Denkmaldatenbank

Friedhof II. der Französisch-reformierten Gemeinde

Obj.-Dok.-Nr. 09010195
Bezirk Mitte
Ortsteil Mitte
Adressen Liesenstraße 7
Denkmalart Gartendenkmal
Sachbegriff Friedhof
Datierung 1835

Auf dem Friedhof II der Französisch-reformierten Gemeinde an der Liesenstraße 7 ist im unzerstörten Teil das ursprüngliche Wegesystem mit mittiger Hauptallee und umlaufendem Randweg überliefert. Die Hauptachse führt vom Eingang an der Liesenstraße über den ehemaligen Mauerstreifen auf das geometrisch gegliederte Gelände und wird hier von mehreren älteren Winter- und Holländischen Linden gesäumt. Insbesondere die zum Teil um die 150 Jahre alten weiß und rot blühenden Kastanien sowie die aus der Entstehungszeit der Anlage stammenden Winterlinden und älteren Solitäre von Ahorn und Stieleiche tragen mit dem jüngeren Baumbestand, darunter Eschen und zahlreichen Nadelgehölzen, zu einem stimmungsvollen Erscheinungsbild bei. Gelegentlich bildet eine größere Anzahl friedhofstypischer Sträucher und Stauden, einzeln und in Gruppen gepflanzt, wie zum Beispiel Rhododendron, immergrüne Gehölze, Efeu und Mahonien, zusammen mit Grabmalen bemerkenswerte Ensembles.

Fast im Zentrum des Friedhofs, an der Kreuzung der beiden Mittelwege, steht ein Ehrenmal für die gefallenen Gemeindemitglieder der Kriege von 1864, 1866 und 1870/71. Der als Point de vue der Hauptachse erscheinende Obelisk aus rotem Meißner Granit wurde am 2. September 1876 geweiht. (1)

Entlang der ursprünglichen Einfriedung sind 39 Wandgräber überliefert, die die allgemeine architektonische und materielle Entwicklung dieses Grabtyps seit den Anfängen dieses Friedhofs bis in die 1930er Jahre beispielhaft repräsentieren. Zu den herausragenden Anlagen gehört die für Kurt Guiard (gestorben 1918), dem ein Bronzerelief, das Leben und den Kriegstod des Verstorbenen darstellend, gewidmet ist. Die aus Granit aufgeführte Grabstätte der Familie Nevir ist ein bemerkenswertes sepulkralgeschichtliches Beispiel für den Monumentalklassizismus der 1930er Jahre. Auch der Bildhauer Martin Schauss (1867-1927) - als Schüler von Ernst Herter und Fritz Schaper ein wichtiger Vertreter der dritten Generation der Berliner Bildhauerschule - fand seine letzte Ruhe in einem Wandgrab. Weithin sichtbar ist die aufwendigste Grabstätte auf diesem Friedhof, das Mausoleum der Familie Fanrobert. Es wurde um 1870 über rechteckigem Grundriss in Backstein aufgeführt. An der breiten Seite ist ein dreiteiliges Portal mit vorgezogener Mittelachse nach dem Vorbild frühgotischer Kathedralen in Nebraer Sandstein ausgebildet. Dieses Bauwerk mit seiner hervorragend handwerklich ausgeführten gotisierenden Schaufassade ist einzigartig auf den Berliner Friedhöfen. (2) Die bekannteste Grabstätte der französischen Gemeinde ist die des Schriftstellers Theodor Fontane (1819-1898) und seiner Frau Emilie. Der schlichte Grabstein aus schwarzem schwedischem Granit wurde 1946 bei der Neugestaltung des kriegszerstörten Grabes aufgestellt. (3) Die Einfassung mit niedrigem Gitter und die Bepflanzung erfolgten 1989-90.


1) Muret 1885, S. 178. Hagen, Hella / Sankowski, Dietrich / Zoff, Leander u.a., Die Friedhöfe der Französisch-reformierten Gemeinde in Berlin, Manuskript masch., Berlin 1996, S. 71.

2) Ursprünglich vorhandene Engelsfiguren in den Nischen der Seitenportale sind verloren.

3) Schon 1942 erkannte die Arbeitsgruppe des Gräberkommissars Ernst von Harnack, daß es eine ältere, bereits damals nicht mehr erhaltene Gestaltung des Grabes gab. Vgl. Landesarchiv Berlin, Pr. Br. Rep. 107, Nr. 22.

Literatur:

  • Topographie Mitte/Mitte, 2003 / Seite 642 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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