Denkmaldatenbank

Akkumulatorenfabrik Oberspree, Afa

Obj.-Dok.-Nr. 09020112,T
Bezirk Treptow-Köpenick
Ortsteil Oberschöneweide
Adressen Wilhelminenhofstraße 66, 67, 68, 69, 70

Ostendstraße 30, 31, 32, 33, 34, 35
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Industrieanlage

Das Akkumulatorenwerk der Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft (AFA) war ein bedeutender Standort der deutschen Elektroindustrie. (1) Die denkmalwerten Bauten an der Wilhelminenhofstraße 66-70 und Ostendstraße 30-35 bezeugen die Geschichte eines großen Industrieunternehmens. Das Akkumulatorenwerk wurde 1899 von der Gesellschaft für elektrische Unternehmungen (Gesfürel) gegründet, aber 1905 von der AFA übernommen, einem Unternehmen aus Hagen in Westfalen, das innerhalb weniger Jahre zu einem marktbeherrschenden Großunternehmen aufstieg. Die Aktiengesellschaft lieferte Anlagen zur Speicherung elektrischer Energie. In Oberschöneweide befand sich das zentrale Werk für tragbare Akkumulatoren und Batterien. Die Vertriebsgesellschaft VARTA sorgte für den Verkauf der Produkte. Das Fabrikgelände liegt nicht am Spreeufer, sondern schließt unmittelbar an das Oberschöneweider Wohngebiet an. Die Verwaltungs- und Sozialgebäude der Akkumulatorenfabrik vermitteln zwischen der geschlossenen Wohnbebauung an der Wilhelminenhofstraße und der offenen Bauweise im östlichen Oberschöneweide. Das Akkumulatorenwerk wurde 1958 vom VEB Berliner Akkumulatoren- und Elementefabrik (VEB BAE) übernommen. (2) Heute wird die Batterieherstellung von der BAE Berliner Batteriefabrik GmbH fortgeführt.


1) Müller, Adolph: 25 Jahre der Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft 1888-1913. Berlin 1913, S. 216-218, Tafel IV; 50 Jahre Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft Berlin - Hagen - Wien. 1888-1938. Berlin 1938, S. 70, 82, 171-173; Rühle 1987, S. 79-82; Bau- und Kunstdenkmale Berlin II, S. 313; Bestandsaufnahme Berlin-Schöneweide. Bd. 1. Dokumentation Akkumulatoren-Fabrik. Bearb. von Franz Peter Flach, Mathias Hellmannn und Rolf Höhmann. Darmstadt 1996 [Exemplar im Landesdenkmalamt Berlin]; Dehio Berlin 2000, S. 236.

2) Nach 1945 wurde das Werk als Sowjetische Aktiengesellschaft weiter betrieben. Nach der Übergabe an die DDR bildete man den VEB Akkumulatorenfabrik Oberschöneweide, der sich 1958 mit dem Batteriewerk BELFA in Niederschöneweide, vormals PERTRIX, zum VEB BAE vereinte.

Literatur:

  • 50 Jahre Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft, 1888-1938, Berlin/Hagen/Wien 1938 / Seite .
  • Rühle, Bernd: Die Entwicklung Berlin-Köpenicks zum Industriestandort, Diss. HU Berlin 1977 / Seite 79-82
  • Topographie Treptow-Köpenick/Nieder- und Oberschöneweide, 2003 / Seite 90 f.

Teilobjekt Verwaltungsgebäude

Teil-Nr. 09020112,T,001
Sachbegriff Verwaltungsgebäude
Datierung 1899
Entwurf Schütze, Emil (Architekt)
Bauherr Akkumulatorenfabrik Oberspree
Adressen Wilhelminenhofstraße 69, 70

Zwei Häuser flankieren das Werkstor. [Auf der einen Seite der Einfahrt, Wilhelminenhofstraße 68, das 1906 von E. Schütze errichtete Beamtenwohnhaus und das] 1899 errichtete Verwaltungsgebäude (AFA 1), Wilhelminenhofstraße 69, ein zweigeschossiger Bau in gotisierenden Formen. [Es] gehört zum ersten Bauabschnitt der Akkumulatorenfabrik. Architekt E. Schütze betonte die Hauptfassade mit einen Mittelrisalit, der in einem Dreiecksgiebel mit Zinnen ausläuft. Im Giebel öffnet sich ein Balkon. Die kleinteiligen Fenstersprossen unter einem Kleeblattbogen erinnern an gotisches Maßwerk.

