Denkmaldatenbank

Lampenfabrik R. Frister

Obj.-Dok.-Nr. 09020086
Bezirk Treptow-Köpenick
Ortsteil Oberschöneweide
Adressen Edisonstraße 63

Wilhelminenhofstraße 87
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Etagenfabrik
Datierung 1897-1900
Umbau 1911-1913
Umbau 1916
Entwurf & Ausführung Guthmann, R. (Nachfolger) & Schultz, J. (Baumeister)
Bauherr Frister AG

Die Lampenfabrik R. Frister, Wilhelminenhofstraße 87 und Edisonstraße 63 beherrscht die belebte Straßenachse, die von der Treskowbrücke in das Ortszentrum führt. (1) Die Lampenfabrik gehörte zu den Unternehmen, die vom Aufschwung der elektrotechnischen Industrie profitierten. Das Werk, das sich 1897 an der Oberspree ansiedelte, stellte elektrisch betriebene Beleuchtungskörper und Haushaltsgeräte her, darunter Kronleuchter, Kandelaber, Tischlampen und Kochgeräte. Schon im frühen 20. Jahrhundert führte die Lampenfabrik die Serien- und Massenfertigung nach amerikanischem Vorbild ein. Nach dem Ersten Weltkrieg gehört das Unternehmen zu den größten Lampenherstellern Europas. Die Aktiengesellschaft, betroffen von der Weltwirtschaftskrise, musste allerdings 1933 Konkurs anmelden. Das Fabrikgebäude ging zuerst an die Wärmegeräte GmbH, nach 1952 produzierte hier der VEB Funkwerk Köpenick, bis 1963 das Institut für Nachrichtentechnik einzog, die zentrale Forschungseinrichtung für die Nachrichten- und Messtechnik der DDR. Heute bildet die alte Lampenfabrik zusammen mit dem anschließenden Gelände der Gasanstalt das Freizeit- und Gewerbezentrum "Spreehöfe".

Die Stockwerksfabrik entstand in vier Bauabschnitten. Der Außenbau, verkleidet mit gelben Backsteinen, wirkt recht einheitlich, auch wenn sich der Umbruch von der historisierenden zur modernen Industriearchitektur unverkennbar abzeichnet. Planung und Ausführung lagen bis 1912 in den Händen der Baufirma R. Guthmann Nachfahren, geleitet von Baumeister J. Schultz. Die 1897 errichtete Produktionsstätte umfasste nur die beiden unteren Stockwerke des nördlichen Fabriktrakts. Drei Jahre später wurde dieser Kernbau nach Süden erweitert. Die Aktiengesellschaft errichtete einen viergeschossigen Hauptbau, der zur Edisonstraße ausgerichtet ist, während zwei Seitenflügel zum Hof weisen. In einem weiteren Bauabschnitt 1911-12 wurde der Kernbau von 1897 aufgestockt und um einen Flügel an der Wilhelminenhofstraße ergänzt. Die Fassaden sind durch gotisierende Bauformen lebendig gegliedert.

Mitten im Ersten Weltkrieg wurde die Lampenfabrik nochmals erweitert, denn das Unternehmen fertigte kriegswichtige Munitionsteile für das deutsche Heer. Der Kopfbau an der Spree, erbaut 1916-18, bezeugt einen tief greifenden Wandel in der Industriearchitektur des 20. Jahrhunderts. Auf historisierende Bauformen hat man verzichtet. Der Flügel an der Edisonstraße erweitert die Lampenfabrik bis zum Spreeufer, wo ein markanter Treppenturm zum schräg angesetzten Spreeflügel überleitet. Die Fassaden besitzen eine strenge, monumentale Gliederung. Das Gebäude zeigt überraschende Übereinstimmungen zur NAG-Automobilfabrik von Peter Behrens. Die gliedernden Formen gleichen sich bis ins Detail. Selbst das Turmmotiv mit den abgesetzten Attikageschossen ist wiederholt.


1) Rühle 1987, S. 85-87; Bestandsaufnahme Berlin-Oberschöneweide. Bd. III. Lampenfabrik Frister. Bearbeitet vom Institut für Bauforschung und Denkmalpflege Lübeck. Lübeck 1996 [Exemplar im Landesdenkmalamt Berlin]

Literatur:

  • Rühle, Bernd/ Die Entwicklung Berlin-Köpenicks zum Industriestandort, Diss. HU Berlin 1977 / Seite S. 85-87
  • Topographie Treptow-Köpenick/Nieder- und Oberschöneweide, 2003 / Seite S. 96-98

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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