Denkmaldatenbank
Luisenstädtischer Kanal und Engelbecken zwischen Waldemarstraße und Schillingbrücke
09010197 | |
Bezirk | Mitte |
Ortsteil | Mitte |
Adressen | |
Denkmalart | Gartendenkmal |
Sachbegriff | Kanal & Wasserbecken & Grünzug |
Datierung | 1848-1852 |
Umbau | 1926-1932, nach 1961, ab 1992 |
Entwurf | Lenné, Peter Joseph (Gartenarchitekt) |
Entwurf | Barth, Erwin (Gartenarchitekt) |
Entwurf | Martin, Hans |
Die Grünflächen von Luisenstädtischem Kanal und Engelbecken, die durch Zweiten Weltkrieg und Mauerbau weitgehend zerstört waren, werden nach umfangreichen gartendenkmalpflegerischen Untersuchungen seit 1990 rekonstruiert. Der 1848-52 von Peter Joseph Lenné ausgebaute Verbindungskanal zwischen Spree und Landwehrkanal, der sich an Wassertor- und Oranienplatz im Bezirk Kreuzberg und am Engelbecken im Bezirk Mitte aufweitete, war 1926-29 zugeschüttet und 1929-32 von Gartendirektor Erwin Barth als Grünfläche gestaltet worden. Barths Entwurf sah eine Abfolge von zehn Themengärten und Kinderspielplätzen innerhalb des alten Kanalbettes und der Hafenbecken vor. (1) Diese Planung wurde jedoch nur in Grundzügen realisiert, Gartenamtsleiter Hans Martin entwarf einige Abschnitte neu und schuf unter anderem schlichte, von Linden eingefasste Grünflächen. (2) Nach Barths Entwurf ausgeführt wurde bis 1932 ein Rosengarten mit rahmenden Pergolen, die auch das anschließende Engelbecken umgaben. Axial zum Engelbecken und zur Kirche St. Michael wurde 1933 der Indische Brunnen von Walter Schott aufgestellt. (3) Das ihn umgebende lang gestreckte Wasserbecken und die anschließenden mittleren Rasenflächen lenkten den Blick über den Rosengarten auf das Engelbecken. Das Schmuckbassin am Abschluss der Kanalachse mit Wasserkünsten und Bepflanzung bildete die gestalterische Attraktion des Grünzugs. (4)
Wesentliche Strukturelemente der Anlage wie Umfassungsmauern, Treppen, Wege und Brunnen konnten 1990 freigelegt werden. Bestandteile des ehemaligen Indischen Brunnens mit Mosaiken des Wasserbeckens und das so genannte "Wasserschloss", ein Arkadengang mit halbkreisförmigem Wasserbecken in der Mittelachse der Südwand des Engelbeckens, wurden ergraben. 1991 pflanzte man die einfassenden Lindenreihen des Kanals nach. Ein immergrüner Garten östlich des Engelbeckens präsentiert sich heute mit den nach Grabungsbefund wieder hergestellten baulichen Elementen als vertiefte Grünanlage innerhalb der berankten Einfassungsmauern. Sie wurde mit breiter Mittelpromenade, Banknischen und einem formalen Platz am Ostende 1993 wieder hergestellt. Eine Neufassung stellt die Bepflanzung der seitlichen Vegetationsflächen als "Jahreszeiten-Blüten-Garten" nach einem Entwurf Horst Schumachers dar. (5) Der 1995 restaurierte Rosengarten wurde in der Grundstruktur nach Grabungsbefunden unter Verwendung neuer Bau- und Pflanzenmaterialien restauriert. Der Indische Brunnen im Zentrum des Wasserbeckens ist eine Neuinterpretation von Gerald Matzner als "Brunnen des Lebens", der Bezug auf das Original nimmt.
(Schulz, Gabriele 2003)
1) Der "Gesamtplan", "Ausgestaltung des Luisenstädtischen Kanals in Berlin" von 1929 und zahlreiche perspektivische Zeichnungen Erwin Barths zu den Teilabschnitten befinden sich in der Plansammlung der Technischen Universität Berlin. Vgl. auch Meyer/Ries 1935, S. 389-393.
2) Vgl. Landesarchiv Berlin, ARep. 007, Nr. 57; Martin 1935; Martin 1934.
3) Zahlreiche Zeichnungen, Schnitte, Lage- und Pflanzpläne des Indischen Brunnens, z.T. von Hans Martin signiert, in: Landesarchiv Berlin, ARep. 007, Nr. 58; in einer Perspekivzeichnung zum Rosengarten hat Erwin Barth einen von der später ausgeführten Gestaltung abweichenden Indischen Brunnen eingezeichnet. Vgl. Hottenträger, Grit/Schumacher, Horst, Der Luisenstädtische Kanal in Berlin-Kreuzberg, Baugeschichtliches Gutachten im Auftrag der S.T.E.R.N Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung m.b.H, 1987, Abb. 34.
4) Abweichend von Barths Konzept für eine tropische Bepflanzung des Engelbeckens ließ Hans Martin die rahmenden Pergolen des Beckens mit Knöterich bepflanzen. Die Ecken vor den Treppen der Südwand akzentuierten Weiden. 16 Fontänen parallel zur Beckenachse und drei Fontänen im Becken der Südwand bildeten die Wasserkünste. Vgl. Martin 1935.
5) Zur Wiederherstellung und den gartendenkmalpflegerischen Untersuchungen vgl. Schirner/Roberts 1996; Schumacher 1993.
(Schulz, Gabriele, 2003)
Literatur:
- Topographie Mitte/Mitte, 2003 / Seite 414-416
- Harrí, Lenné, 1989 / Seite 41, 44f.
- Bau- und Kunstdenkmale Berlin I, Berlin 1983 / Seite 254
- Meyer, Ries/ Gartentechnik und Gartenkunst, 1935 / Seite 389-393
- Gartenwelt 32 (1928) / Seite 32
- Martin, Hans, Die Umwandlung des Luisenstädtischen Kanals in Grünanlagen in Gärtnerei-Fachblatt 22 (1934) / Seite 468-472
- Luisenstadt. Ein Heimatbuch, Berlin 1927 &
Buttlar, von/Endlich/ Lenné im Hinterhof, 1989Der Tag / Seite 10.04.1929 - Martin, Hans/ Die gärtnerische Ausgestaltung des Engelbeckens in
Völkischer Beobachter / Seite 10.01.1935
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