Denkmaldatenbank

Neues Theater (Theater am Schiffbauerdamm, Berliner Ensemble)

Obj.-Dok.-Nr. 09011192
Bezirk Mitte
Ortsteil Mitte
Adressen Bertolt-Brecht-Platz 1
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Theater
Entwurf 1891
Datierung 1891-1892
Umbau 1903
Umbau 1953
Entwurf Seeling, Heinrich (Architekt)

Am Schiffbauerdamm wurden die Wohn- und Werkstattbauten der Schiffbauer, die sich an der Mündung der Panke in die Spree angesiedelt hatten, gegen Ende des 19. Jahrhunderts durch großstädtische Mietshäuser und ein Theater ersetzt. Heute ist die ehemals geschlossene, meist fünfgeschossige Uferbebauung am Schiffbauerdamm nur noch durch die Mietshäuser Nr. 5 bis 8 gegenüber dem Bahnhof Friedrichstraße überliefert. Die Mietshäuser wurden 1891-92 von Heinrich Seeling zeitgleich mit seinem "Neuen Theater", dem heutigen Theater des Berliner Ensembles, Bertolt-Brecht-Platz 1, erbaut. Seeling, der damals zu den führenden deutschen Theaterarchitekten gehörte, errichtete den Bau 1891-92 für den Fabrikbesitzer Hermann Simon. In all seiner wilhelminischen Pracht wurde er in den 1950er Jahren die Wirkungsstätte Bertolt Brechts in der DDR.

Der voluminöse Theaterbau hinter den Grundstücken am Schiffbauerdamm wirkte ursprünglich im Stadtbild nur durch seinen turmbekrönten Eingangsrisalit in eine platzartige Aufweitung der Bebauung am Schiffbauerdamm hinein. Bei der Herrichtung des Gebäudes für das Berliner Ensemble 1953-54 wurden sämtliche Putz- und Stuckgliederungen der Fassaden entfernt. Heute ist noch die von Ornamentik entblößte Grundform des Baukörpers mit dem Rumpf der Turmhaube, einzelnen polierten Granitsäulen an der Vorhalle und einer Sandsteinbrüstung erhalten.

Im Inneren dagegen ist die "mit außerordentlicher Frische durchgeführte, ins Rokoko übergehende Architektur und die reiche decorative Ausstattung des Zuschauerraumes" (1) bis auf geringe Veränderungen im originalen Zustand überliefert. Von besonderer Qualität sind die Ausstattungen in den Treppenaufgängen, die Wandspiegel im zweiten Rang und den Wandelgängen, Eichenholztüren mit Rahmungen, verglaste Türen mit Ornamentscheiben, farbige Terrazzoböden und die Schmiedearbeiten. (2)


1) Vgl. BusB 1896, Bd. II, S. 501.

2) Die von Max Koch 1892 ausgeführten Decken- und Gobelinmalereien im Pausenfoyer werden noch unter späteren Anstrichen vermutet.

Literatur:

  • Deutsche Bauzeitung 27 (1893) 76Deutsche Bauzeitung 36 (1902) 25 / Seite 158f.
  • Zentralblatt der Bauverwaltung 14 (1894) 3BusB II/III 1896 / Seite 501-505
  • Baumeister, Architekten, Stadtplaner, 1987 / Seite 654f.
  • Thieme-Becker, Bd. 30 / Seite 432
  • Architekturführer Berlin, 1991 / Seite 358
  • Topographie Mitte/Mitte, 2003 / Seite 585 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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