Denkmaldatenbank

Villa Grisebach

Obj.-Dok.-Nr. 09020539
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Fasanenstraße 25
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Einfamilienhaus
Datierung 1891-1892
Entwurf & Bauherr Grisebach, Hans (Architekt)

An die Villa Fasanenstraße 24 schließt unmittelbar mit einer Brandwand das städtische Einfamilienhaus Fasanenstraße 25 an, das sich der Architekt Hans Grisebach 1891-92 als eigenes Wohn- und Atelierhaus errichtet hat. (1) Nach den Sanierungsarbeiten für das "Wintergarten-Ensemble" wurde das im Krieg stark zerstörte Gebäude 1986 wiederhergestellt und als Auktionshaus "Villa Grisebach" eröffnet. Das schmale fünfgeschossige Haus mit einem kurzen Seitenflügel, das bereits die Höhe der umgebenden, erst später entstandenen Mietshäuser erreicht, war zusammen mit dem Nachbarhaus des Architekten Wilhelm Martens zur Erbauungszeit singulär. (2) Denn es ist entgegen seinem Namen keine Villa - der Begriff bezeichnet üblicherweise ein frei stehendes, herrschaftliches Wohnhaus -, sondern ein Reihenhaus, das sowohl bei der Fassadengestaltung mit rundem Treppenturm, geschweiftem Giebel und Freitreppe zum Haupteingang als auch bei der Innenausstattung Motive aus dem Villen- oder Schlossbau aufnahm. Damit empfahl sich Griesebach als Villen- und Landhausarchitekt auch im innerstädtischen Kontext und demonstrierte, dass sich eine malerisch komponierte Fassade in einen großstädtischen Baublock einfügen und einen Übergang zu den anschließenden Mietshäusern schaffen konnte. Für den Fassadenschmuck wählte er sparsam eingesetzte Stuckornamente des Bildhauers Heinrich Giesecke. Die qualitätsvollen Schmiedearbeiten des Hofkunstschlossers Paul Markus erinnern an die Zeit der Handwerkergilden und Zünfte: Die Vergitterung des großen Fensters im Hauptgeschoss verarbeitet als Vorbilder Albrecht Dürers Knotenbilder. Trotz des historisierenden Stils des Gebäudes scheint die geschwungene, mit geschmiedeten Blättern akzentuierte Giebelkontur Jugendstilformen vorweg zu nehmen. Im Inneren ist die ursprüngliche Ausstattung, wie zum Beispiel die zweigeschossige Halle mit Holztreppe, Galerie und Kamin, noch teilweise erhalten.


(1) BAK 5 (1892), H. 9, S. 43, T. 81-83; db 25 (1891) H. 79, S. 484; Licht, Hugo: Architektur der Gegenwart, Bd. 3, 1894, T. 5-6; Architekten-Verein zu Berlin u. Vereinigung Berliner Architekten (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Bd. III, Berlin 1896, S. 129-132; Gundlach, Wilhelm: Geschichte der Stadt Charlottenburg, Bd. 1, Berlin 1905, S. 551; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 389 f.; Hans Grisebach, Architekt der Gründerjahre, seine Zeichnungen in der Kunstbibliothek Berlin, Berlin 1974, S. 29; Komrei, Claudia: Hans Grisebach, ein Architekt und sein Werk, Salenstein 2020. Hans Grisebach (1848-1904) baute zahlreiche Geschäftshäuser sowie Wohnhäuser und Villen, teilweise für prominente Auftraggeber wie den Direktor der Königlichen Gemäldegalerie Wilhelm Bode (Uhlandstraße 4-5) oder den Schriftsteller Gerhard Hauptmann in Agnetendorf.

(2) Bautypologisch stellt das als Teil eines großstädtischen Blocks aufgefasste Einzelhaus einen in der Berliner Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts seltenen Haustyp dar, der erst jüngst durch so genannte Townhouses wieder aufgenommen wird. Vgl. Komrei, Claudia: Architekt Hans Grisebach, Fasanenstraße 25. In: Der Tagesspiegel vom 28.12.2017.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite Textband, 390
  • Gundlach, 1905 / Seite 562, 551 (auch Abb.)
  • Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 5 (1892) 9 / Seite 43
  • Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 6 (1893) 6 / Seite 28
  • Deutsche Bauzeitung 25 (1891) 79 / Seite 484

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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