Teilobjekt Beamtenwohnhaus

Teil-Nr. 09020112,T,002
Sachbegriff Wohnhaus
Datierung 1906
Entwurf Schütze, Emil (Architekt)
Bauherr Akkumulatorenfabrik Oberspree
Adressen Wilhelminenhofstraße 68

Zwei Häuser flankieren das Werkstor. [Auf der einen Seite der Einfahrt steht das ] 1899 errichtete Verwaltungsgebäude (AFA 1), Wilhelminenhofstraße 69, (...) [und auf] der anderen Seite der Einfahrt, an der Wilhelminenhofstraße 68, errichtete E. Schütze 1906 das Beamtenwohnhaus (AFA 23) für die leitenden Angestellten der Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft. (1) Das Wohngebäude über einem L-förmigen Grundriss beschließt die Blockrandbebauung des Wohngebiets. Der Vorbau an der Wilhelminenhofstraße mit Loggien und Balkonen verweist auf den reformierten Wohnhausbau des frühen 20. Jahrhunderts, während die zurückgesetzte Hauptfassade noch der historistischen Formenwelt verpflichtet ist.


1) Die historischen Pläne belegen, dass das Beamtenwohnhaus 1906 errichtet wurde. Auf einer Ansicht der Akkumulatorenfabrik, gezeichnet nach 1900, ist das Gebäude noch nicht abgebildet, es fehlt auch auf dem Lageplan von 1905, vgl. 50 Jahre Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft Berlin - Hagen - Wien. 1888-1938. Berlin 1938, S. 70, 173. Ein erhaltener Grundriss von 1906 liefert den Nachweis, dass das Gebäude in diesem Jahr entstand.

Teilobjekt Direktionsvilla

Teil-Nr. 09020112,T,003
Sachbegriff Wohnhaus
Datierung 1913-1914
Entwurf Winkler, A. (Architekt)
Adressen Ostendstraße 35

Neben dem Verwaltungsgebäude [Wilhelminenhofstraße 69], an der Ostendstraße 35, ließ die Accumulatoren-Fabrik-Aktiengesellschaft 1913-14 das Direktorenwohnhaus (AFA 32) für den leitenden Direktor des Akkumulatorenwerks errichten. Das frei stehende Gebäude ist auf den Platzraum an der Einmündung der Ostendstraße in die Wilhelminenhofstraße ausgerichtet. Architekt A. Winkler entwarf ein schlichtes Wohnhaus im Landhausstil der beginnenden Moderne. Die hellgrau verputzten Fassaden unter dem mächtigen Walmdach erhielten eine zurückhaltende Gliederung. Die Wohnräume legen sich um eine offene Diele, die über zwei Geschosse reicht. Das Gebäude, das nie als Direktorenwohnhaus genutzt wurde, diente im Ersten Weltkrieg als Lazarett, später arbeitete hier die Verwaltung der Akkumulatorenfabrik.

Teilobjekt Arbeiterwohlfahrtsgebäude

Teil-Nr. 09020112,T,004
Sachbegriff Sozialgebäude
Datierung 1913
Umbau 1960
Entwurf Lindhorst, Felix (Architekt)
Bauherr Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft
Adressen Wilhelminenhofstraße 66, 67

