Denkmaldatenbank
Pumpstation Radialsystem V
09010028 | |
Bezirk | Friedrichshain-Kreuzberg |
Ortsteil | Friedrichshain |
Adressen | Holzmarktstraße 33 |
Denkmalart | Gesamtanlage |
Sachbegriff | Pumpwerk & Maschinenhaus & Einfriedung & Kesselhaus & Wohnhaus |
Datierung | 1879-1881 |
Entwurf | ab 1861 |
Umbau | 1905 |
Entwurf | Tettenborn, Richard (Architekt) |
Entwurf | Hobrecht, James Friedrich Ludolf |
Bauherr | Städtische Wasserwerke |
Von der historischen Stadttechnik haben sich im Friedrichshain besonders Anlagen der Abwässerbeseitigung und der Elektroversorgung erhalten.
Das von James Hobrecht entwickelte System zur Abwasserkanalisation wurde in Friedrichshain mit dem 1881 in Betrieb gehenden Abwasserpumpwerk Holzmarktstraße 31-33A umgesetzt.
Die Abwässer des in zwölf Entwässerungsbezirke (Radialsysteme) unterteilten Berliner Stadtgebietes liefen im natürlichen Gefälle über unterirdisch verlegte Tonrohre bzw. gemauerte Kanäle zu Pumpwerken, um dann über radiale Leitungen auf Rieselfelder an die Peripherie der Stadt gepumpt zu werden. Da das Areal der Berliner Innenstadt zur Spree abfiel und man zudem die Pumpwerke des als Mischkanalisation anlegte Abwassernetzes in die Nähe eines Wasserlaufes plaztieren musste, um bei starken Niederschlägen das Abwasser über Notausläufe direkt einleiten zu können, fiel die Entscheidung für den Standort Holzmarktstraße fast zwangsläufig. Das 1904-05 erweiterte und aus Maschinen- und Kesselhaus, Beamtenwohnhaus und Lagerhaus bestehende Pumpwerk entsorgte 1906 durch das Radialsystem V ein bereits sehr dicht bebautes Stadtgebiet zwischen Spree, Alexanderplatz, Schönhauser Allee, Ringbahn, Thaerstraße und Warschauer Straße mit ca. 400 000 Einwohnern.
(S. 63)
Das Abwasserpumpwerk V Holzmarktstraße 31-33A entstand 1879-80 nach der Fertigstellung der Kanalisation des Stralauer Viertels. Um die übel riechenden Abwässer (Effluvien) sammeln und weiterpumpen zu können, war der tief gelegene Standort in der Senke des Spreeufers von Vorteil. Gleichzeitig bestand die Möglichkeit, die Effluvien bei einer Überbelastung der Sandfänge über Notauslässe in den Fluss leiten zu können. Regulär wurden die Abwässer jedoch über das Radialsystem auf das Rieselfeld nach Falkenberg vor der Stadt gepumpt. Das Konzept des Radialsystems, sowie die Entwürfe der ersten Pumpwerke Berlins stammten von James Hobrecht. (1)
Das Pumpwerk V wurde 1904-05 durch den Anbau eines neuen Kessel- und Maschinenhauses um ein Drittel der Fläche nach Osten erweitert. Es entstand ein neues Beamtenwohnhaus unmittelbar am Ufer und ein zwischen die Neubauten eingebundener Schornstein. Auch die Einfriedung und die nach Osten verschobene Toreinfahrt stammen aus den Jahren 1904-05. Architekt war der königliche Regierungsbaumeister Richard Tettenborn, der sich wegen seines technischen Erfindungsreichtums große Achtung erworben hatte und für diese Bauaufgabe auf mittelalterliche Architekturelemente wie Lisenen, Stufengiebel, steigende Bogenfriese oder Tabernakelbekrönungen zurückgriff. (2) Großflächige Thermenfenster sorgen für eine funktionale Beleuchtung.
Im Inneren trieben sechs 220 PS Dampfmaschinen zwölf Pumpen (mit Förderleistungen von 110 und 150 l pro Sekunde) an, die das über den Sandfang mittels senkrecht stehender Gitterwalzen mechanisch vorgereinigte Abwasser auf die Rieselfelder pumpten. (3) Bei der Erweiterung wurden zusätzlich sechs 320 PS Dampfmaschinen und zwölf leistungsstärkere Pumpen (mit Förderleistungen von 155 und 250 l pro Sekunde) installiert sowie drei ältere Dampfmaschinen durch Aggregate neuerer Produktion ersetzt. Für die Bewältigung der Spitzenlast (d.h. bei starken Niederschlägen) standen zwei Gaskraft-Pumpenmaschinen zur Verfügung. (4) Der westliche, ältere Teil des Pumpwerkes wurde während des Zweiten Weltkrieges zerstört. Inzwischen mit elektrischen Pumpen ausgestattet, war der überlieferte Teil des Pumpwerkes bis in die neunziger Jahre in Betrieb.
1) Vgl. Die Canalisation von Berlin.
2) Vgl. Hahn/Langbein; Ingenieurwerke in und um Berlin; 100 Jahre Berliner Wasserwerke, S. 8.
3) Vgl. Escher, S. 235-236.
4) Ebenda, S. 229-237.
Literatur:
- Hahn, Hermann/Langbein, Fritz, 50 Jahre Berliner Stadtentwässerung, Berlin 1928 / Seite Stadtbibl. VI 2856 x
- Ingenieurwerke in und um Berlin, Festschrift des Berliner Bereichs deutscher Ingenieure, Berlin 1906 / Seite Museum im Wasserwerk
- 100 Jahre Berliner Wasserwerke, (Festschrift), Berlin 1956 / Seite Stadtbibl. Te 193 x
- Topographie Friedrichshain, 1996 / Seite 14, 63, 114
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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