Denkmaldatenbank

Landhaus Troye und Haus Hübner

Obj.-Dok.-Nr. 09020353
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Badenallee 29, 30
Denkmalart Ensemble
Sachbegriff Landhausgruppe
Datierung 1938-1939
Entwurf Baumgarten, Paul & Gumberz-Rhonthal, Wilhelm von (Architekt)
Ausführung Laternser, Otto
Bauherr Hübner, Irma
Bauherr Troye, Johan
Ausführung Philipp Holzmann AG

Nahe der Heerstraße findet sich das Wohnhaus-Ensemble Badenallee 29 und Badenallee 30. Die beiden unmittelbar benachbarten Häuser aus den späten 1930er Jahren stehen beispielhaft für den qualitätsvollen Bau individueller Wohnhäuser während der NS-Diktatur, die sich durch eine gelungene Kombination traditioneller und moderner Bauformen auszeichnen.

Haus Hübner, Badenallee 29, entstand 1939-40 nach Entwürfen von Paul G. R. Baumgarten (d. J.) (1900-84), einem vielbeschäftigen Architekten der 1930er Jahre, für seine Schwiegermutter Irma Hübner. (1) Zeitparallel wurde an dem wenige 100 Meter entfernten Bürogebäude Heerstraße 12/16, ebenfalls nach Plänen Baumgartens, gebaut. Sowohl Haus Hübner als auch das Bürogebäude führte die Philipp Holzmann A.G. aus, deren Hochbau-Abteilung Baumgarten 1937-45 leitete. (2) Das eingeschossige verputzte Haus, das nach Kriegsschäden leicht verändert wiederaufgebaut wurde, besitzt einen L-förmigen Grundriss. Traditionelle, im gehobenen Einfamilienhausbau der 1930er Jahre beliebte Gestaltungselemente sind das traditionelle Walmdach mit Gauben, die Sandsteinverblendung am Eingang und im Sockelbereich und die Fensterläden. Von damaliger Modernität zeugen die gereihten Fensterformate zur Straße (erneuert), der Garagenanbau sowie der funktionale Grundriss mit einem gartenseitig lang gestreckten, durch Vorhänge zu teilenden Wohn- und Speisezimmer von 35 Quadratmetern. (3) Baumgarten bewohnte auch selbst das Haus bis 1954.

Haus Troye, Badenallee 30, entstand ein Jahr zuvor, 1938. Es ist von vergleichbarer Größe wie sein Nachbar, ebenfalls giebelständig ausgerichtet und entspricht ebenso einem verbreiteten Haustyp im Dritten Reich, dem Giebelhaus. Bauherr war der Norweger Johan Troye, Architekt Wilhelm von Gumberz-Rhonthal (1905-1982), ein Schüler Heinrich Tessenows, der während der NS-Zeit in Berlin überwiegend mittlere und große Einfamilienhäuser verwirklichte. (4) Das gut proportionierte, zurückhaltend repräsentative Einfamilienhaus mit seiner originalen Grundstückseinfriedung aus Werksteinen knüpft stilistisch an Bauten der Stuttgarter Schule an, die eine konservative, material- und werkgerechte Bauweise befürwortete. Es ist mit sorgfältig gemauerten Ziegeln verblendet, die ursprünglich weiß geschlämmt waren. Das steile, mit Biberschwanzziegeln gedeckte Satteldach ist straßenseitig durch eine lang gezogene, durchfensterte Schleppgaube aufgebrochen. Ein schmaler Anbau von ähnlicher Kubatur wie das Wohnhaus dient als Garage und gartenseitiger Sitzplatz mit offenem Kamin. Ein zweiter, vorgemauerter Kamin für das Wohnzimmer bildet an der gegenüberliegenden Giebelseite einen Blickpunkt. Holzfenster, Klappläden und Sparrenköpfe waren einst dunkelbraun gestrichen (zum Teil erneuert, beziehungsweise dunkelgrün gestrichen). Austritte und vergitterten Fenster im Giebel sind original erhalten. Prägend und zeittypisch für die späten 1930er Jahre sind zudem die mit gemauerten Segmentbögen versehenen Öffnungen, die auf das damalige Verbot der Verwendung von Eisenträgern im Baugewerbe hinweisen. Der Grundriss zeigt eine funktionale, im gehobenen Einfamilienhausbau der 1930er Jahre übliche Gliederung mit Küche, Anrichte und Esszimmer rechts von der mittig gelegenen Diele mit Windfang, und links von ihr Herrenzimmer und Wohnzimmer. Die Schlafzimmer sind klassisch im Dach untergebracht.


(1) Paul Baumgarten, Bauten und Projekte 1924-1981 (Akademie der Künste, Bd. 19), Berlin 1988, S. 134, Nr. 46; Menting, Annette: Paul Baumgarten, Schaffen aus dem Charakter der Zeit (Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, hrsg. v. Landesdenkmalamt Berlin), Berlin 1998, S. 103-109; Schmitz, Frank: Landhäuser in Berlin 1933-1945, (Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, hrsg. v. Landesdenkmalamt Berlin), Berlin 2007, S. 286 f., S. 304, Kat. Nr. 2.

(2) Die ungewöhnliche Entstehungszeit von Haus Hübner 1939-40, also noch zu Kriegsbeginn, erklärt sich aus dem Umstand, dass die Bauherrin Irma Hübner ihr 1936 ebenfalls von Baumgarten errichtetes Haus in der Rauchstraße in Berlin-Tiergarten für den Abriss freigeben musste - zugunsten des Neubaus der jugoslawischen Botschaft. Vgl. Schmitz 2007, S. 286 f., S. 304.

(3) Schmitz 2007, S. 304. Zu Landhäusern Wilhelm von Gumberz-Rhonthal vgl. Bauwelt 29 (1938), H. 7, Beilage 1-7 u. H. 41, Beilage 1-5. (Verweis auf Kranzallee 36?)

(4) Schmitz 2007, S. 58.

Literatur:

  • Lux, Wiedemann/ Paul Baumgarten, 1988 / Seite 134, Nr. 46

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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