Denkmaldatenbank
Nikolaikirche, Reste verschiedener Bauphasen, Friedhof
09010173 | |
Bezirk | Mitte |
Ortsteil | Mitte |
Adressen | Nikolaikirchplatz |
Denkmalart | Bodendenkmal |
Sachbegriff | |
Datierung | 1101/1500 |
1956-58 führte das Institut für Vor- und Frühgeschichte an der Deutschen Akademie der Wissenschaften erste Ausgrabungen zur Baugeschichte der Nikolaikirche, Nikolaikirchplatz durch. Noch vor dem Wiederaufbau der Kriegsruine folgten 1980-82 vom Märkischen Museum weitere Grabungen zur Klärung der Vorgängerbauten und der dazugehörigen Friedhöfe.
Durch die Grabungen konnten bedeutende Informationen zu zwei Vorgängerbauten der heutigen, nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebauten hochgotischen Hallenkirche von 1380-1470 gewonnen werden. Die älteste von ihnen wurde als eine spätromanische dreischiffige Basilika aus Granitquadern identifiziert. Sie besaß einen lang gestreckten Chor, Querhaus mit Seitenabsiden und einen Westbau beziehungsweise Turm, dessen drei untere Geschosse in der heutigen Kirche noch original vorhanden sind. (1) Diese Basilika von etwa 1220 bis 1230 wurde um 1300 zu einer frühgotischen Hallenkirche umgebaut. Nach den Ergebnissen der Ausgrabungen wurden Lang- und Querhaus des spätromanischen Baus durch eine repräsentative dreischiffige Halle ohne Querschiff ersetzt, wobei die Seitenschiffe die gleiche Höhe wie das Mittelschiff hatten. Chor und Turm des Vorgängerbaues blieben erhalten.
Bei der Untersuchung der Vielzahl von Gräbern aus unterschiedlichsten Zeiten innerhalb der heutigen Nikolaikirche konnten weitere für die Entstehungsgeschichte Berlins bedeutende Entdeckungen gemacht werden. Es wurde der älteste Berliner Friedhof auf der leichten Anhöhe einer Talsandinsel der Spree, dem Standort der Nikolaikirche, nachgewiesen. Die geschätzte Gesamtzahl der Bestattungen dieses Alters betrug 120-150. Der Friedhof ist an das Ende des 12. bis Anfang des 13. Jahrhunderts zu datieren. (2) Es handelt sich um christlich Bestattete, West-Ost-orientierte, beigabenlose Gräber, Skelette in gestreckter Rückenlage und sandig-humose Grabfüllungen ohne Beimengungen. Hinweise auf einen, zu diesem Friedhof gehörigen Sakralbau konnten nicht ausgemacht werden. Gräber aus der frühesten Zeit, die von den Fundamenten der romanischen Basilika angeschnitten sind, wurden bei der Grabung von 1980-82 entdeckt. Da es sehr wahrscheinlich ist, dass die romanische Kirche mit der Stadtgründung von Berlin erbaut wurde, ist nach diesen Funden anzunehmen, dass Berlin nicht durch einen Gründungsakt entstand, sondern sich an gleicher Stelle eine vorstädtische Siedlung befunden hat. (3)
1) Gesamtlänge ca. 56 Meter; Fundamente aus Feldsteinpackung, obere Schicht vermörtelt; im aufgehenden Mauerwerk außen sorgfältig behauene Granitquader, innen verputztes Feldsteinmauerwerk.
2) Dem Friedhof werden 72 Gräber aus der Grabung von 1956-58 und 18 Gräber aus der Grabung 1980-82 zugeordnet.
3) Vgl. Seyer 1982; Hofmann 1983; Hesse 1987.
Literatur:
- Topographie Mitte/Mitte, 2003 / Seite 186 f.
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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