Denkmaldatenbank

Münze, Palais Schwerin

Obj.-Dok.-Nr. 09020051
Bezirk Mitte
Ortsteil Mitte
Adressen Am Krögel 2

Molkenmarkt 1, 2

Mühlendamm 3
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Münze & Fabrik & Wohnhaus & Museum
Fertigstellung 1704
Umbau 1936-1942
Entwurf Bodt, Jean de (Architekt)
Entwurf Keibel, Fritz (Architekt)
Entwurf Reck, Arthur
Bauherr Preußisches Finanzministerium

Für den Neubau der Münze am Molkenmarkt 1-3, 1936-42 von Fritz Keibel und Arthur Reck, wurde das barocke Palais Schwerin abgerissen und einige Meter versetzt wieder aufgebaut, erweitert und in den Neubau integriert. Der ausgedehnte, V-förmige Gebäudekomplex östlich der Mühlendamm-Brücke, der in seinem Innenhof ein separates Fabrikationsgebäude einschließt, steht auf einem Terrain, auf dem bis 1935 noch einige der ältesten Bauten Berlins - die Wohnhäuser des Krögel-Viertels, der mittelalterliche Mühlenhof und die alte Stadtvogtei - erhalten waren. In seiner Entstehungs- und Baugeschichte dokumentiert der Bau der Münze die Prinzipien von Architektur und Stadtplanung in der Zeit des Nationalsozialismus. (1) Darüber hinaus vermittelt das Palais Schwerin ein selten gewordenes Bild barocker Bürgerbauten des 18. Jahrhunderts.

Die Entscheidung für einen Neubau an diesem Standort hatte mehrere Gründe: Es sollte nicht nur ein Ersatzbau für die Münze in der Unterwasserstraße, sondern auch ein repräsentatives Gebäude für die 1934 gegründete "Reichsmünze" entstehen. Auch die städtebauliche Funktion im Zusammenhang mit den Planungen für das Verwaltungsforum rund um das Neue Stadthaus und dem Ausbau von Mühlendamm-Schleuse und -Brücke spielte bei dem Entwurf für eine geschlossene Bebauung entlang des Molkenmarktes und des neu angelegten Spreeuferweges (Rolandufer) eine wichtige Rolle. (2)

Das dreigeschossige Hauptgebäude am Molkenmarkt, das durch eine Kopie des berühmten Münzfrieses von Gottfried Schadow (3) und eine über zwei Geschosse reichende Wandöffnung mit eingestellten Stützen für den Haupteingang in seiner Axialität betont ist, übernimmt die Funktion eines repräsentativen Brückenkopfes am Mühlendamm. Hinter der ansonsten schlichten Putzfassade mit werksteingerahmten Fensteröffnungen befand sich ursprünglich die Verwaltung der Münze. Der lang gestreckte Bauteil am Rolandufer, der in seiner Flucht der leichten Biegung der Spree folgt, zeigt eine einheitliche Fensterreihung. Im östlich anschließenden viergeschossigen Kopfbau mit einer dem Hauptgebäude entsprechenden Gliederung waren Wohnungen untergebracht. Vom Fabrikgebäude im Hof, einem zweigeschossigen Stahlskelettbau mit Sandsteinverkleidung, der bei Einstellung der Bauarbeiten 1942 nicht vollständig ausgeführt war, wurden um 1950 zwei Drittel abgetragen.

