Denkmaldatenbank
ehem. Hauptvereinigung der Deutschen Gartenbauwirtschaft
09010217 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Schlüterstraße 38, 39 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Mietshaus & Verwaltungsgebäude |
Datierung | 1904 |
Umbau | 1938-1939 |
Entwurf | Pfeffer, Hanns A. (Architekt) |
Nördlich an das Ensemble um den George-Grosz-Platz schließt sich das ehemalige Verwaltungsgebäude für die Hauptvereinigung der Deutschen Gartenbauwirtschaft, Schlüterstraße 38-39, an, das in der Reihe der Mietshäuser durch eine strenge, in neoklassizistischen Formen gestaltete Fassade auffällt. Der 1938-39 nach Entwurf des Regierungsbaumeisters Hanns A. Pfeffer ausgeführte Umbau von zwei 1904 errichteten Mietshäusern für eine Teilorganisation des "Reichsnährstandes" gehört im Bereich des Kurfürstendamms zu den wenigen erhaltenen Beispielen für Baumaßnahmen in der NS-Zeit. (1) Die von Pfeffer vollständig neu gestaltete Fassade war vom "Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt" Albert Speer genehmigt worden und entsprach den architektonischen Vorstellungen für die Gestaltung öffentlicher Bauten jener Zeit. (2) Die repräsentativen Ladenlokale im Erdgeschoss wurden erst 1992-93 bei der Modernisierung des Büro- und Geschäftshauses eingebaut.
Beim Umbau zum Bürogebäude waren die beiden fünfgeschossigen Mietshäuser mit je zwei Seitenflügeln innen und außen stark verändert worden: Die Brandwände zwischen den Häusern wurden durchbrochen, um durchgehende Flure zu schaffen, die ehemaligen Wohnräume den Bürobedürfnissen angepasst, die Eingänge mit größeren Vestibülen ausgestattet sowie das Treppenhaus des Hauses Schlüterstraße 39 zu einem repräsentativen Oval erweitert. Mit einem neuen Dach fasste man beide Häuser zusammen und baute in den Kellern Luftschutzräume ein. An den Fassaden ließ der Architekt Gliederungselemente und Dekor entfernen, die Wandflächen glatt verputzen und die Fenster neu anordnen, sodass sich ein gleichmäßiges Raster gekoppelter Doppelfenster ergab. Im Bereich der Eingänge in der Mittelachse jedes Hauses schuf er flache Risalite, die ebenso wie die Sockelzone und die Fenstergewände mit römischem Travertin verkleidet wurden. Mit Elementen eines reduzierten Klassizismus, wie die Fenstertüren mit schmiedeeisernen Gittern auf kräftigen Travertin-Konsolen am zweiten Obergeschoss, die Attikazone des Daches oder die breiten dorischen Doppelpilaster, die die Eingangstüren rahmen, formulierte er das Erscheinungsbild der Wohnhäuser zu einem Verwaltungsbau der 1930er Jahre vollständig um.
(1) Die Hauptvereinigung der Deutschen Gartenbauwirtschaft, ihre Entwicklung, Aufgaben und Ziele. In: Reichsadressbuch des Deutschen Gartenbaus, Band IV(Zusatzband), Berlin 1935, S. 87-90; Abschied vom Schlieffenufer. In: Gartenbauwirtschaft 56 (1939) 13, S. 1; Gassner, Joachim Kurt: Der Weg des deutschen Gartenbaus 1883 bis 1968, Hiltrup (Westf.) 1973, S. 269-284; Enzyklopädie des Nationalsozialismus, hrsg. v. Wolfgang Benz u.a., München 1998, S. 686 (Reichsnährstand). Die "Hauptvereinigung der Deutschen Gartenbauwirtschaft" war ab 1933 eine gleichgeschaltete Teilorganisation des "Reichsnährstandes", der berufsständischen Organisation aller Beschäftigten in der deutschen Landwirtschaft. Ihr Verwaltungsgebäude Schlieffenufer 21 sollte wegen des geplanten Umbaus der Reichshauptstadt 1939 abgerissen werden. Im neuen Haus mussten nicht nur 200-250 Angestellte Platz finden, sondern auch die Bücherei des Gartenbaus, die Deutsche Gartenbau-Kredit AG, die Buchstelle des deutschen Gartenbaus, die Deutsche Hagelversicherungs-Gesellschaft, die Studiengesellschaft für Technik im Gartenbau, die Deutsche Gartenbaugesellschaft, die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und die Zeitschriften der "Hauptvereinigung". Vgl. Gartenbauwirtschaft 56 (1939) 13, S. 1.
(2) Zwei weitere Bürogebäude in Charlottenburg (Uhlandstraße 7-8, 1938 von Hans Geber; Fasanenstraße 7-8, 1938 von Joseph Poth) sind - allerdings als Neubauten - ähnlich gestaltet: Die Erdgeschosse sind mit Natursteinplatten verkleidet, eine Mittelachse ist mit besonderen Fensterformaten und Haupteingang betont.
Literatur:
- Gartenbauwirtschaft 56 (1939) 13 in
Abschied vom Schlieffenufer - Einzug in die Schlüterstraße / Seite 1 - Die Hauptvereinigung der Deutschen Gartenbauwirtschaft, ihreEntwicklung, Aufgaben und Ziele in
Reichsadreßbuch des Deutschen Gartenbaus, Band IV(Zusatzband), Berlin 1935 / Seite 87-90 - Gassner/ Der Weg des deutschen Gartenbaus 1883 bis 1968, Hiltrup (Westf.) 1973 / Seite 269-284
- Deutsche Biographische Enzyklopädie, 1995-1999 / Seite Bd. II., 446 (Biografie R. W. Darré)
- Enzyklopädie des Nationalsozialismus, hrsg. v. Wolfgang Benzu.a., 2. Aufl., München 1998 / Seite 665 (Reichsbauernführer); 686 (Reichnährstand)
Kontakt
Juliane Stamm
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