Das Arbeiterwohlfahrtsgebäude (AFA 30) an der Wilhelminenhofstraße 66-67, am westlichen Rand des Fabrikgeländes, ist in die Blockrandbebauung des Wohngebiets eingebunden. (1) Das Bauwerk aus blauvioletten Klinkern steht für die umfassende Arbeiterfürsorge der Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft und die hochstehende Unternehmenskultur in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Architekt Felix Lindhorst errichtete 1912-13 ein modernes Gebäude, das mit seinen strengen, monumentalen Formen auf die Reformbaukunst des frühen 20. Jahrhunderts verweist. Der Einfluss von Peter Behrens ist unverkennbar. An der Wilhelminenhofstraße ist ein Ehrenhof ausgebildet, der allerdings durch eine 1960 angesetzte Wandelhalle seine repräsentative Wirkung teilweise verloren hat. Der zweigeschossige Hauptbau wird von kurzen Seitenflügeln flankiert. Breite Lisenen und umlaufende bandartige Mauervorlagen zwischen den Geschossen formen eine rasterartige Fassadenstruktur. Die großen Fensteröffnungen sind durch Pfeiler in hochrechteckige Fensterbahnen unterteilt. (2) Felix Lindhorst bildete auf diese Weise eine strenge, subtil abgestufte Straßenfront, die durch sparsam eingesetzte Dekorationen belebt wird. Klassische Architekturornamente wurden zu abstrahierten kubischen Motiven vereinfacht. Die symmetrische Ordnung des Ehrenhofs ist durch einen eingeschobenen Vorbau aufgebrochen, der vom Hauptbau zum rechten Seitenflügel überleitet. Ein dreigeteiltes Bogenfenster markiert den ehemaligen Haupteingang. Über dem Haupttrakt ist ein Walmdach mit kleinen Dachreitern ausgebildet. Die rückwärtige Fassade des Arbeiterwohlfahrtsgebäudes wurde asymmetrisch gebildet. Das Haupttreppenhaus zwischen Haupttrakt und Nebengebäude ist turmartig überhöht. Im unteren Stockwerk befanden sich Bade- und Umkleideräume für die Beschäftigten der Akkumulatorenfabrik, der Saal im Obergeschoss diente als Speiseraum und Festsaal. Nach 1950 richtete der VEB Werk für Fernsehelektronik im Arbeiterwohlfahrtsgebäude ein werkseigenes Kulturhaus ein.


1) [Arbeiterwohlfahrtsgebäude der Accumulatoren-Fabrik Act.-Ges.] in: Berliner Architekturwelt 18 (1916), S. 53-55 (nur Abbildungen); Bau- und Kunstdenkmale Berlin II, S. 313; Dehio Berlin 2000, S. 236; Seeböck 2000, S. 30-31.

2) Bei einem Umbau 1960 wurden die Fensterbahnen im Obergeschoss teils zugesetzt, teils in der Höhe reduziert. Auch einige Fensterbahnen des Erdgeschosses sind heute geschlossen.

Literatur:

  • Berliner Architekturwelt 18 (1916)
  • Festschrift 50 Jahre Auccumulatoren-Fabrik Aktienges. 1888-1938. Belin, Hagen, Wien 1938

Teilobjekt Einbauhalle

Teil-Nr. 09020112,T,005
Sachbegriff Industrieanlage
Datierung 1925-1926
Entwurf Krämer, Jean (Architekt)
Bauherr Accumulatoren-Fabrik Aktiengesellschaft
Adressen Ostendstraße 30, 31, 32, 33, 34

Die Einbauhalle (AFA 47), Ostendstraße 30-34, ein lang gestreckter Bau aus rotvioletten Klinkern, ist das größte Produktionsgebäude des Akkumulatorenwerks. (1) Nach dem Ersten Weltkrieg wurden fließende Fertigungsprozesse nach amerikanischem Vorbild eingeführt, für die man einen ungeteilten Produktionsraum benötigte. Architekt Jean Krämer errichtete 1925-26 eine große rechteckige Halle, die von Stahlfachwerkbindern überspannt wird. Wandpfeiler unter einem breiten Hauptgesims sorgen für eine strenge Fassadengliederung. In den zurückgesetzten Wandfeldern sind jeweils drei schmale Schlitzfenster angeordnet. Jean Krämer verband diese Struktur mit einem expressionistischen Architekturmotiv. Aus vorkragenden Klinkerlagen sind horizontale Bänder gebildet, die dem Bau eine innere Dynamik verleihen und nicht zuletzt die fließende, lineare Abfolge der Fertigung deutlich machen. Quergestellte Oberlichtraupen, getragen von einem Stahlgerüst, belichten den Produktionsraum. An langen Fließbändern wurden hier VARTA-Batterien zusammengesetzt.


1) Bau- und Kunstdenkmale Berlin II, S. 313.

Teilobjekt Akkumulatorenfabrik Oberspree, Afa

Teil-Nr. 09020112,T,006
Sachbegriff Einfriedung & Pförtnerhaus
Adressen Wilhelminenhofstraße 68, 69, 70

Ostendstraße 30, 31, 32, 33, 34, 35

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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