Denkmaldatenbank

Stadtbahntrasse zwischen Ostbahnhof und Holtzendorffstraße, Stadtbahnviadukt

Obj.-Dok.-Nr. 09011323,T
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf & Mitte & Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Charlottenburg & Hansaviertel & Moabit & Kreuzberg & Friedrichshain
Adressen
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Bahnanlage (S) & Bahnhof (S) & Bahndamm & Viadukt & Bahntrasse & Eisenbahnbrücke
Entwurf 1871
Datierung 1875-1882
Umbau 1912-1939
Entwurf Dircksen, Ernst August (Architekt)
Bauherr Berliner Stadteisenbahn

(Topographie Friedrichshain, S. 114)

Die Arbeiten zum Bau der Stadtbahntrasse zwischen Hauptbahnhof, dem ehemaligen Frankfurter und späteren Schlesischen Bahnhof und der Michaelbrücke begannen im Herbst 1875. Bis Ende 1877 waren die ersten 920 Meter zwischen Krautstraße und Andreasstraße fertiggestellt. Die Errichtung der Michaelbrücke 1877-79 sowie die Erweiterung des Schlesischen Bahnhofs waren die Voraussetzungen für die Fertigstellung der Trasse bis zum 7. Februar 1882.

Im Unterschied zu den Charlottenburger Dammführungen oder Einschnittlagen wurde hier die S-Bahn in Hochlage über Viadukte geführt, die unmittelbar neben industriellen Produktionstätten das Stadtbild im Stralauer Viertel bestimmten. (1) Die Gestaltung der zweckorientierten Backsteinarchitektur fiel entsprechend nüchtern aus und entsprach dem zeitgenössisch akademischen Verständnis. Die Viaduktbögen dienten verschiedenartigsten Gewerbenutzungen. Besonders stadtbildprägend ist die an die Spree angeschmiegte Trassenkurve östlich der Michaelbrücke. Gegenüber dem Kreuzberger Ufer nimmt der Rhythmus von Viadukt- und Entlastungsbögen mit einheitlicher Klinkerverblendung fast den Charakter einer Befestigungsanlage an.


1) Vgl. BusB 1896, Bd. II, S. 212-235; BusB X B (2), S. 42, 134-135; Demps 1991, S.148-163.

(Topographie Mitte, S. 307-309)

Der unter der Leitung von Baurat Ernst Dircksen errichtete Stadtbahnviadukt verbindet wichtige Fernbahnhöfe und stellt mit einer Gesamtlänge von über zehn Kilometern als Hauptbestandteil der Stadtbahn eine innerstädtische Querverbindung zur Berliner Ringbahn her. (1) Nachdem bereits 1871 August Orth den Bau einer Berliner Stadtbahn angeregt hatte, übernahm die im Dezember 1873 gegründete Berliner Stadteisenbahngesellschaft die Ausführung des Projektes. 1875 begannen die Bauarbeiten, 1882 nahm die inzwischen verstaatlichte Stadtbahn ihren Betrieb auf. (2) Die 1927-28 elektrifizierte Stadtbahn gilt als älteste innerstädtische Schienenviaduktstrecke Europas, die einen störungsfreien Bahnbetrieb ohne Beeinträchtigung des Straßenverkehrs zuließ.

Den Stadtbezirk Mitte durchquert die viergleisige Stadtbahn auf Viaduktbögen. Sie folgt zunächst der Spree, umfährt dann Alt-Berlin in einem weiten nach Norden ausschwingenden Bogen, der den Verlauf des ehemaligen Festungsgrabens nachzeichnet, kreuzt die Museumsinsel und durchquert hinter dem Bahnhof Friedrichstraße die Friedrich-Wilhelm-Stadt.

