Denkmaldatenbank

Platzanlage Viktoria-Luise-Platz

Obj.-Dok.-Nr. 09010157
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Viktoria-Luise-Platz
Denkmalart Gartendenkmal
Sachbegriff Platzanlage
Datierung 1899-1900
Entwurf Encke, Fritz (Gartenarchitekt)
Bauherr Stadt Schöneberg (Stadtverwaltung)

Noch bevor die Umgebung des Viktoria-Luise-Platzes bebaut war, hatte die Berlinische Boden-Gesellschaft 1898 einen Wettbewerb für die Platzgestaltung ausgeschrieben. Den ersten Preis gewann der namhafte Gartenarchitekt Fritz Encke mit seinem Entwurf "Ruhe", der einen streng geometrisch gestalteten Schmuckplatz vorsah. (1) Der 1899-1900 nach diesem Entwurf angelegte Viktoria-Luise-Platz präsentiert sich heute in einer 1979-80 wiederhergestellten und leicht veränderten Gestaltung. Mit ihrer zentralen - als Point de vue für sechs Straßenachsen erscheinenden - Springbrunnenanlage, dem radialen Wegesystem und der Gliederung in überschaubare Binnenräume durch kleinere Rasensegmente sowie mit den beiden Exedren an den Enden der Längsachse zeugt die formal regelmäßige Anlage noch von der einstigen Raumqualität des Schmuckplatzes der Kaiserzeit. Nach außen ist der angerähnliche Platz in Form eines gestreckten unregelmäßigen Sechsecks durch zwei Lindenreihen und eine rahmende Gehölzpflanzung abgeschirmt. An der Westseite beeindruckt die gut erhaltene, antikisierende Kulissenarchitektur einer Exedra. An den Stirnseiten der in Sandstein ausgeführten halbrunden Sitzbank mit Säulen, Pfeilern und Gebälk, die heute einen runden Sandkasten einfasst, befindet sich je ein Wandbrunnen mit Löwenkopf. Von hier führt der Blick auf den Brunnen in der Platzmitte mit seinem originalen runden Becken, dessen Wasserbild bei der Rekonstruktion 1980 wiederhergestellt wurde. Dabei wurde ebenfalls als Ersatz für eine bereits während der Umgestaltung in den 1950er Jahren beseitigte ornamentale Beetrabatte um den Brunnen ein verschiedenfarbiges Pflasterband aus Mosaiksteinen neu angelegt. (2) Auch die als Pendant zur Säulenexedra an die östliche Platzseite gesetzte dreiviertelrunde Marmorbank, die nach dem Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört war, ist heute durch eine einfachere Lösung ersetzt. Das Pflanzkonzept Enckes war bereits während der Umgestaltung von 1957 endgültig verloren gegangen. (3) Die heutige ornamentale Bepflanzung zeigt die zum Ende des 19. Jahrhunderts übliche Gestaltungsweise mit Formgehölzen als Kugeln und Säulen.


(1) Der Kgl. Gartenbaudirektor (Fritz) Friedrich August Encke (1861-1931) war von 1890-1902 Lehrer für Landschaftsgärtnerei an der Kgl. Gärtnerlehranstalt in Potsdam-Wildpark, von 1903-26 Kölner Gartendirektor. Er gehörte zu den Gartenarchitekten, die sich schon vor der Jahrhundertwende von den traditionellen gartenkünstlerischen Anschauungen der Lennè-Meyerschen Schule abwendeten und sich um zeitgerechte Funktionen und Gestaltungen in der Gartenkunst bemühten. Unter den 66 Wettbewerbsteilnehmern fand er das überzeugendste Konzept sowohl unter Beachtung der städtebaulichen Bezüge als auch hinsichtlich der Verkehrserfordernisse bei gleichzeitiger Gestaltung eines separaten Schmuck und Erholungsplatzes von hoher Gestaltqualität. Vgl. Anker, Hanns: Berliner Konkurrenzen im Jahre 1898/99, Eine kritische Betrachtung. In: Berliner Architekturwelt 1 (1899), S. 431, Abb. 553; Wiegand, Heinz: Entwicklung des Stadtgrüns in Deutschland zwischen 1890 und1925 am Beispiel der Arbeiten Fritz Enckes. In: Geschichte des Stadtgrüns, Band II, Berlin/ Hannover (o. J.) 1977, S. 33 f.

(2) Krosigk, Klaus v.: Viktoria-Luise-Platz Berlin-Schöneberg. In: Gartenkunst Berlin, 20 Jahre Gartendenkmalpflege in der Metropole, Berlin 1999, S. 110.

(3) 1957 wurden u.a. die Radialwege bis auf einen Durchgangsweg entfernt, der äußere Randweg nach innen verlegt und straßenseitig abgepflanzt, der Brunnen wurde mit Sträuchern umpflanzt. Vgl. Klein, Thomas: Die Entwicklungsgeschichte Schöneberger Stadtplätze, Gutachten im Auftrag des Landesdenkmalamtes Berlin, Fachgebiet Gartendenkmalpflege, Berlin 1999, S. 102.

Literatur:

  • BusB XI 1972 / Seite 153 & 293
  • BusB IV A 1970 / Seite 134
  • Berliner Architekturwelt 1 (1899) / Seite 423ff.
  • Berliner Architekturwelt 2 (1900) / Seite 328, 330, 333
  • Kiehl/ Architektonisches in der Gartenkunst (Viktoria-Luise-Platz, Berlin-Schöneberg) in
    Der Städtebau 1 (1904) / Seite 17
  • Gartenkunst 1 (1899) / Seite .
  • Das Gartenamt 29 (1980) / Seite 43ff.
  • Geschichte des Stadtgrüns 2, 1977 / Seite .
  • Deutsche Bauzeitung 33 (1899) / Seite 50f.
  • Mende, Hans Jürgen (Hrsg.): Lexikon Alle Berliner Straßen und Plätze. Von der Gründung bis zur Gegenwart, Bd. 4, Berlin 1998 / Seite 274-275
  • Twardawa, Susanne: 100 Jahre Viktoria-Luise-Platz in Berlin-Schöneberg, mit einem Vorwort von Klaus von Krosigk, Berlin 2000 / Seite 41-42 (Biogr. Prinzessin Viktoria Luise)
  • Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz (Hrsg.): Gartendenkmalpflege in Berlin 1978-1990, Heft 6, Berlin 1990 / Seite 10
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 175

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Juliane Stamm
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