Denkmaldatenbank

Städtischer Friedhof Reinickendorf

Obj.-Dok.-Nr. 09012063,T
Bezirk Reinickendorf
Ortsteil Reinickendorf
Adressen Humboldtstraße
74, 75, 76, 77, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Friedhof & Feierhalle
Datierung 1897
Entwurf Moritz, Carl (Architekt)
Bauherr Gemeinde Reinickendorf

Aus der Zeit kurz vor der Jahrhundertwende stammt der heute nach den Erweiterungen der 1920er und 1960er Jahre die gesamte Fläche zwischen Humboldt- und Gotthardstraße bedeckende, städtische Friedhof Reinickendorf. Als dritter Begräbnisplatz der Landgemeinde Reinickendorf 1897 an der Humboldtstraße (Nr. 74-90) gegründet, war seine Anlage außerhalb des Dorfes infolge des rapiden Bevölkerungswachstums der Landgemeinde notwendig geworden. Noch heute zeichnet sich im Grundriss die ursprüngliche geometrische, viel kleinere Kernanlage entlang der Brusebergstraße ab. Innerhalb ihres orthogonalen Rasters liegt die mit der Friedhofsgründung von Carl Moritz erbaute, kleine Feierhalle. (1) Der ursprünglich nur aus einem rechteckigen Feierraum mit Altarnische und einem Predigerzimmer - der Leichenraum befindet sich im Keller - bestehende Saalbau steht in der Tradition der sparsam ausgeführten Leichenhallen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Man erreicht den Feierraum über einen 1929 von Magistratsoberbaurat Baumgarten in den gleichen Formen der Backsteingotik angefügten Warteraum, der eindrucksvoll von den eisernen Zugstangen des Satteldaches bestimmt und von paarweise angeordneten Längswandfenstern hell belichtet wird. Firstzinnen und Spitzbogenfenster in Blendnischen dekorieren den mit bräunlichen Ziegeln verblendeten Bau, der beiden Konfessionen diente.

In einer offenen Pfeilerhalle steht der im Rahmen der Friedhofserweiterung (2) 1928 aufgestellte Bronzesarkophag, den Reinhold Begas für den 1874 jung verstorbenen Sohn des Eisenbahnindustriellen Bethel Strousberg schuf. Die von Richard Ermisch gestaltete Halle liegt an einem Promenadenweg, der ursprünglich als Teil des Grünzuges gedacht war und den Friedhof bis zur Humboldtstraße durchqueren sollte. Das Betondach mit Glasoberlicht wird von vier viertelkreisförmigen, vertikal abgetreppten Ziegelpfeilern getragen. Der auf einem Kunststeinsockel, der die Form des Daches nachzeichnet, ruhende Sarkophag konnte wegen des Ruins Strousberg erst 1900 gegossen werden. Begas schuf eine Komposition, die eine Abschiedsszene im Augenblick des Todes zeigt: Der auf dem Sarkophag ruhende Arthur Strousberg wird von einem weiblichen Todesgenius in den Armen gehalten und von zwei Putten mit Efeu und Rosen bekränzt. (3)


1) Berlin und seine Bauten, T. X, Bd. A (3) (vgl. Anm. 236), S. 122; zu Carl Moritz vgl.: Aufstockung 1896/97 des Amtshauses Alt-Reinickendorf 38 und 1907/08 die Allerheiligenkapelle der St. Hedwigs-Gemeinde, Ollenhauerstraße 24-28.

2) Die Erweiterung der städtischen Friedhöfe gehörte zur Konzeption des Berliner Magistrats, der die Einrichtung eines Berliner Zentralffriedhofs ablehnte.

3) Reclams Kunstführer (vgl. Anm. 218), S. 566; Schicksal eines Sarkophages. In: Brandenburgia (8) 1930, S. 31.

Literatur:

  • BusB X A 3 1981 / Seite 122
  • Ermisch, Weber/ Richard Ermisch, 1971 / Seite Nr. 18
  • Topographie Reinickendorf/Reinickendorf, 1988 / Seite 190

Teilobjekt Bronzesarkophag für Arthur Strousberg

Teil-Nr. 09012063,T,001
Sachbegriff Grabmal
Entwurf 1874
Ausführung 1900
Entwurf Begas, Reinhold (Bildhauer)

Teilobjekt Pfeilerhalle

Teil-Nr. 09012063,T,002
Sachbegriff Trauerhalle
Datierung 1928
Entwurf Ermisch, Georg Friedrich Richard (Architekt)

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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