Denkmaldatenbank
Heereswaffenamt (ehem.), Laborgebäude der Militärisch-Technischen Akademie (ehem.), Bundesverwaltungsgericht, Landwehrkasino (ehem.), Sondervermögens- und Bauverwaltung (ehem.)
09020674 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Jebensstraße 1, 2, 3, 4 Fasanenstraße 87 Hardenbergstraße 31 Hertzallee |
Denkmalart | Ensemble |
Sachbegriff | Verwaltungsgebäude & Kasino & Institutsgebäude |
Datierung | 1904-1905, 1928-1929, 1954-1956 |
Entwurf | Weisenberg & Gallwitz, Karl & Lenzen, Gottlieb & Klar & Finck & Fulge, H. (Architekt) |
Bauherr | Preußischer Militärfiskus & Fiskus Deutsches Reich &Senator für Finanzen & Sondervermögens- und Bauverwaltung |
Das Gelände zwischen Bahnhof Zoo, Hardenbergstraße, Fasanenstraße und Hertzallee ist geprägt von öffentlichen Großbauten, die überwiegend kurz nach 1900 errichtet wurden und zum Denkmalensemble Jebensstraße 1-4 u.a. zusammengefasst sind. Bereits seit Mitte der 1870er Jahre hatte auf dem westlichen Teil des Areals die Vereinigte Artillerie- und Ingenieurschule gestanden, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Der so genannte "Cranz-Bau" an der Hertzallee, der 1904-05 als Erweiterung angefügt worden war, ist heute das einzige Relikt dieser für die Baugeschichte Charlottenburgs so bedeutenden militärischen Ausbildungsstätte. (1) Auf dem östlichen Teil des Geländes befand sich zwischen 1891 und 1905 der Vergnügungspark "West-Eisbahn" mit Eislaufbahn, Tennisplätzen, einem Panorama und einem Triumphbogen. (2) 1905 wurde die Fläche geräumt, um drei imposante Neubauten zu errichten: 1905-07 das Königliche Preußische Oberverwaltungsgericht, Hardenbergstraße 31, 1908-09 das Landwehr-Offizierskasino, Jebensstraße 2, und 1910-11 der Sitz des Evangelischen Oberkirchenrats, Jebensstraße 3. 1928-29 entstand auf dem letzten noch freien Grundstück Jebensstraße 1 das Heereswaffenamt. Nach der Zerstörung der Artillerie- und Ingenieurschule wurde 1954-56 auf dem Grundstück Fasanenstraße 87 ein Neubau für die Sondervermögens- und Bauverwaltung errichtet. Die etwa zeitgleich an der Ecke Hardenbergstraße erbaute Berliner Bank gehört nicht zum Ensemble, das mehr als ein halbes Jahrhundert Bau- und Zeitgeschichte in Kaiserreich, Weimarer Republik, NS-Zeit und Bundesrepublik auf engstem Raum dokumentiert.
Das 1904-05 nach Plänen von Karl Weisenberg errichtete Laboratorium der Artillerie- und Ingenieurschule an der Hertzallee, ein lang gestreckter, drei geschossiger Putzbau mit hohem Mansardwalmdach und flacheren Seitentrakten, setzte sich zur Erbauungszeit von den älteren Ziegelbauten der Schule deutlich ab. (3) Nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen wurde das Gebäude von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) übernommen, ebenso wie das östlich anschließende, 1928-29 nach Plänen von Karl Gallwitz und Gottlieb Lenzen errichtete Heereswaffenamt, Jebensstraße 1. Mit hell verputzten, streng vertikal gegliederten Fassaden schließt die mehrflügelige, vier- bis sechsgeschossige Anlage die nordöstliche Ecke des Blocks ab und dehnt sich bis hinter das Grundstück Jebensstraße 2 aus. (4) Auch das dreiflügelige Gebäude für die Sondervermögens- und Bauverwaltung (5), Fasanenstraße 87, das der Senator für Finanzen 1954-56 auf dem Grundstück der zerstörten Artillerie- und Ingenieurschule nach Plänen von Regierungsbaurat H. Fulge errichten ließ, gehört zum Gebäudekomplex, in dem heute die Berliner Direktion der BImA residiert.
(1) Die 1816 gegründete Vereinigte Artillerie- und Ingenieurschule war 1876 aus dem Schinkel-Bau Unter den Linden in den von Baurat Voigtel errichteten Neubau nach Charlottenburg verlegt worden. 1907 wurde sie mit der Militärtechnischen Akademie (einer technisch-wissenschaftlichen Ausbildungsstätte der preußischen Armee) vereinigt und unter deren Namen weitergeführt. Für die Ansiedlung der Technischen Hochschule auf dem nahe gelegenen Grundstück war die Schule eine wichtige Voraussetzung. Werner von Siemens, Absolvent der Artillerie- und Ingenieurschule, hatte auch die Ansiedlung der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt nördlich der Berliner Chaussee initiiert. Vgl. Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 168.
(2) Die West-Eisbahn war Anfang des 20. Jahrhundert die bedeutendste Schlittschuhbahn der Stadt, in der auch Wettkämpfe stattfanden. Vgl. www.berliner-zeitung.de/berlin/berlin-in-historischen-aufna hmen-als-am-zoo-noch-ein-vergnuegungspark-mit-eisbahn-stand- 30121284
(3) In dem ballistischen und chemischen Laboratorium der Militärtechnischen Akademie wurden Waffen entwickelt und geprüft. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Laboratorium geschlossen und der TH Charlottenburg angegliedert, ab 1935 gehörte es zur Wehrtechnischen Fakultät. Vgl. Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 168; Wikipedia, Stichwort "Militärtechnische Akademie"
(4) Der Ostflügel einer Fahrzeughalle im Hofbereich war 1936-37 abgebrochen und durch einen Erweiterungsbau nach Plänen von Klar & Finck ersetzt worden. Vgl. Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 183; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil III, Bauwerke für Regierung und Verwaltung, Berlin-München 1966, S. 44.
(5) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 161.
Literatur:
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 161, 168, 183
- BusB III 1966 / Seite 44
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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