Denkmaldatenbank

Mietshaus Fasanenstraße 73

Obj.-Dok.-Nr. 09020550
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Fasanenstraße 73
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Mietshaus
Datierung 1898-1899
Umbau 1927
Bauherr & Ausführung & Entwurf Lingner, Paul (Architekt)

Architekt und Bauherr des 1898-99 erbauten Mietshauses Fasanenstraße 73 war Paul Lingner. (1) In der Reihe der herrschaftlichen Mietshäuser der Zeit um 1900 auf der östlichen Straßenseite setzt sich das breit gelagerte fünfgeschossige Vorderhaus, das über zwei Seitenflügel verfügt, durch die Gestaltung seiner Fassade von den zeitgleich entstandenen Goldmannschen Mietshäusern ab. Asymmetrisch gegliedert und mit flachen klassizistischen Stuckornamenten, die mit Jugendstilelementen kombiniert sind, erscheint die Fassade weniger üppig, vielmehr vornehm-zurückhaltend. Dieser Eindruck wird verstärkt durch einige Vereinfachungen des Dekors bei der Instandsetzung der Fassade Ende der 1970er Jahre, wobei das Relief im Giebelfeld nach alten Vorlagen rekonstruiert wurde. (2) Die Ladenlokale im Erdgeschoss. die von Anfang an vorhanden waren, wurden in den 1920er Jahren und nach dem Zweiten Weltkrieg mehrfach verändert.

Das Gebäude folgt im Grundriss dem Typus des herrschaftlichen Mietshauses mit zwei Wohnungen pro Geschoss, die sich in die Seitenflügel erstrecken. Eine Besonderheit stellen die erhaltenen Verbindungsbalkone zwischen Mädchenzimmer im Seitenflügel und dem hofseitigen Wohnzimmer im Vorderhaus dar, die erlaubten, dass sich die Bediensteten durch die gesamte Wohnung bewegen konnten, ohne das als Speisezimmer genutzte Berliner Zimmer zu durchqueren. In den Wohnungen haben sich vielfach Teile der Innenausstattung, wie Einbauschränke, Wandvertäfelungen oder Stuckdecken, erhalten. Im Entree flankieren zwei Wandgemälde die Marmortreppe, die imaginäre Schlossansichten in einer barocken Parkanlage zeigen. Auch die Kassettendecke, eine geflügelte Lyra in Stuck über dem Eingang sowie die Holztür sind erhalten. Die Gestaltung des Treppenhauses ist durch Jugendstilformen geprägt, so am Eisenbeschlag der Fahrstuhltür und dem hölzernen Treppengeländer.


(1) BAW 3 (1901), H. 3, S. 95, Abb. 153; Brunner, Werner: Verblichene Idyllen, Wandbilder im Berliner Mietshaus der Jahrhundertwende, Beispiele internationalen Zeitgeschmacks der Belle Époque, Berlin 1996, S. 162, 166, Abb. 100. Paul Lingner wird 1905 als Stadtverordneter in Charlottenburg und als Mitglied der Deputation für Hochbau unter Stadtbaurat Paul Bratring aufgeführt. Vgl. Gundlach, Wilhelm: Geschichte der Stadt Charlottenburg, Bd. 1, Berlin 1905, Beilage XXVII (vor S. 489); Bd. 2, S. 490.

(2) Zum ursprünglichen Bestand gehören die Holzkastenfenster, deren Oberlichter durch kunstvoll geformte, vom Jugendstil beeinflusste Sprossen zum ornamentalen Schmuck der Fassade beitragen, ebenso wie die schmiedeeisernen Balkongeländer mit floralen Motiven, ausgeführt durch den Charlottenburger Kunstschlosser R. Blume. Während die kleineren abgerundeten Balkone, die den Übergang zum links angrenzenden Haus vermitteln, erhalten waren, sind die Gitter der Loggien zum Teil vereinfacht, zum Teil aber auch mit neuen Motiven versehen worden.

Literatur:

  • Berliner Architekturwelt 3 (1901) 3 / Seite 95
  • Gundlach I, 1905 / Seite vor S. 489
  • Gundlach II, 1905 / Seite 490, 562
  • Brunner/ Verblichene Idyllen, 1996 / Seite S. 160-162

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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