Der Viadukt besteht aus gemauerten Kreisbögen mit lichten Weiten zwischen acht und fünfzehn Metern, die auf massiven mit roten Klinkern verblendeten Pfeilern ruhen. Wegen Belastungs- und Witterungsschäden wurden die Bögen 1922-32 durch das Einziehen eines zweiten Gewölbes auf Pfeilerverstärkungen über einem Sohlengewölbe verstärkt. (3) Die Bögen werden für Gewerbezwecke genutzt. Je nach Lage dienen sie als Werkstätten, Lager, Restaurant oder Verkaufseinrichtung. Westlich der Jannowitzbrücke sind die tragenden Bögen in der Spree gegründet und begrenzen ähnlich einer durchfensterten Kaimauer das Ufer. Die geschlängelte Linienführung des Viadukts zwischen den S-Bahnhöfen Jannowitzbrücke und Alexanderplatz geht auf den Verlauf des ehemaligen Festungsgrabens zurück, der für den Bau des Viadukts zugeschüttet wurde und die innerstädtische Streckenführung vorgab. Die zahlreichen, ursprünglich eisernen, später stählernen Brückenbauwerke wurden in der mehr als hundertjährigen Geschichte der Stadtbahn mehrfach verstärkt und vor allem in den 1920er Jahren häufig erneuert. (4) Auch bei der 1994-98 durchgeführten Sanierung der Stadtbahn waren zahlreiche Brücken von Um- und Neubaumaßnahmen betroffen. Als eine der ganz wenigen überlieferten Brücken aus der Erbauungszeit überspannt am Schiffbauerdamm mit einer Spannweite von 50 Meter die 1881 erbaute Zweigelenk-Fachwerkbogenbrücke mit aufgeständerter Buckelblechfahrbahn die Spree. Obwohl auch hier 1997 einige Hauptträger ausgewechselt werden mussten, zeigt in Berlin nur diese Brücke die in den 1880er Jahren übliche Konstruktionsart zur Überbrückung von breiteren Flussläufen und Bahntrassen. (5)

(S. 584)

Im Süden der Friedrich-Wilhelm-Stadt durchquert zweifach geschwungen ein Abschnitt des 1882 fertig gestellten Stadtbahnviaduktes das Gebiet und schneidet einen Uferstreifen entlang der Spree von dem restlichen Gebiet der Friedrich-Wilhelm-Stadt ab. Die schräg zur Spree verlaufenden Grundstücksgrenzen am Schiffbauerdamm zeigen noch die historischen Parzellen des hier ehemals angesiedelten vorindustriellen Gewerbes. Die geschickte Führung der Stadtbahn entlang der Flurstücksgrenzen, die zahlreichen Unterführungen (Luisenstraße, Reinhardtstraße, Schiffbauerdamm, Unterbaumstraße) sowie die Möglichkeit zur gewerblichen Nutzung der Viaduktbögen integrierten das Bauwerk in die bestehende Stadtstruktur.


1) Die Stadtbahn führt auf einer Strecke von 12,15 Kilometer über gemauerten Viaduktbögen (ca. 8 Kilometer), Brücken und Eisenviadukten (ca. 1,8 Kilometer) und Dammschüttungen (ca. 1,4 Kilometer) durch die Innenstadt.

2) Vgl. Stadtbahn 1886; BusB, Bd. I 1896, S. 211-238; Berlin und seine Eisenbahnen 1896, Bd. I, S. 313-341.

3) Vgl. Schmidt/Eilhardt 1984, S. 26-30, 160-165.

4) Vgl. ebenda, S. 112-117; Ewald 1933.

5) Vgl. Staroste 1998.

