Denkmaldatenbank

Nicolai-Haus

Obj.-Dok.-Nr. 09011244
Bezirk Mitte
Ortsteil Mitte
Adressen Brüderstraße 13
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus
Datierung um 1670
Umbau um 1710
Umbau nach 1787
Umbau 1950
Umbau 1977
Entwurf Zelter, Karl Friedrich (Maurer)
Bauherr Nicolai, Friedrich (Verleger & Schriftsteller)

Das Nicolai-Haus, Brüderstraße 13, ist eines der bedeutendsten Zeugnisse der Berliner Architektur- und Kulturgeschichte. Zusammen mit dem Haus Brüderstraße 10 vermittelt es einen Eindruck von Aussehen, Maßstab und Ausstattung barocker Bürgerhäuser in Berlin. Der Schriftsteller, Verleger und Buchhändler Friedrich Nicolai, der das Haus 1787 kaufte und umbauen ließ, und sein Schwiegersohn Gustav Parthey machten es im frühen 19. Jahrhundert zu einem geistigen Mittelpunkt der Berliner Aufklärung.

1674 auf zwei mittelalterlichen Grundstücken unter Verwendung älterer Bausubstanz errichtet, erhielt das Gebäude seine heutige Gestalt bei einem Umbau um 1710. Die lang gestreckte siebenachsige Fassade zeigt mit ihrer symmetrischen Gliederung durch flache Mittel- und Seitenrisalite mit genuteten Lisenen, einem Konsolgesims und Mansarddach die charakteristischen Merkmale der Baukunst des frühen 18. Jahrhunderts. Auch in diesem Haus ist die Treppenanlage von 1710 mit geschnitztem Geländer erhalten. 1787 ließ der neue Eigentümer Friedrich Nicolai das Haus vom Maurermeister und späteren Begründer der Singakademie, Carl Friedrich Zelter, im Inneren umgestalten und den rechten Seitenflügel anfügen, so dass sich eine geschlossene Hofanlage ergab. Die im Zweiten Weltkrieg beschädigte Fassade, der linke Seitenflügel sowie das hintere Treppenhaus wurden 1953-54 wieder hergestellt. Aus dem Weydingerhaus an der Unterwasserstraße, das 1935 der Reichsbankerweiterung weichen musste, wurden das klassizistische Treppenhaus mit Geländer in Bronzeguss aus der Zeit um 1830 sowie ein Glasfenster mit Bleiglasintarsien und zwei figürliche Stuckreliefs geborgen und zunächst im Ermelerhaus eingebaut. Nach dessen Abriss und Versetzung ans Märkische Ufer um 1968 gelangten die Teile 1977 in das Quergebäude des Nicolai-Hauses. Zwischen 1952 und 1990 nutzte das Institut für Denkmalpflege der DDR das Gebäude. 1993 ließ das Brandenburgische Landesdenkmalamt den Saal im ersten Obergeschoss und die Enfilade an der Straßenfront im zweiten Obergeschoss wieder herstellen.

Der vom Nicolai-Haus mit Seitenflügeln und Quergebäude gerahmte Innenhof gehört zu den letzten erhaltenen barocken Hofanlagen in Berlin. (1) Er wurde 1976-78 mit wenigen Ergänzungen wieder hergestellt. (2) Der Hof ist mit Feldsteinen und Wegen aus Granitplatten an den Rändern gepflastert, in seinem Zentrum steht ein Nussbaum inmitten eines mit Efeu bepflanzten Rundbeetes. Die idyllische Hofsituation wird unterstützt durch den wilden Wein an Fassaden und Galerien sowie durch eine Wasserpumpe, die im 18. und 19. Jahrhundert der Küche und dem Waschhaus im Quergebäude zugeordnet war. Der Garten südwestlich des Quergebäudes ist nicht erhalten. Seit 2000 wird das Haus von der Stiftung Stadtmuseum Berlin genutzt.


1) Vgl. Wendland 1979, S. 13f.

2) Vgl. Denkmale in Berlin-Brandenburg 1987, S. 359.

Literatur:

  • Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, Berlin 1983 / Seite 82ff.
  • BusB V A 1983 / Seite 4
  • Brendicke, Hans/ Führer auf der Wanderung durch Alt-Berlin-Kölln, Berlin 1925 / Seite 17-18
  • Fidicin, Ernst/ Berlin, historisch und topographisch dargestellt, Berlin 1843 / Seite 130
  • Kohte, Julius, Häuser von kunstgeschichtlichem Werte in Berlin und Vororten in
    Zeitschrift für Bauwesen 73 (1923) / Seite 70
  • Lepsius, Bernhard in Parthey, Lili/ Tagebücher aus der Berliner Biedermeierzeit, hrsg. v. Bernhard Lepsius, Berlin, Leipzig 1926 / Seite 1-39 (Einleitung)
  • Mackowski, Hans/ Häuser und Menschen im alten Berlin, Berlin 1923 / Seite 103
  • Pudor, Emil/ Alte Berliner Privathäuser in
    Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 27 (1910) / Seite 135
  • Schachinger, Erika, Alte Wohnhäuser in Berlin, Berlin 1969 / Seite 31 f.
  • Müther, Bautradition, 1956 / Seite 95
  • Klünner, Demps/ Berlin 1856-1896 - Photographien, 1991 / Seite 38-39
  • Sichelschmidt/ Berlin in alten Ansichtskarten, 1975 / Seite 67-68
  • Blätter für Architektur und Kunsthandwerk 26 (1913) / Seite 221 f.
  • Frecot, Geisert/ Berlin, 1984 / Seite 19-31
  • Topographie Mitte/Mitte, 2003
  • Goralczyk, Peter & Raue, Jan / Ein Abglanz pompejanischer Dekorationsweise, ein Schimmer antiker Anmut. Das Weydinger-Treppenhaus als Beispiel für das Schicksal von Denkmalen bürgerlicher Wohnkultur im 19. und 20. Jahrhundert in
    VDR-Beiträge zur Erh

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