Als stadtbildprägendes Element wurde das Palais Schwerin - um einige Meter versetzt und um zwei Anbauten rechts und links ergänzt - nördlich an das Hauptgebäude angeschlossen. Das 1704 - vermutlich von Jean de Bodt unter Einbeziehung eines Wohnhauses von 1690 - umgebaute Palais für den Staatsminister Otto von Schwerin ist ein dreigeschossiger Putzbau mit einem an den Ecken von Sandsteinquaderung gefassten, dreiachsigen flachen Mittelrisalit. Dieser wird durch zwei Balkone auf Maskenkonsolen betont und von einer von Figuren flankierten Wappenkartusche bekrönt, die je zwei seitlichen Achsen sind ebenfalls von Eckquadern gerahmt. In den Rundbogenfeldern über den Fenstern des Hauptgeschosses beleben reizvolle Puttenreliefs die Fassade. Die Sandsteinelemente der Fassade wurden bei der Translozierung 1936-42 durch Kopien ersetzt und das Eingangsportal - ursprünglich unter dem rechten Balkon - in die Mittelachse verschoben. Die beiden Erweiterungsbauten sind dem Palais in der Gestaltung angeglichen und durch Reliefplatten, die nach Originalen des 18. Jahrhunderts kopiert wurden, ergänzt. Im Inneren konnten eine hölzerne Treppe mit reich geschnitztem Geländer unter Verwendung originaler Teile und einige Stuckdecken aus der Erbauungszeit wiedereingefügt werden.


(1) Vgl. Schäche 1991, S. 180ff.

(2) Vgl. Reck 1937; o.V., Geschlossener politischer Wille als formende Kraft zum Neubau der Reichsmünze in Berlin, in: Deutsche Bauhütte 39 (1935), S. 309.

(3) Um 1800 von Johann Gottfried Schadow für die Münze am Werderschen Markt (1798-1802 von Heinrich Gentz, 1886 abgerissen) ausgeführt. Der Originalfries wurde 1871 an die von August Stüler 1868-71 erbaute Münze an der Unterwasserstraße versetzt und von R. Siemering und H. Hagen erweitert. Seit 1976 befindet er sich am Altenwohnheim am Charlottenburger Schloss. Vgl. Abbilder - Leitbilder 1978, S. 8 und Kat.-Nr. 12.

Literatur:

  • Reck: Der Neubau der Reichs-Münze und seine Bedeutung für die Berliner Altstadt, in: Zentralblatt der Bauverwaltung 57 (1937) / Seite 399-410
  • N.N.: Berlins gewaltige Bauprojekte, in: Die Baugilde 16 (1934) / Seite 393
  • Delius: Neubau der Deutschen Münze, in: Bauamt und Gemeindebau 17 (1935) / Seite 295
  • N.N.: Die Baupläne für Münze und Messegelände in Berlin, in: Bauwelt 26 (1935) / Seite 990
  • N.N.: Geschlossener politischer Wille als formende Kraft zum Neubau der Reichsmünze in Berlin, in: Deutsche Bauhütte 39 (1935) / Seite 309
  • Riedrich, Otto: Man baut heute mit Werkstein in Berlin, in: Die Bauzeitung 34 (47) (1937) / Seite 356
  • Steinlein, G.: Die zweite deutsche Architekturausstellung in München, in: Die Bauzeitung 36 (49) (1939) / Seite 2, 7
  • N.N.: Deutsche Raumgestaltung der Gegenwart, in: Innendekoration 50 (1939) / Seite 118-119
  • N.N.: Beleuchtungen von Günther Schulz, Berlin, in: Moderne Bauformen 38 (1939) / Seite 339
  • Steinlein, G.: Die zweite deutsche Architekturausstellung in München, in: Ostmark-Bau-Zeitung 4 (1939) / Seite 47-48
  • Bender, Ewald: Das Kunstschmiedehandwerk im Kriege, in: Zentralblatt der Bauverwaltung 62 (1942) / Seite 102
  • BusB I/II 1877 / Seite 230, 270
  • BusB II/III 1896 / Seite Bd. II, S. 125, 336, Bd. III, S. 109
  • BusB III 1966 / Seite 25 ff, 43 f.
  • Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, Berlin 1983 / Seite 58f.
  • Kohte, Julius: Häuser von kunstgeschichtlichem Werte in Berlin und Vororten, in; Zeitschrift für Bauwesen 73 (1923) / Seite 119
  • Schäche: Architektur, 1991 / Seite 170 ff, 180 ff.
  • Topographie Mitte/Mitte, 2003 / Seite 214 f.

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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