Literatur:

  • Dehio, Berlin, 1994 / Seite 149
  • Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, Berlin 1983 / Seite .
  • BusB I 1896 / Seite 212-235
  • BusB X B 2 1984 / Seite 5f., 42ff., 134-135, 141, 202, 211
  • Bautechnik 3 (1925) / Seite 525-540
  • Deutsche Bauzeitung 16 (1882) / Seite 64
  • Verkehrstechnische Woche 26 (1932) / Seite 57 (Verf. Hülsenkamp), 75-83 (Verf. Böttcher)
  • Zeitschrift für Bauwesen 34 (1884) / Seite Sp. 12-24, 113-121
  • Zentralblatt der Bauverwaltung 51 (1931) / Seite 499
  • Klünner: S- und U-Bahnarchitektur, 1985 / Seite .
  • Schmidt: Stadtbahn, 1984 / Seite .
  • Demps, Laurenz: Der Schlesische Bahnhof in Berlin, Berlin 1991 / Seite 148-163
  • Klinkott: Backsteinbaukunst, 1988 / Seite 232-234
  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 587
  • Topographie Friedrichshain, 1996 / Seite 114
  • Topographie Mitte/Mitte, 2003 / Seite 307-309, 584
  • Lorenz, Werner; May, Roland; Staroste, Hubert: Ingenieurbauführer Berlin, Petersberg 2020 / Seite 26-29

Teilobjekt Bahnbrücke am Schiffbauerdamm

Teil-Nr. 09011323,T,001
Sachbegriff Eisenbahnbrücke
Umbau 1920
Ausführung Preußischer Staat
Adressen Reichstagufer & Schiffbauerdamm

Teilobjekt Bahnbrücke Kupfergraben

Teil-Nr. 09011323,T,002
Sachbegriff Eisenbahnbrücke
Umbau 1900, 1933
Adressen Am Kupfergraben

Literatur:

  • Der Stahlbau 6 (1933) / Seite 1ff.

Teilobjekt Bahnbrücke Spree - Museumsinsel

Teil-Nr. 09011323,T,003
Sachbegriff Eisenbahnbrücke
Umbau nach 1920

Teilobjekt Spreebrücke Bellevue

Teil-Nr. 09011323,T,004
Sachbegriff Eisenbahnbrücke & Bahnanlage
Datierung 1878-1882
Umbau 1924

Literatur:

  • BusB I 1896 / Seite 220f.
  • BusB X B 2 1984 / Seite 203
  • Bautechnik 2 (1924) / Seite 194
  • Deutsche Bauzeitung 16 (1882) / Seite 84
  • Verkehrstechnische Woche 26 (1932) / Seite 57, 60
  • Kuhnke in Zeitschrift für Bauwesen 34 (1884) / Seite 225-232, 235-238
  • Kuhnke in Zeitschrift für Bauwesen 71 (1921) / Seite 193-195

Teilobjekt Landwehrkanalbrücke

Teil-Nr. 09011323,T,005
Sachbegriff Eisenbahnbrücke & Bahnanlage (S)
Datierung 1878-1882
Adressen Müller-Breslau-Straße

Literatur:

  • BusB I 1896 / Seite 214-216
  • BusB X B 2 1984 / Seite 203
  • Deutsche Bauzeitung 16 (1882) / Seite 64f.
  • Zeitschrift für Bauwesen 34 (1884) / Seite 124f.

Teilobjekt S-Bahnhof Tiergarten

Teil-Nr. 09011323,T,006
Sachbegriff Bahnhof (S)
Fertigstellung 1885
Umbau 1936
Adressen Bachstraße

Literatur:

  • Berlin und seine Eisenbahnen, 1896 / Seite 330
  • BusB X B 2 1984 / Seite 49

Teilobjekt Eisenbahnbrücke Windscheidstraße & Droysenstraße

Teil-Nr. 09011323,T,007
Sachbegriff Eisenbahnbrücke
Datierung 1912-1914
Entwurf Wambsgans und Zangemeister
Adressen Windscheidstraße & Droysenstraße

Teilobjekt Stadtbahnbrücke Brückenstraße

Teil-Nr. 09011323,T,008
Sachbegriff Eisenbahnbrücke
Datierung 1930-1931
Entwurf Dircksen, Ernst
Bauherr Berliner Stadteisenbahngesellschaft

Teilobjekt Brücke über die Rochstraße

Teil-Nr. 09011323,T,009
Sachbegriff Eisenbahnbrücke
Adressen Rochstraße

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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