestaltung. Mit dem Gebäude Neufertstraße 19/21 ist in der ehemaligen Magazinstraße ein Relikt der ursprünglichen Nutzung des Platzes erhalten: Die ehemalige Reithalle war 1896-97 von Ernst Gerhardt und F.W. Bastian an Stelle eines Futtermagazins als Ersatz für den Reitplatz errichtet worden. Zwischen 1923 und 1932 diente sie der St. Kamillus-Gemeinde als erste Kirche; danach zog ein Kino in die Halle, dem Anfang der 1970er Jahre ein Supermarkt folgte; 2013 wurde der Verkaufsraum nach historischen Plänen saniert und umgebaut. Der Klausenerplatz war Namen gebend für das gesamte, 1963 ausgewiesene Sanierungsgebiet westlich der Schloßstraße, in dem Ende der 1970er Jahre neue Wege der Stadterneuerung erkämpft wurden. Im Block östlich des Platzes war zunächst durch Abriss der Hofbebauung und Errichtung von Neubauten preisgünstiger Wohnraum zerstört worden; nach heftigen Bürgerprotesten gegen diese Praxis entschied man sich nach und nach für eine Sanierung des Viertels unter größerer Beteiligung der betroffenen Mieter.(2)


(1) Klausenerplatz 2, 18, 20. Das Haus Nr. 18 ist ohne Fassadendekor erhalten.

(2) Siehe auch Schloßstraße 12/13 und Ensemble Christstraße 1,4-5 u.a.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 513-14

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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