Denkmaldatenbank
Verwaltungsgebäude (ehem. Julius Pintsch AG )
09010027 | |
Bezirk | Friedrichshain-Kreuzberg |
Ortsteil | Friedrichshain |
Adressen | Andreasstraße 71, 73 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Verwaltungsgebäude & Fabrik |
Datierung | 1907-1908 |
Entwurf | Cremer und Wolffenstein (Architektensozietät) |
Bauherr | Julius Pintsch Gasmeßapparaturen |
Die Beweggründe für das Verharren am Standort waren vielfältig. So war z.B. die seit 1843 am Stralauer Platz ansässige Firma Julius Pintsch durch städtische Aufträge zur Herstellung von Gasmessgeräten für das benachbarte städtische Gaswerk wirtschaftlich erfolgreich. Seit 1863 auf dem nahegelegenen Grundstück Andreasstraße 73 angesiedelt, profitierte die Firma, inzwischen auf die Herstellung von Gasbeleuchtungsgeräten spezialisiert, von Großaufträgen der staatlichen Eisenbahnverwaltung. Die unmittelbare Nachbarschaft des Hauptkunden hatte das inzwischen zu einem Großunternehmen angewachsenen Firma veranlasst, den Stammsitz nicht aufzugeben. Nur die flächen- und materialintensive Fertigungsbereiche verlegte das Unternehmen in andere Niederlassungen. (1)
(S. 65)
1) Die seit 1863 auf dem Grundstück Andreasstraße 72-73 ansässige Firma fertigte Gasbeleuchtungsgeräte für die Niederschlesisch-Märkische Eisenbahn und erweiterte später die Produktionspalette auf die Herstellung von Seezeichenbeleuchtung, Eisenbahnwagenheizungen, Ausrüstungen für die Kriegsmarine und den Bau von Gaswerksausrüstungen. Nach 1918 spezialisierte sich die Firma auf die Herstellung von Elektrogeräten, vornehmlich elektrische Zugbeleuchtung und Heizung sowie Flughafenbeleuchtung. Vgl. Gensch/Liesigk/Michaelis, S. 347-348. Das 1907 als "Julius Pintsch AG" in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Unternehmen hatte Zweigwerke in Fürstenwalde (Glühlampenfabrik), Frankfurt am Main (Gasapparate- und Maschinenfabrik) und Niederlassungen in Dresden, Breslau und Utrecht. Vgl. Abraham/Müller, S. 23.
Das Verwaltungs- und Fabrikgebäude der Julius Pintsch AG in der Andreasstraße 71-73 ist ein Werk des Berliner Architektenbüros Cremer & Wolffenstein. Es dokumentiert den letzten Schritt eines Familienunternehmens zu einem international tätigen Konzern auf Aktienbasis. In Nachbarschaft zu der englischen sowie der städtischen Gasanstalt und der Niederschlesischen Eisenbahn wuchs die 1843 am Stralauer Platz gegründete Reparaturwerkstatt zu einem der führenden Hersteller feinmechanischer Messinstrumente, Gasleuchtkörper und Signalbojen in Deutschland heran. Auf dem heutigen Gelände des Verwaltungs- und Werkstättengebäudes befanden sich ursprünglich die beiden Wohnhäuser der Familie. Dahinter stand seit 1862 die Stammfabrik als frei stehendes Quergebäude. Mit den Wohnhäusern musste sie 1906-07 - im Jahr der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft - dem neuen Verwaltungs- und Fabrikbau weichen, der ehemals als quadratische Vierflügelanlage weit in das Betriebsgelände hineinreichte. Seine Fassade mit neobarocker Kolossalordnung über einem Respekt einflößenden Rustikasockel von zwei Geschossen erfüllte die Ansprüche der Bauherren und bringt die Solidität und Solvenz des Wirtschaftsunternehmens eindrucksvoll zum Ausdruck. (1)
1) Vgl. Julius Pintsch AG Berlin auf der Münchener Deutschen Verkehrsausstellung, Berlin 1925; Julius Pintsch AG Berlin O 27, Generatorgas-Anlagen, Berlin s.d; Bitthorn, S. 25, 31-32, 53-54, 56; Gensch/Liesigk/Michaelis, S. 264-268; Kornrumpf; Boetticher; Lindenberg; Zur Feier des 50jährigen Bestehens der Firma Julius Pintsch, Bln. 1843-1893, Bln. am 26. April 1893 aus dem Nachlaß Pintsch im Landesarchiv Berlin.
Literatur:
- Julius Pintsch AG Berlin auf der Münchener Deutschen Verkehrsausstellung, Berlin 1925 / Seite (Ratsbibl. 13,16 62/16)
- Julius Pintsch AG Berlin O 27, Generatorgas-Anlagen, Berlin / Seite (Ratsbibl. 13,16 62/102)
- Bitthorn, O./ Die ersten 50 Jahre der Gemeinde St. Andreas zu Berlin (1856-1906), Berlin 1906 / Seite 25, 31-32, 53-54, 56. (Stadtbibl.: I 20268)
- Gensch, Der Berliner Osten, 1930 / Seite 264-268. (AGB: B 152 Frie 1)
- Kornrumpf, Martin/ "Mehr Licht ..." Julius Pintsch (1815-1884) und seine Söhne - Pioniere der Beleuchtungstechnik, München 1985 / Seite (Stadtbibl. Mm 282A-Ex.)
- Boetticher, Arno/ Julius Pintsch 1815-1884, Görlitz 1908Lindenberg, Paul/ Julius. Blätter der Erinnerung, Berlin 1914 / Seite (Sen.Bibl. Oa 485)
- Zur Feier des 50jährigen Bestehens der Firma Julius Pintsch am 26. April 1893, Berlin 1893 / Seite (Sen.Bibl. 86/5649)
- Topographie Friedrichshain, 1996 / Seite 19, 65, 116-117
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
- Tel.: (030) 90259-3653
- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
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