Denkmaldatenbank

Kath. Kirche Mariä Himmelfahrt

Obj.-Dok.-Nr. 09010154
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Mindener Straße 1
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Kirche kath.
Datierung 1964-1966
Entwurf Boklage, Alfons (Architekt)

Am südlichen Ende des Mierendorffplatzes wurde auf dem Eckgrundstück Mindener Straße 1 die Katholische Kirche Mariä Himmelfahrt 1964-66 nach Plänen des Münsteraner Diözesanbaudirektors Alfons Boklage als einer der ersten katholischen Kirchenneubauten nach dem Zweiten Weltkrieg in Berlin errichtet. (1) Seit 2008 gehört der Gebäudekomplex aus Kirche und Gemeindehaus der Syrisch-orthodoxen Gemeinde Mor Afrem. Für die Anordnung der Bauteile auf dem nur 34 mal 34 Meter großen Grundstück entwickelte der Architekt eine ungewöhnliche Lösung: Er schuf um einen offenen Innenhof eine kompakte Vierflügelanlage, die sich als kubischer, nach außen weitgehend geschlossener Baukörper in die Blockrandbebauung aus älteren Mietshäusern einfügt. An der Westseite des Mierendorffplatzes setzt der mit hellroten Handstrichziegeln ausgefachte Stahlbetonbau mit einer Hauptfassade aus verglasten Betonformsteinen, an der sich ein 33 Meter hoher Turm auf halbrundem Grundriss vorwölbt, jedoch auch einen markanten städtebaulichen Akzent. Mit seiner räumlichen Gestaltung des Inneren ist Mariä Himmelfahrt zudem der erste Kirchenneubau, der unmittelbar auf die Liturgiereformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) reagierte. Diese sahen unter anderem einen engeren Kontakt zwischen Priester und Gemeinde während der Messe vor, wobei der Priester sich, nun hinter dem Altar stehend, den Gläubigen zuwenden sollte. Dementsprechend ist in dem querrechteckigen Kirchenraum der Altartisch vor der Apsis auf einem flachen, weit in den Raum hineinragenden Podest an drei Seiten von Bankreihen umgeben. Vom Eingang an der Mindener Straße erreicht man den schmalen Innenhof, an dessen Westseite das fünfgeschossige Gemeindehaus mit Wohnungen, Büros und Gemeindesaal steht. Zwei niedrigere Trakte und die Kirche mit Pultdach und Turm schließen sich nach Osten an; diese Bauteile sind aufgeständert, um darunter Platz für die damals erforderlichen Auto-Stellplätze zu schaffen; nur im Erdgeschoss des Turmes ist eine Kapelle eingerichtet. (2) Der Kirchenraum im Obergeschoss, ein querrechteckiger Saal mit holzverkleideter Decke, den man vom Innenhof über eine Treppe und einen Vorraum betritt, wird über die beiden verglasten, von Paul Ohnsorge gestalteten Längsseiten belichtet: Die Ostwand besteht aus den farbigen Glasbausteinen, die auch die Straßenfassade bestimmen; nur in der Mitte bildet die halbrunde Turmwand eine geschlossene Apsis. Die gesamte Westseite zum Innenhof ist als farbiges Glasfenster ausgeführt. Zur bauzeitlichen Ausstattung der Kirche gehören weitere Glasfenster von Paul Ohnsorge, Kreuzweg-Tafeln von Franz Prentke und der Altar mit Kanzel, Taufkessel, Kerzenständer und Tabernakel von Paul Brandenburg. (3)


(1) BW 57 (1966), H. 20, S. 580; A. G.: Festtag der Gemeinde, Mariä Himmelfahrt-Kirche vom Erzbischof konsekriert. In: Petrusblatt 22 (1966), Nr. 19; Hermann, Hilde: Aufbau und Ausbau im Bistum Berlin, Berlin 1968, Nr. 10; Streicher, Gerhard/Drave, Erika: Berlin, Stadt und Kirche, Berlin 1980, S. 163, 165, 268 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VI, Sakralbauten, Berlin 1997, S. 228 f., 423; Götz/Hoffmann-Tauschwitz 2003, S. 56; Nitsch, Ute: Charlottenburg-Wilmersdorf von A bis Z, Ein Lexikon, hrsg. v. Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Berlin 2003, S. 145; Berliner Bezirkslexikon Charlottenburg-Wilmersdorf, hrsg. v. Hans-Jürgen Mende und Kurt Wernicke, Berlin 2005, S. 494.

(2) In der Kapelle befindet sich ein 1883 von dem Bildhauer Schafer geschaffener Altar, der aus einer Kirche in Hechingen/Hohenzollern stammt. Pfarrer Bernhard Lichtenberg, der 1922 die Gemeinde Mariä Himmelfahrt als Filiale der Herz Jesu Kirche (siehe Alt-Lietzow 21) gegründet hatte, erhielt den Altar für die neue Gemeinde als Geschenk. Auf dem Grundstück an der Mindener Straße hatte man aus finanziellen Gründen statt einer geplanten größeren Kirche mit Gemeindehaus 1925-26 nur eine kleine Notkirche nach Entwurf von August Kaufhold errichten können, die 1964 für den Neubau abgerissen wurde. Zum Vorgängerbau siehe: hh (Hilde Hermann): Mariä Himmelfahrt in Charlottenburg. In: Petrusblatt 15 (1959), Nr. 28, S. 2; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 113 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VI, Sakralbauten, Berlin 1997, S. 185-187, 399.

(3) Eine Walcker-Orgel wurde 1982 eingebaut. Die Holzstatue des Heiligen Antonius im Eingangsbereich war bereits 1926 von Hans Perathoner für den Vorgängerbau geschaffen worden.

Literatur:

  • hh (Hilde Herrmann)/ Mariä Himmelfahrt in Charlottenburg. in
    Petrusblatt 15(1959)28 / Seite 2 (Vorgängerbau)
  • Amt für Denkmalpflege (Hg.)/ Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin. Stadt und Bezirk Charlottenburg. Bearb. v. I. Wirth. Berlin 1961 / Seite 113-114
  • O.V. (Günther Kühne)/ Berlin 1966 (Kirche Mariä Himmelfahrt). in
    Bauwelt 57(1966)20 / Seite 580
  • A.G./ Festtag der Gemeinde. Mariä-Himmelfahrt-Kirche vom Erzbischof konsekriert. in
    Petrusblatt, Berlin, 22. Jg. (1966) Nr. 19 / Seite o. A.
  • Herrmann, Hilde (Hg.)/ Aufbau und Ausbau im Bistum Berlin. Berlin 1968, Nr. 10 / Seite o.A.
  • Streicher, Gebhard; Drave, Erika/ Berlin - Stadt und Kirche. Berlin 1980 / Seite 32, 163, 165 (Abb.), 268, 269 (Abb.)
  • BusB VI 1997 / Seite 229, 423
  • Goetz,Christine; Hoffmann-Tauschwitz, Matthias (Hg.)/ Kirchen Berlin - Potsdam. Führer zu den Kirchen in Berlin und Potsdam. Berlin 2003 / Seite 56

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen