Denkmaldatenbank
Siedlung Oberschöneweide
09020135,T | |
Bezirk | Treptow-Köpenick |
Ortsteil | Oberschöneweide |
Adressen | Zeppelinstraße 11, 13, 15, 17, 19, 21, 23, 25, 27, 29, 31, 33, 35, 37, 39, 41, 43, 45, 47, 49, 51, 53, 55, 57, 59, 61, 63, 65, 67, 69, 71 An der Wuhlheide 2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22 Fontanestraße 8, 9, 10, 11, 12A, 12B, 12C Roedernstraße 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14A, 14B |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Siedlung |
Datierung | 1919-1921, 1921-1923 |
Bauherr | Gemeinnützige Bauaktiengesellschaft Oberschöneweide (Gebag) (Siedlungsunternehmen) |
Mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde Oberschöneweide entstand 1919-21 die Siedlung Oberschöneweide. (1) Die Ein- und Mehrfamilienhäuser an Roedernstraße 8-14B, Zeppelinstraße 11-71, Fontanestraße 9-12C sowie An der Wuhlheide 2-22 umschließen in Blockrandbauweise ein trapezförmiges Karree. Die Planungen für die Siedlung begannen im Kriegsjahr 1918. (2) Das endgültige Konzept wurde schließlich 1919 von Gemeindebaurat J. Th. Hamacher unter Beteiligung von Peter Behrens erarbeitet. (3) Die Siedlung Oberschöneweide verdeutlicht den Wandel im Wohnungsbau des frühen 20. Jahrhunderts. An die Stelle der anfangs geplanten verdichteten Bebauung trat eine Siedlung, die von den Ideen der Gartenstadtbewegung geprägt ist. Den Arbeitern wurden sonnige Wohnungen angeboten, die mit Küche, Bad und Innentoilette eine moderne Ausstattung aufweisen. Die Fläche in der Mitte des Blocks wurde nicht bebaut. Jeder Mieter und Wohnungseigentümer erhielt hier einen eigenen Nutzgarten zur Erholung und Selbstversorgung. J. Th. Hamacher und Peter Behrens gestalteten durchgehende Straßenfronten, die durch die rhythmische Anordnung von Türen, Erkern und Giebeln gegliedert und aufgelockert sind. Bestimmend ist die klare Grundhaltung der beginnenden Moderne. Fensterläden, Vorgärten und geschwungenen Giebel, geben der Siedlung einen heimatlichen Charakter. Es entstand eine kleinteilige Welt, die den Eindruck sozialer Harmonie vermittelt. Architekturmotive und Hausstrukturen wiederholen sich bei anderen zeitgleich entstandenen Kleinhaussiedlungen. (4)
In der Siedlung sind in Reihenbauweise geschlossene Straßenfronten ausgebildet. Die Architekten entwickelten insgesamt fünf Typenhäuser. Entlang der Roedern- und Fontanestraße wurden nach Entwürfen Hamachers Vierfamilienhäuser errichtet. Die Fassaden zeigen eine einfache und doch lebendige Ordnung. Der Hauseingang in der Mittelachse wird von polygonalen Erkern gerahmt. Mit den konkav geschwungenen Zwerchhausgiebeln und den bewegten Dachflächen erhält die Häuserreihe eine innere Dynamik. Entlang der Zeppelinstraße sind Einfamilienhäuser aufgereiht, die für Beamte und Facharbeiter der AEG bestimmt waren. In der Straße sind zwei Haustypen erkennbar. Auf Peter Behrens gehen die Bauten in der Mitte der Häuserreihe zurück, die den Durchgang zum Hofareal flankieren. Alle anderen Häuser wurden von Gemeindebaurat Hamacher entworfen. Bei beiden Typen sind jeweils zwei Kleinhäuser spiegelbildlich aneinander gesetzt. Die Behrens-Häuser zeigen axial angeordnete dreiflügelige Fenster, während bei den Einfamilienhäusern Hamachers außermittig verschobene Fenster die strenge Ordnung aufbrechen.
