Denkmaldatenbank

Geschäftshaus Tietz

Obj.-Dok.-Nr. 09011274
Bezirk Mitte
Ortsteil Mitte
Adressen Klosterstraße 64
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Geschäftshaus
Entwurf 1904
Datierung 1904-1906
Umbau 1950
Entwurf Lewy, Georg (Architekt)
Bauherr Tietz, G. & Tietz, B. (Kaufmann)

Den Wandel der Berliner Altstadt vom Wohngebiet mit Kleingewerbe zum Verwaltungs- und Geschäftsviertel einer Millionenstadt dokumentiert das Geschäftshaus Tietz, Klosterstraße 64, 1904-06 von Georg Lewy entworfen. (1) Das von den Brüdern Berthold, Georg und Heinrich Tietz, deren Namenszug "Gebr. Tietz" über den Eingangsportalen erhalten ist, als reines Geschäftshaus errichtete Gebäude war ursprünglich an mehrere Firmen aus der Textilbranche vermietet. (2) Der viergeschossige Bau, der sich auf einem schmalen Grundstück mit zwei Höfen in die Tiefe zieht, verkörpert den neuen Typus des Pfeilerbaus, der sich um die Jahrhundertwende für den großen Raum- und Lichtbedarf eines Geschäftshauses entwickelte. Die Auflösung des tragenden Mauerwerks in ein Stützensystem erlaubte an den Fassaden eine Gliederung durch Pfeiler und Gesimse, die, wie hier am Geschäftshaus Tietz, großflächige Schaufenster im Erdgeschoss (nicht erhalten) und Fensteröffnungen darüber einfassen. Sechs schlanke Pfeiler, die vom Sockel bis zur Dachkante reichen und die dreifache Unterteilung der Fenster in den Obergeschossen bewirken die typische Betonung der Vertikalen an der fünfachsigen Fassade. Gesimsbänder zwischen den Geschossen markieren die Horizontale. Die scheinbare Massivität der vorgeblendeten Sandsteinfassade und ihre Dekoration mit reichem figürlichem Schmuck in der Formensprache des Jugendstils, der sich vor allem auf den risalitartig betonten Mittelteil mit geschwungenem Hauptgesims konzentriert, waren kurz nach der Jahrhundertwende das gebräuchliche Stilmittel, um dem Gebäude trotz moderner Gliederung einen soliden und repräsentativen Ausdruck zu verleihen. Heute zählt das Geschäftshaus Tietz zu den selten gewordenen Beispielen dieser Art in Berlin-Mitte.


1) Vgl. o.V., Geschäftshaus in Berlin, in: Die Architektur des 20. Jahrhunderts 6 (1906) 4, S. 59f., Taf. 97.

2) Die Gebrüder Tietz waren Inhaber eines Kurzwarengeschäfts und hatten nichts mit den Kaufhäusern von Hermann oder Leonard Tietz zu tun. Vgl. Hoppe 1997, S. 48ff.

Literatur:

  • Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, Berlin 1983 / Seite 66
  • Frecot, Geisert/ Berlin, 1984 / Seite 93
  • N.N./ Geschäftshaus in Berlin in
    Die Architektur des 20. Jahrhunderts 6 (1906) 4 / Seite 59f.
  • Architektonische Rundschau 23 (1907) 3 / Seite Neubau
  • Adressbuch, 1904-1905 / Seite 205 f.
  • Topographie Mitte/Mitte, 2003

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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