Denkmaldatenbank
Volkspark am Weinbergsweg mit Heinrich-Heine-Denkmal
09010209,T | |
Bezirk | Mitte |
Ortsteil | Mitte |
Adressen | Weinbergsweg |
Denkmalart | Gartendenkmal |
Sachbegriff | Volkspark |
Datierung | 1954-1958 |
Entwurf | Kruse, Helmut (Gartenarchitekt) |
Bauherr | Magistrat von Berlin (Stadtverwaltung) |
Der ca. 4,3 ha große Volkspark am Weinbergsweg liegt an der Hangkante der Barnimer Hochplatte, auf dem Gelände eines ehemaligen, vermutlich bereits im Mittelalter dort angelegten Weinberges. Das seit Mitte des 18. Jahrhunderts zur Maulbeerplantage umgewandelte und später als Gartenlokal und Vergnügungsstätte genutzte Wollanksche Gut blieb mit einer kleinen Gartenanlage auch noch inmitten der seit Ende des 19. Jahrhunderts einsetzenden raschen und dichten Bebauung des vor dem Rosenthaler Tor gelegenen Areals bestehen. (1)
Nach dem Zweiten Weltkrieg sah man auf der von der stark zerstörten gründerzeitlichen Bebauung beräumten Fläche die Anlage eines Kulturparks vor. Der im Wesentlichen in den Jahren 1954-58 realisierten Planung lagen Entwürfe des Gartenarchitekten Helmut Kruse zugrunde, der einen reich strukturierten Park mit vielfältigen Gestalt- und Nutzungsbereichen unter optimaler Ausnutzung der für Berliner Verhältnisse stark bewegten Topographie vorsah. So wird der Hang durch eine großflächige Liegewiese betont und über Sichtbezüge auch über die Grenzen des Parks hinaus erlebbar gemacht. Auf einem erhöht liegenden Plateau im Zentrum der Anlage ist die Caféterrasse optimal positioniert und bietet weite Blicke über den Park und die angrenzende Bebauung. Zu ihren Füßen, an tiefster Stelle des Parks befindet sich ein nierenförmiger Teich. Einen ruhigeren Bereich nimmt der anspruchsvoll mit quadratischen Springbrunnenbecken ausgestattete Rosengarten ein.
Entlang der die zentrale Rasenfläche umgebenden Haupterschließungswege liegen weitere Themengärten, wie der Heidegarten, Schau- und Sichtungsgarten und das Alpinum, die ehemals dem Erleben und Kennenlernen der Pflanzenvielfalt dienten. Ein großer Spielplatz wurde in dem durch einen Höhenversatz räumlich vom Park getrennten Bereich im Norden an der Fehrbelliner Straße angelegt. Neben der vielfältigen Nutzbarkeit wurde bei der Anlage des Parks auch großer Wert auf eine künstlerisch und handwerklich anspruchsvolle Ausgestaltung gelegt. Dies verdeutlicht die Verwendung wertvoller, in farblichem und strukturellem Kontrast zueinander stehenden Natursteinmaterialien, und zwar roter Porphyr für Mauern und Treppen sowie als Splittabstreuung der Hauptwege und grauschwarzer Schiefer für kleinere Sitznischen und schmale Pfade. Im Nordwesten der Parkanlage steht seit 1958 die bereits 1955 von Waldemar Grzimek geschaffene Bronzeskulptur Heinrich Heines, eine der wohl künstlerisch herausragenden Plastiken dieser Zeit in der DDR.
Der Bepflanzung des Parks wurde ebenfalls große Aufmerksamkeit beigemessen. Der heute nahezu vollständig erhaltene Baumbestand umfasst, entsprechend des Zeitgeschmacks, zahlreiche exotische Gehölze und besondere Züchtungen, die als Solitäre ins Blickfeld der Besucher gerückt werden. Besonders fallen ein Blauglockenbaum am Teich, ein Geweihbaum in der großen Wiese und eine Gruppe von Nelkenkirschen nahe dem Heidegarten auf. Die Staudenauswahl der Themengärten entsprach sonst nur in Hausgärten üblichen Liebhabersortimenten in erstaunlicher Artenvielfalt. Diese einstigen Pflanzungen, deren Beschilderung zur Bildung der Bevölkerung beitragen sollte, sind leider nur noch in Resten überkommen. In den 1960er und 70er Jahren fanden Vereinfachungen in der Bepflanzung sowie ein Austausch der Wegebeläge statt, die mit dem starken Nutzungsdruck und dem nicht zu bewältigenden Pflegeaufwand begründet wurden. Neben der Grundstruktur blieben jedoch viele Elemente wie Mauern, Treppen, Pergolen, Skulpturen, das Café und die Wegeführungen sowie der gesamte Baum- und Gehölzbestand der Erstanlage erhalten. Der Park nimmt in der Berliner Grünplanung der 1950er Jahre eine Sonderstellung ein. Er stellt die einzige in dieser Größe und in konsequent eigenständiger formaler Gestalt ausgeführte Parkanlage dar, in einer Zeit, in der sonst die Wiederherrichtung beziehungsweise Erneuerung kriegszerstörter Parks im Vordergrund stand.
1) Ein Teil des heutigen Parkgeländes befand sich nach Mitte des 19. Jahrhunderts im Besitz der Familie Wollank. Auf dem ummauerten Wirtschaftshof hatte sich der Gutsbesitzer Karl Friedrich Wollank 1875 eine Villa mit Wirtschaftsgebäuden erbauen lassen. 1936 wurde ein Teil des zur Villa gehörenden Parks an die Stadt Berlin verpachtet und der Öffentlichkeit erschlossen. Vgl. Landesarchiv Berlin, ARep. 07, III /1-238/42, Grünanlage Volkspark, 1931-43.
Literatur:
- Topographie Mitte/Mitte, 2003 / Seite 575 f.
Teilobjekt Denkmal für Heinrich Heine
Teil-Nr. | 09010209,T,001 |
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Sachbegriff | Denkmal |
Entwurf | Grzimek, Waldemar (Bildhauer) |
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
- Tel.: (030) 90259-3653
- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
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