Die Wohnungsbaugesellschaft ließ die Siedlung 1921 durch den Architekten Hans Spitzner erweitern. (5) An der Wuhlheide wurden zwei lang gestreckte Wohnhäuser errichtet, die mit giebelständigen Flügelbauten die Hofeinfahrt einfassen. Die Ecken des Baublocks wurden mit städtebaulich dominanten Eckbauten geschlossen. Im Eckbereich Roedernstraße / An der Wuhlheide legte Spitzner ein konkav geschwungenes Wohnhaus an, das zu der belebten Straßenkreuzung im Norden Oberschöneweides vermittelt. Ein dreigeschossiges Wohngebäude betont die Ecke Zeppelinstraße / Roedernstraße. Dreigeschossig ist auch der abgewinkelte Bau an der südwestlichen Ecke der Siedlung. Der kleine Vorplatz korrespondiert mit dem platzartigen Hof des gegenüberliegenden Baublocks.
1) Siedlung Oberschöneweide in: Wasmuths Monatshefte für Baukunst 5 (1920/21), S. 329-330; Rosenberg: Kleinwohnungen in der Großstadt. Zum Wettbewerb der Gemeinnützigen Bau-Aktiengesellschaft Oberschöneweide. in: Der Städtebau 18 (1921), S. 38-43; BusB IV A, S. 365, Nr. 221; Cremers 1928, S. 164; Müller-Wulckow, Walter: Deutsche Baukunst der Gegenwart. Teilband. Wohnbauten und Siedlungen. Königstein im Taunus-Leipzig 1929, S. 65; Architekturführer 1974, S. 138; Neumeyer, Fritz: Die AEG-Arbeitersiedlungen von Peter Behrens in Berlin-Hennigsdorf und Oberschöneweide und das Bootshaus Elektra. Werkswohnungsbau um 1900. in: Industriekultur. Peter Behrens und die AEG 1907-1914. Berlin 1979, S. 127 ff., besonders S. 132-135, vgl. Katalog Nr. A 190-210, S. D 116-127 (mit nicht korrekter Datierung und Zuschreibung); Bau- und Kunstdenkmale Berlin II, S. 329; Architekturführer Berlin 1997, S. 354; Dehio Berlin 2000, S. 239; Seeböck 2000, S. 41-44; BusB IV, S. 238.
2) Der erste Entwurf des Architekten Peter Behrens aus dem Jahr 1918 sah eine großstädtische Bebauung mit viergeschossigen Wohnhäusern vor. Der Block sollte von einer zentralen Wohnstraße erschlossen werden. Zur Zeppelinstraße war die Blockstruktur durch Wohnhöfe aufgebrochen. Die Pläne von Peter Behrens zeigen auf der Innenseite der Wohnhöfe und der hofartigen Straßenachse gestaffelte Obergeschosse mit vorgelagerten Balkonen. Die terrassenartigen Balkonstufen sollten in dem dicht bebauten Gebiet private Gartenanlagen ersetzen. Die Entwürfe wurden mehrfach variiert, bis sich die Gebag in der Not der Nachkriegszeit entschloss, die großstädtische Struktur aufzugeben und stattdessen eine Kleinhaussiedlung mit zweigeschossigen Häusern und Nutzgärten anzulegen. Noch 1918 legte Peter Behrens einen weiteren Plan vor, der zusätzlich zur Blockrandbebauung zwei Wohnstraßen mit Kleinhäusern vorsah, die in Nord-Süd-Richtung das Terrain durchziehen.
3) Die Bauakten belegen, dass die Siedlung in der 1919 ausgeführten Form maßgeblich auf Planungen des Gemeindebaurats J. Th. Hamacher zurückgeht. Peter Behrens entwarf nur einen Haustyp an der Zeppelinstraße. Die Datierung und Zuschreibung von Neumeyer 1979, S. 134-135, lässt sich nicht bestätigen.
