Denkmaldatenbank

U-Bahnhof Scharnweberstraße

Obj.-Dok.-Nr. 09012351
Bezirk Reinickendorf
Ortsteil Reinickendorf
Adressen Scharnweberstraße
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Bahnhof (U)
Datierung 1956-1958
Entwurf Grimmek, Bruno (Architekt)
Bauherr Senator für Bau- und Wohnungswesen

Ein wesentlich neues Strukturelement brachte der Bau des Bahndammes für den ersten U-Bahnbau Berlins nach dem Zweiten Weltkrieg: die Verlängerung der U-Bahnlinie 6 nach Tegel. Von der Scharnweberstraße aus nicht einsichtig, verläuft er in ihrem südlichen Bereich und begrenzt die bis hierher reichenden Parzellen. Die 1958 in gesamter Streckenlänge eröffnete Bahnlinie - bereits 1956 bis zum Bahnhof Kurt-Schumacher-Platz fertiggestellt - kennzeichnet im Dammabschnitt parallel zur Scharnweberstraße den alten Verlauf der Gemarkungsgrenze Reinickendorfs nach dem ehemals südlich angrenzenden Tegeler Artillerieschießplatz und bildet in diesem Bereich die ursprüngliche Grenze zwischen der Kleinhaussiedlung am Uranusweg und den Wohn- und Gewerbebauten der Scharnweberstraße räumlich nach.

Hinter der Station Scharnweberstraße überqueren die zwei Gleise die Seidelstraße und erreichen nahe der Ortsteilgrenze den Bahnhof Seidelstraße, der inmitten von Kleingärten liegt. Technische und wirtschaftliche Vorbedingungen führten zu der Entscheidung, die Linie kurz hinter dem Kurt-Schumacher-Platz in Dammlage weiterzubauen. Hier begünstigte Kleingartengelände und bereits seit den 20er Jahren in städtischem Besitz befindliches Terrain die Anlage einer Dammbahn. Auch musste auf den bereits damals geplanten Stadtautobahntunnel unter dem Flugfeld des Flughafens Tegel sowie den hohen Grundwasserstand - im Zuge der projektierten Bahnlinie verlief ein alter Flurgraben - Rücksicht genommen werden. Der Weiterbau der Linie 6 vom Bahnhof Seestraße am Wedding über Reinickendorf zum Ortskern Tegel beendigte unzählige, nicht realisierte Schnellbahnprojekte.

Mit der Eröffnung erhielten die neuen Wohnsiedlungen der Nachkriegszeit und die älteren Viertel von Reinickendorf-Mitte und -West endlich einen Anschluss an das innerstädtische Liniennetz der Berliner Untergrundbahnen. Auf Reinickendorfer Gebiet heben sich besonders die beiden von Baudirektor Bruno Grimmek gestalteten Dammbahnhöfe Scharnweberstraße und Seidelstraße ab. Ihre sachliche und sparsame, an den technischen Erfordernissen des Betriebes orientierte Architektur knüpft an die Tradition der Berliner Verkehrsarchitektur der S- und U-Bahnhöfe der 20er und 30er Jahre an. Dies wird deutlich bei der von Bahnhof zu Bahnhof wechselnden Farbigkeit der mit Keramikmosaik verkleideten Eingangshallen, Aufgänge und Diensthäuser sowie bei der Glas-Stahl-Konstruktion der Schutzhäuser über den Aufgängen und der Stahlrahmenkonstruktion mit Mosaikausfachung der Diensthäuschen auf den Bahnsteigen.

In den Damm gelegte Eingangshallen erschließen die Mittelbahnsteige, deren durchgehende Verglasung mit schmalen Stahlprofilen den Hallen eine lichte Transparenz vermitteln und die umgebende Stadtgestalt - beim Bahnhof Scharnweberstraße das Grün der nahen Sportanlage - mit einbindet. Bahnsteigdächer in Stahlbeton bestimmen das Bild der Dammbahnsteige. Nach innen geneigte Dachplatten verbinden sich mit den wuchtigen abgeschrägten Unterzügen zu einer schmetterlingsförmigen Konstruktion, die auf konisch geformten Rechteckstücken in Mittellage ruht. Die Dächer zeichnen profilgerecht die von der Führung der Gleise bestimmte Umrisslinie der Bahnsteige nach, "um den Dammbahnhöfen ein möglichst geschlossenes Aussehen zu verleihen. (...) Ebenso zeigen beim Bahnhof Scharnweberstraße zwei Zugänge an beiden Bahnsteigen die nahverkehrliche Bedeutung der Bahnlinie an.

Der Eingang zur General-Woyna-Straße, außen mit sandfarbenen Spaltriemchen verkleidet, liegt sehr günstig zu der gleichzeitig mit der Station erbauten Wohnhausgruppe der Gagfah, deren Winkelbauten (Architekt: Paul Schwebes) mit den Giebelseiten an den Bahndamm stoßen. Der Damm trennt hier einerseits die Wohnbebauung der Scharnweberstraße von dem Spiel- und Sportplatz, der, auf früherem Gelände des Tegeler Schießplatzes 1923 eingerichtet, südlich angrenzt (1); andererseits verbinden Damm und Bahnhof durch die Transparenz der verglasten Eingangshallen die unterschiedlichen Bereiche.


1) Bericht über die Verwaltungstätigkeit... (vgl. Anm. 138 (2)), S.7.

Literatur:

  • BusB X B 1 1979 / Seite 78 ff., 148 f.
  • Verlängerung der U-Bahnlinie C von Seestraße - Tegel, hrsg. v. Senator für Bau- und Wohnungswesen, Berlin 1958 / Seite ..
  • Topographie Reinickendorf/Reinickendorf, 1988 / Seite 202ff.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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