Denkmaldatenbank

Mietshaus Bleibtreustraße 20

Obj.-Dok.-Nr. 09020362
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Bleibtreustraße 20
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Mietshaus
Datierung 1903-1904
Entwurf Grünfeld, Ignatz (Baumeister)
Ausführung & Bauherr Ignatz Grünfeld (Baumeister & Baugeschäft)

Das Mietshaus Bleibtreustraße 20, das 1903-04 von der Firma Ignatz Grünfeld Baugeschäft nach Entwurf von Max Grünfeld, Regierungsbaumeister und Bauherr, errichtet wurde, zeigt eine reich verzierte Stuckfassade, die Elemente des Neobarock und des Jugendstils verarbeitet. (1) An der symmetrisch gegliederten fünfachsigen Fassade bilden die drei mittleren Achsen einen breiten Risalit, der durch abgerundete Erker und einen barock geschweiften Giebel zusätzlich akzentuiert wird. Das große Giebelfeld, ausgeführt durch die Bildhauer Zeyer & Drechsler, ist fast vollständig bedeckt von einem Relief, das allegorische Figuren mit einem Bildprogramm bürgerlicher Werte und Tugenden zeigt. (2) Auch die mit eingestellten Säulen geschmückten Erker und Loggien, das große Rundbogenportal und die Fensterrahmungen zeigen üppigen Stuckdekor. Ebenso wie die Fassadengestaltung folgen auch die Wohnungsgrundrisse noch ganz dem Schema der herrschaftlichen Mietshäuser im Umfeld des Kurfürstendamms, während zeitgleich Albert Gessner mit seinen Wohnhäusern bereits neue Vorschläge für eine Reform des Mietshauses machte. Im Vorderhaus waren auf jeder Etage zwei große Fünf- bis Sechszimmerwohnungen angeordnet, die sich über ein Berliner Zimmer in die beiden Seitenflügel ausdehnten und schon in den 1930er Jahren geteilt wurden. Im nicht erhaltenen Quergebäude gab es ursprünglich kleinere Wohnungen.


(1) Das Mietshaus Schlüterstraße 53 wurde 1905-06 ebenfalls von der Firma Ignatz Grünfeld gebaut und wiederholt an der Fassade wesentliche Gestaltungselemente. Ignatz Grünfeld (1825-1894) hatte seine Baufirma in Kattowitz gegründet. Nach seinem Tod übernahmen zwei seiner sechs Söhne, Max und Hugo, die Firma. Während Hugo Grünfeld in Kattowitz blieb und die Baufirma mit Ziegelei, Bautischlerei und Schmiedewerkstatt erweiterte, eröffnete der Regierungsbaumeister Max Grünfeld in Berlin eine Filiale des Unternehmens "Ignatz Grünfeld Baugeschäft". Bis 1925 baute er zahlreiche Wohnhäuser in Charlottenburg und Wilmersdorf sowie zwei Logenhäuser. Vgl. Grünfeld, Walter: Rückblicke, 2006 (www.wattpad.com/11067-rückblicke).

(2) Vor dem Hintergrund einer Strahlengloriole mit Engelsköpfen erheben sich zwei halbplastische monumentale Figuren. Die linke ist eine Personifikation der Architektur als Mutter aller Künste, die rechte die des Handwerks und der Industrie in Gestalt eines Schmiedes. Zwischen beiden Figuren ist unterhalb des Giebelfensters ein Bienenkorb als Sinnbild des Fleißes zu sehen sowie die Inschriften "ARBEIT" und "SEGEN". Im rechten Giebelzwickel findet sich ein Phönix, der aus der Asche neu geboren wird, auf der linken Seite ein Pelikan, der seine Brust aufpickt und mit dem herausströmenden Blut seine Kinder ernährt.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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