4) Nördlich der Oberschöneweider Gemarkungsgrenze wurde 1919/20 nach Entwürfen von Peter Behrens die Waldsiedlung Wuhlheide angelegt. Die zweigeschossigen Einfamilien-Reihenhäuser zeigen ähnliche Fassadengliederungen. Einfache Putzfassaden und dekorative Fensterläden prägen auch das Bild der AEG-Siedlung in Hennigsdorf bei Berlin. Auch hier war Peter Behrens - zusammen mit Jean Krämer - an der Planung beteiligt. Vgl. [Waldsiedlung Lichtenberg] in: Wasmuths Monatshefte für Baukunst 5 (1920/21), S. 320-328; Bau- und Kunstdenkmale Berlin II, S. 233-234.
5) Die erste Bauetappe wurde 1920 abgeschlossen. Nicht ausgeführt wurden die Einfamilienhäuser an der Straße An der Wuhlheide. Der Bau von Kleinhäusern für nur eine Familie hatte sich als unwirtschaftlich erwiesen, nicht zuletzt deshalb, weil jedes Einfamilienhaus ein eigenes Treppenhaus benötigte. Für die Vollendung der Siedlung schrieb die Gebag 1921 einen Wettbewerb aus. Obwohl die Architekten Behringer & Schock den ersten Preis zugesprochen bekamen, wurde der Entwurf des drittplatzierten Architekten, Hans Spitzner, umgesetzt.
Literatur:
- Topographie Treptow-Köpenick/Nieder- und Oberschöneweide, 2003 / Seite 128 f.
- Rosenberg, Walter: Kleinwohnungen in der Großstadt. Zum Wettbewerb der Gemeinnützigen Bau-Aktiengesellschaft Oberschöneweide, in: Der Städtebau, 18 (1921) / Seite 38-43
- Neumeyer, Fritz: Werkwohnungsbau der Industrie in Berlin und seine Entwicklung im 19. und frühen 20. Jahrhundert, Dissertation TU Berlin, 1977 / Seite 227-243
Teilobjekt Siedlung Oberschöneweide
Teil-Nr. | 09020135,T,001 |
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Sachbegriff | Siedlung |
Datierung | 1919-1921 |
Entwurf | Behrens, Peter (Architekt) |
Entwurf | Hamacher, J. Th. (Gemeindebaurat & Architekt) |
Ausführung | Mattheus, Adolph (Maurermeister) |
Adressen | Zeppelinstraße 13, 15, 17, 19, 21, 23, 25, 27, 29, 31, 33, 35, 37, 39, 41, 43, 45, 47, 49, 51, 53, 55, 57, 59, 61, 63, 65, 67, 69, 71 Fontanestraße 8, 9, 10, 11, 12A, 12B Roedernstraße 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14A, 14B |
Literatur:
- Bau- und Kunstdenkmale Berlin II, Berlin 1987 / Seite 328-329
- Wasmuths Monatshefte für Baukunst, 1919/20 / Seite 329, 330
- Geschichte der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft, 1957 / Seite 204
- Neumeyer, Fritz: Die AEG-Arbeitersiedlungen in Berlin-Hennigsdorf und Oberschöneweide und das Bootshaus Elektra in
Industriekultur. Peter Behrens und die AEG, 1979 / Seite 127-140, D116-127 - Architekturführer Berlin, 1991 / Seite Obj. 667
- Industriesalon Schöneweide (Hrsg.): Industriekultur in Schöneweide - Peter Behrens und die AEG, Berlin 2017 / Seite 40-41
Teilobjekt Siedlung Oberschöneweide
Teil-Nr. | 09020135,T,002 |
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Sachbegriff | Siedlung |
Datierung | 1921-1923 |
Entwurf | Spitzner, Hans (Architekt) |
Adressen | An der Wuhlheide 2, 4, 6, 8, 10, 12, 14, 16, 18, 20, 22 Fontanestraße 12C Zeppelinstraße 11 |
Literatur:
- Rosenberg, Kleinwohnungen in der Großstadt in
Der Städtebau 18 (1921) / Seite 38-43
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