Denkmaldatenbank
Westend-Schule (ehem.), Steuben-Schule, Herder-Schule
09020349 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Westend |
Adressen | Westendallee 45, 46 Oldenburgallee 43, 44 |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Schule & Direktorenwohnhaus & Bibliothek |
Datierung | 1927-1929 |
Umbau | 1954, 1979 |
Entwurf | Winterstein, Hans & Reuters, Josef (Architekt) |
Bauherr | Amt für Hochbau Charlottenburg |
An der Einmündung der Westendallee in die Preußenallee fällt die ehemalige Westend-Schule, Westendallee 45-46, durch ihre ausdrucksvolle Gestaltung auf. (1) Sie entstand 1927-29 nach Plänen von Stadtbaurat Hans Winterstein sowie Josef Reuters als Lyzeum und etablierte das erste Schulhaus Westends nur für Mädchen. Zuvor waren sie in Klassenräume der Doppelvolksschule in der Leistikowstraße 7-9 unterrichtet worden. Das Lyzeum, eine so genannte höhere Mädchenschule, wurde im und nach dem Zweiten Weltkrieg als Städtisches Krankenhaus Heerstraße genutzt. 1952 wurde der Schulbetrieb, nun für Mädchen und Jungen, wieder aufgenommen. Fortan hieß die Schule Herder-Schule (oder Herder-Oberschule), benannt nach dem Herder-Gymnasium, das kriegsbedingt seinen Standort verloren hatte. In den 1960er Jahren war auch die Steuben-Schule, eine Grundschule mit Schul-Kindergarten, im Schulbau untergebracht. Das heutige Herder-Gymnasium beherbergt im rechten Trakt die Johanna-Moosdorf-Bibliothek, eine Stadteilbibliothek des Bezirks.
Das Schulhaus steht formal in der Tradition der großen Schulbauten vor dem Ersten Weltkrieg. Es besteht aus zwei im rechten Winkel aufeinanderstoßenden Gebäudeflügeln. Seine Eingangsseite ist nicht zur breiten Preußenallee, einer zentralen Verkehrsader Westends, sondern auf geschickte Weise nach Süden zur weniger verkehrsreichen Westendallee ausgerichtet. Die Zugänge zu Haupttreppenhaus sowie Bibliothek (darüber der Schriftzug Stadtbücherei) liegen an den Fronten zweier gestalterisch differenzierter Risalite mit Walmdach beziehungsweise Dachterrasse. Der dazwischen gespannte Mitteltrakt erinnert durch die höhengestaffelten Dachflächen und knapp unter die Traufe gesetzte Fensterreihen an das Kirchenschiff einer Basilika. In den südwestlichen Gebäudewinkel des Schulhauses ist eine Hausmeisterwohnung in der originellen Gestalt eines kubischen Wohnhauses mit Walmdach eingefügt.
Die Klassen- und Funktionsräume sind straßenseitig an Westend- und Oldenburgallee gereiht und durch hofseitige Flure erschlossen. Im breiteren Flügel an der Westendallee ist nach Norden die Turnhalle angeordnet. Im Zuge einer Grundinstandsetzung wurden 1978/79 an Turnhalle, Aula und Zeichensälen Veränderungen vorgenommen.
Vom besonderen Gestaltungsanspruch des Architekten zeugt der spannungsreiche Wechsel von Putz- und Ziegelflächen sowie die vom Expressionismus beeinflusste Baudekoration an Eingängen, Fenstern, Gebäudeecken und Erkern durch kunstvoll gesetzte Backsteine.
Die plastisch durchgebildeten Schauseiten an Westend- und Preußenallee im Stil der gemäßigten Moderne unterscheiden sich bewusst von den Fassaden an der Oldenburgallee und Schulhofseite im Duktus der Neuen Sachlichkeit: Hier bestimmen stereotyp gereihte Fenster, die meist durch Ziegelrahmen optisch zusammengeschlossen sind, das Erscheinungsbild.
Zum Gebäudekomplex gehört das kompakte ehemalige Direktorenwohnhaus, Oldenburgallee 44, das heute als Waldorfkindergarten Westend e. V. dient. Das eingeschossige, verputzte Gebäude mit ausgebautem Satteldach akzentuieren expressionistische Baudetails in Klinker an Eingangsfront und getreppten Dachgiebeln, wodurch ein gestalterischer Bezug zum zugehörigen Schulgebäude geschaffen wurde.
(1) Nydahl, Jens: Das Berliner Schulwesen, Berlin 1928, S. 530 f.; Bauwelt 20 (1929), Teil 1, S. 380; Bark, Willy: Chronik von Alt-Westend mit Schloß Ruhwald, Spandauer Bock und Fürstenbrunn (Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, H. 56), Berlin 1937, S. 56; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Textband u. Tafelband, Berlin 1961, S. 298; Weber, Annemarie/Safft, Nikolaus von: Westend. Ein Berliner Ortsteil in Geschichte und Gegenwart, Berlin 1986, S. 55, Abb. S. 14 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil V, Bd. C, Schulen, Berlin 1991, S. 138 f., S. 409 f., Abb. 317-319.
Literatur:
- Bau- und Kunstdenkmale Berlin II, Berlin 1987 / Seite 298
- Bauwelt 20 (1929) / Seite Teil 1, S. 380
- Bark, Willy: Chronik von Alt-Westend, Berlin 1937, in: Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins (1937) 56 / Seite .
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
- Tel.: (030) 90259-3653
- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
Verkehrsanbindungen
-
U-Bahn
-
Bus
-
Jüdenstr.
- 248
- 300
-
Nikolaiviertel
- N8
- N40
- N60
- N65
-
Jüdenstr.