Denkmaldatenbank
Kirche St. Antonius von Padua
09020152,T | |
Bezirk | Treptow-Köpenick |
Ortsteil | Oberschöneweide |
Adressen | Griechische Allee 9 Roedernstraße 1, 2, 3 Antoniuskirchstraße 5 |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Kirche kath. & Gemeindehaus |
Datierung | 1906 - 1908 |
Entwurf | Fahlbusch, Wilhelm (Architekt) |
Bauherr | Katholische Kirchengemeinde |
Der bogenförmig angelegte Straßenzug der Griechischen Allee, ehemals Rathausstraße, wird von einem rechteckigen Marktplatz eröffnet. An dessen nördlicher Ecke ragt die katholische Antoniuskirche empor, die mit ihrem schlanken Turm den Platzraum beherrscht. (1) Der neugotische Backsteinbau an der Griechischen Allee 9, Roedernstraße 1 steht auf einem eigenen Kirchplatz, der durch die umlaufende Antoniuskirchstraße von den benachbarten Wohnhäusern getrennt ist. Die Kirche, geweiht dem hl. Antonius von Padua, wurde als erstes Bauwerk des neuen Ortszentrums 1906/07 von Wilhelm Fahlbusch errichtet. (2) Der Architekt folgte einem traditionellen Baukonzept. Die dreischiffige Basilika über kreuzförmigem Grundriss hat hochgotische Backsteinbauten des 13. Jahrhunderts zum Vorbild. (3) Das Langhaus umfasst nur drei Joche. Der steil aufragende Obergaden wird außen von einem offenen Strebesystem gestützt. Das Querhaus wendet sich mit mächtigen Giebeln und Maßwerkfenstern in den städtischen Raum. Eckkapellen vermitteln zum Chor, der fünf Seiten eines Achtecks umschließt. Ausgehend von der städtebaulichen Planung des Ortszentrums ist die Antoniuskirche nach Norden orientiert. An der südlichen Schmalseite erhebt sich der massive Turm, der mit Uhren- und Glockengeschoss das ziegelgedeckte Dach überragt. Die steile Turmspitze wurde 1977 abgetragen. Der rote Backsteinbau besitzt einen sparsamen Baudekor mit Kreuzbandfriesen und weiß abgesetzten Blendfeldern. Auch im Innenraum ist der weiß-rote Farbkontrast erlebbar. Alle Gliederungen erscheinen backsteinsichtig, während die verputzten Wandflächen eine helle Fassung erhielten. (4) Über den Jochen des Mittelschiffs und der Seitenschiffe spannen sich Kreuzgratgewölbe, die Vierung hingegen ist mit einem Sterngewölbe hervorgehoben.
Die Antoniuskirche besitzt eine reiche Ausstattung, die unterschiedlichen Zeiten entstammt. Der Altarraum hat seine ursprüngliche Gestalt, bedingt durch die Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils, verloren. Georg Nawroth gestaltete stattdessen 1963 eine frei stehende Mensa vor einem neuen Sakramentshaus. Zu beiden Seiten sind heute vergoldete Reliefs angebracht, erhaltene Teile des historischen Altaraufsatzes. Auch die Verglasung des Chorraums wurde 1963 erneuert. Die zeitgemäßen Glasmalereien, angefertigt nach Entwürfen von Georg Nawroth, zeigen die Patrone des Bistums Berlin und der Antoniuskirche, dazu Heilige, die mit der Geschichte der Mark Brandenburg in Verbindung stehen. (5) In der Vierung hängt ein monumentales Triumphkreuz, geschnitzt aus Lindenholz. (6) Das qualitätvolle Werk des späten 17. Jahrhunderts wird einem Tiroler Künstler zugeschrieben, dem so genannten Meister des Innviertels. Der spätgotische Schrein über dem Seitenaltar der östlichen Eckkapelle bildet die Marienkrönung ab. (7) Um 1500 wurde dieser Altaraufsatz, dem heute Predella, Flügel und Auszug fehlen, von einem schwäbischen Bildschnitzer geschaffen. Die Skulptur des hl. Antonius von Padua, 1937 geschnitzt von J. Dorls, schmückt den Seitenaltar in der westlichen Eckkapelle. Zur ursprünglichen Kirchenausstattung gehören vier Bildwerke, die Skulpturen des hl. Antonius von Padua, des hl. Judas Thaddäus sowie der Enzengel Michael und Gabriel, die unter der Orgelempore angebracht sind.
