Denkmaldatenbank

Mietshaus, Laden Bleibtreustraße 17 Mommsenstraße

Obj.-Dok.-Nr. 09020361
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Bleibtreustraße 17

Mommsenstraße
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Mietshaus & Laden
Datierung 1905-1906
Entwurf Harnisch, Otto (Architekt & Maurermeister)
Bauherr Harnisch, Otto (Architekt)
Ausführung Adolph Mattheus (Maurermeister)

Das imposante Eckhaus Bleibtreustraße 17, das 1905-06 nach Entwurf von Otto Harnisch und Fritz August Hartmann ausgeführt wurde, ist Teil eines in der Geschichte des Berliner Mietshauses außergewöhnlichen Baublocks. Dessen von Bleibtreu-, Mommsen- und Niebuhrstraße umgrenzte östliche Hälfte war von vornherein mit dem Ziel bebaut worden, durch Zusammenlegung der Höfe einen großzügigen Gartenbereich zu schaffen. (1) Das zwischen 1902 und 1907 ausgeführte Projekt war möglich, weil Albert Gessner, der Architekt der Häuser Mommsenstraße 5, 6 und Niebuhrstraße 78, mit dem Architekten und Maurermeister Otto Harnisch verschwägert war. (2) In der Wohnanlage, die ursprünglich aus sieben Häusern bestand und mit einer Ausnahme bis heute erhalten ist, wurden Varianten des Mietshauses geschaffen, die mit der Einführung malerischer Architekturprinzipien in den innerstädtische Baublock versuchten, ein abwechslungsreiches Straßenbild zu erzeugen und sich von der als monoton empfundenen Reihung gleichartiger Fronten abzusetzen. Zudem ermöglichte die Abkehr vom üblichen Palastschema der Fassaden eine Individualisierung der Grundrisse: Die großen Wohnungen wurden um eine von einem Lichthof beleuchtete Diele angeordnet und erinnern mit ihrem Raumprogramm eher an ein Landhaus als an die bis dahin typischen, lang gestreckten Grundrisse mit der funktionalen Trennung von Repräsentationsräumen im Vorderhaus und dem privaten Bereich im Seitenflügel.

Das Haus Bleibtreustraße 17 ist ein herausragendes Beispiel für diese Richtung, das mit Ausnahme des rekonstruierten Eckturms den Zweiten Weltkrieg gut überstanden hat. Bezüge zur deutschen Renaissance, die als angemessene Form für eine bürgerliche und zugleich patriotische Identität angesehen wurden, zeigen sich sowohl am Staffelgiebel als auch am figuralen Schmuck des Erkers zur Mommsenstraße mit Personen in Renaissancekleidung. Die handwerkliche Gestaltung der Fassade, die ebenfalls auf die als Blütezeit der dekorativen Künste betrachteten Renaissance verweist, zeigt über dem Sockel aus Hausteinquadern Wandflächen, die zwischen Rauputz, gemusterten Rohziegelflächen und bemalten Putzflächen variieren. Gesimse, Erker und Giebel, wie auch die Umrahmung des zweigeschossigen Eingangsportals, bestehen aus gelblichgrauem Kalk-Sinterstein. (3) Das Vestibül des Hauses mit einer Vertäfelung aus rot lasiertem Holz wirkt gemütlich, figürliche Dekorationen sind einer mittelalterlich anmutenden Märchenwelt entlehnt.


(1) Kausche, R.: Neue Wohnhäuser in Berlin-Charlottenburg, Die Häusergruppe Bleibtreustraße Nr. 15/16 und 17. In: Der Profanbau 3 (1907) 11, S. 175-180; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. B, Die Wohngebäude, Mehrfamilienhäuser, Berlin-München-Düsseldorf 1974, S. 48-50, 190 f.

(2) Albert Gessner (1868-1953) war seit 1902 verheiratet mit Else Harnisch (1877-1963), der Tochter von Ferdinand Harnisch (1837-1910), einem erfolgreichen Bauunternehmer, der seinen Kindern schon zu Lebzeiten mehrere Häuser und Grundstücke schenkte. So hatte er Albert Gessner die Grundstücke Mommsenstraße 5 und 6, seiner Tochter das Grundstück Niebuhrstraße 78 übertragen. Elses Bruder Otto Harnisch hatte bereits 1898 das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Eckhaus Bleibtreustraße 13-14 gebaut, das den Block einst komplettierte. Vgl. Kromrei, Claudia: Albert Gessner, Das städtische Mietshaus, Mit einem Katalog des Gesamtwerks (Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin. Bd. 36), Berlin 2012, S. 38 ff.

(3) Thüringer Kalk-Sinterstein ist "ein vulkanischer Kalkstein von größter Härte und gleichzeitig von löcheriger, verwittert scheinender Struktur und gelbgrauer Farbe". Vgl. Kausche, R.: Neue Wohnhäuser in Berlin-Charlottenburg, Die Häusergruppe Bleibtreustraße Nr. 15/16 und 17. In: Der Profanbau 3 (1907) 11, S. 178.

Literatur:

  • BusB IV B 1974 / Seite Obj. 658
  • Der Profanbau 3 (1907) 11 / Seite 174ff.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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