1) Bau- und Kunstdenkmale Berlin II, S. 325; Dehio Berlin 2000, S. 234; Seeböck 2000, S. 36.
2) Der damals noch junge Architekt plante später, nach dem Ersten Weltkrieg, in Berlin und Brandenburg bedeutende moderne Sakralbauten für die katholische Kirche, beispielsweise St. Michael in Berlin-Zehlendorf, 1926-27, den ersten modernen Bau der katholischen Kirche in Berlin, außerdem St. Bernhard in Berlin-Zehlendorf, 1932-34.
3) Die Architekturformen lassen sich auf die Marienkirche in Lübeck und andere Kirchen des Ostseeraumes zurückführen.
4) Die sehr zurückhaltende Ausmalung, geprägt von rahmenden Linien, ist heute übertüncht.5) Fenster I: Apostel Petrus und Bischof Otto von Bamberg (Patrone des Bistums Berlin), Fenster o II: Antonius von Padua und Konrad von Parzham (Patrone der Pfarrei), Fenster w II: Elisabeth von Thüringen und Hedwig von Schlesien (Patrone des Landes und der Kathedrale), Fenster o III: Bernhard von Clairveaux und Norbert von Xanten (Besiedlung der Mark Brandenburg durch Zisterzienser und Prämonstratenser), Fenster w III: Wichmann von Neuruppin und der erste christliche Wendenfürst Gottschalk von Lenzen (Frühzeit des Christentums in Brandenburg).
6) Leihgabe der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz.
7) Leihgabe der Staatlichen Museen Preußischer Kulturbesitz.
Literatur:
- Topographie Treptow-Köpenick/Nieder- und Oberschöneweide, 2003 / Seite 115-117
Teilobjekt Kirche St. Antonius von Padua
Teil-Nr. | 09020152,T,001 |
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Sachbegriff | Kirche kath. |
Datierung | 1906 - 1908 |
Umbau | 1977 |
Adressen | Griechische Allee 9 Roedernstraße 1 |
Teilobjekt Gemeindehaus St. Antonius von Padua
Teil-Nr. | 09020152,T,002 |
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Sachbegriff | Gemeindehaus |
Datierung | 1908 |
Adressen | Roedernstraße 2 Antoniuskirchstraße 5 |
Auf einem Eckgrundstück unmittelbar neben der Kirche, an der Roedernstraße 2, Antoniuskirchstraße 5, errichtete Wilhelm Fahlbusch 1908 das Pfarrhaus der katholischen Pfarrei St. Antonius. (1) Der Architekt glich das Gebäude nicht an die neogotische Basilika an, sondern orientierte sich an den neuen künstlerischen Strömungen seiner Zeit. Das kleine, dennoch repräsentative Pfarrhaus folgt einer barock geprägten Reformarchitektur. Lisenen, gemauert aus dunkelroten Klinkern, umrahmen die Fensterachsen und die einfach verputzten Wandflächen. Ein barockes Mansarddach überdeckt die beiden Hauptgeschosse. Fahlbusch bildete über den mittleren Fensterachsen schlichte Dacherker aus, die von Segmentbogengiebeln bekrönt werden. An der Straßenecke sieht man einen dreiseitig gebrochenen Vorbau. Der ehemals offene Balkon des Obergeschosses ist heute in eine verglaste Loggia umgebaut. Das Pfarrhaus, das zu den ersten Häusern des neuen Ortszentrums gehörte, war maßstabsetzend für die umgebende Wohnbebauung. Die Bauten entlang der Antoniuskirchstraße entstanden erst um 1995.
1) Bau- und Kunstdenkmale Berlin II, S. 325; Seeböck 2000, S. 37.
Kontakt
Juliane Stamm
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